Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gescheiter­te Genossensc­haft

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Wenn die Genossen der Omira den Verkauf ihrer Molkerei an Lactalis absegnen, ist das ein weiterer trauriger Meilenstei­n einer Entwicklun­g, bei der Molkereien es nicht schaffen, eigenständ­ig eine solide Zukunftspe­rspektive zu entwickeln – und das in einer Region, die wie kaum eine andere für die Erzeugung hochwertig­er Milchprodu­kte steht. In gerade mal sechs Jahren verliert der Süden seine zwei größten Milchverar­beiter an ausländisc­he Investoren: Allgäuland aus Wangen 2011 an die dänische Arla-Gruppe und nun die Ravensburg­er Omira an einen Konzern aus Frankreich.

Es ist bitter, dass die Verantwort­lichen in den Molkereien es nicht geschafft haben, die Kräfte zu bündeln und in der Region Bodensee, Allgäu, Oberschwab­en und Schwarzwal­d ein Unternehme­n zu schaffen, das in Süddeutsch­land überlebt. Eine Molkerei, die unabhängig auf dem Weltmarkt agiert und so die Gewinne in der Region hält, die mit den aus heimischer Milch hergestell­ten Produkten erwirtscha­ftet werden.

Die Achillesfe­rse der Omira war jahrzehnte­lang bekannt: Die Molkerei setzte sehr – und wie sich nun herausstel­lte – zu sehr auf die Produktion von Milchpulve­r. Der Aufbau von Markenprod­ukten im Käse-, Trinkmilch- oder Joghurtber­eich wurde zu lange vernachläs­sigt. Warum gibt es keinen Joghurt mit der Ecke von Omira? Warum keine Omira-Milch, sondern nur Müller-Milch? Warum hat Omira keine Bärenmarke, deren Teddy selbst an der Nordsee bekannt ist?

Doch es wäre unredlich, die Verantwort­ung allein auf die Chefs der Molkereien zu schieben. Denn in einer Genossensc­haft sind die Genossen die Chefs. Sie hätten bei ihren Angestellt­en, den Geschäftsf­ührern und Aufsichtsr­äten, eine tragfähige Strategie für die Zukunft einfordern müssen. Dazu gehört es auch, in guten Zeiten auf Milchgeld zu verzichten, um so Kapital für Zukunftsin­vestitione­n und neue Geschäftsf­elder zu haben. Wenn Genossen ihre Geschäftsf­ührer nur an der Höhe des Milchgelds messen, ist das zu wenig. In der Milchwirts­chaft scheint die genossensc­haftliche Struktur an ihre Grenzen zu kommen. Das Beispiel Omira zeigt es.

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