Zarte Radierungen mit kritischer Botschaft
Galerie Lutze in Friedrichshafen stellt den Künstler Felix Droese aus
FRIEDRICHSHAFEN (hv) - Vor nunmehr 20 Jahren hat der Galerist Bernd Lutze die letzte Ausstellung des vom Zeichnen geprägten Künstlers Felix Droese gezeigt. Jetzt hat er eine Einzelausstellung eröffnet, deren Mittelpunkt delikate Kaltnadelradierungen bilden. Schon lange war es ihm ein Anliegen, die 22 Radierungen aus der Mappe „Einer muss wachen“von 1982 auszustellen.
Sie ist etwas Besonderes, diese Serie von Kaltnadelradierungen in unterschiedlicher Größe, die Lutze in einer langen Reihe gehängt hat. Auffällig sind Titel wie „Totensonntag (langer Samstag)“, „alltägliche Endlösung“oder „infelix lignum“. Anspielungen auf die christliche Religion fallen auf, Droeses Vater war altkatholischer Pfarrer. Mit dem Christentum setzt Droese sich kritisch auseinander – nicht verwunderlich, denn er verhält sich von Anfang an kritisch zu seiner Umwelt. Mit der Schattenriss-Installation „Ich habe Anne Frank umgebracht“hat er 1982 auf der 7. Kassler Documenta Aufsehen erregt. Der Beuys-Schüler zählt zu den Künstlern, die sehr intensiv auf Missstände hinweisen. Droeses Arbeiten sind nicht in der Nähe zur Karikatur angesiedelt, ihre Kritik ist feiner, subtiler, dazu passt die feine Ausarbeitung der ausgestellten Radierungen: Menschliche Figuren schälen sich heraus, falls sie nicht ohnedies das Bild dominieren. Jedes Blatt erzählt eine Geschichte, das macht die Betrachtung der skizzenhaft hingehauchten Radierungen so spannend.
Schön ist, dass Lutze als Pendant zu der Mappe „Einer muss wachen“(ein Zitat von Franz Kafka) in den weiteren Räumen Griffelkunst-Radierungen zeigt. Dazu kommen Holzdrucke, beispielsweise auf einer Collage mit ausgeschnittenem Aluminiumkreuz. So rundet sich das Bild des Künstlers Felix Droese.