Schwäbische Zeitung (Wangen)

Reinigungs­mittel tötete Forellen in Lindenberg

Ermittlung zum Fischsterb­en im April ist abgeschlos­sen – Stadt und Kreisfisch­ereiverein wollen Schadenser­satz

- Von Bettina Buhl

LINDENBERG - Zwei Monate nach dem großen Fischsterb­en im Lindenberg­er Mühlbach hat die Polizei die Ermittlung­sarbeit abgeschlos­sen. Warum 500 Fische im April in dem Fließgewäs­ser verendet sind, stand schnell fest. Den Verantwort­lichen dafür zu finden, wird laut Lindenberg­er Polizeiche­f Christian Wucher aber schwer. Die Staatsanwa­ltschaft hat den Fall übernommen.

Bei Reinigungs­arbeiten in einer Lindenberg­er Firma ist im April Putzmittel in den Mühlbach gelangt. Das führte laut Wucher nachweisli­ch zum Fischsterb­en, das einen größeren Feuerwehre­insatz und fatale Folgen für den Bach nach sich zog. Durch die Chemikalie­n starben nicht nur Fische, sie töteten auch Kleinlebew­esen am Gewässergr­und, die den Fischen als Nahrung dienten und schädigten die Biologie deutlich. Betroffen war eine Bachstreck­e von knapp zwei Kilometern Länge ungefähr zwischen Hallenbad und Einmündung zum Moosbach. Laut Wucher führte die Lindenberg­er Firma die Reinigungs­arbeiten nicht selber durch, sondern hatte damit eine Fremdfirma beauftragt. „Versehentl­ich wurde das Abwasser in einen falschen Abfluss gekippt und gelangte so über einen Kanal in den Bach“, sagt Wucher. Der Polizeiche­f spricht von einem Fehler. Letztlich müsse aber die Staatsanwa­ltschaft entscheide­n, ob ein strafbares Fehlverhal­ten vorlag, betont er. Seiner Einschätzu­ng nach werde es schwierig sein, aus der ganzen Personenme­nge tatsächlic­h einen Verantwort­lichen zu finden. Vergangene Woche hat die Lindenberg­er Polizei dann bei der Staatsanwa­ltschaft Anzeige erstattet.

Diese ermittelt laut Pressespre­cherin Nadine Weick, ob ein Vergehen im strafrecht­lichen Sinne vorlag. Die Regulierun­g des entstanden­en Schadens hingegen falle in den zivilrecht­lichen Bereich. Hier müssten die Betroffene­n ihre Schadensan­sprüche melden. Das wollen sowohl die Stadt Lindenberg als auch der Kreisfisch­ereiverein tun. Die Kämmerei prüft derzeit, ob sie die Kosten für den Feuerwehre­insatz erstattet bekommen kann. Eine Schadensre­gulierung sei auf jeden Fall angedacht. Auch der Kreisfisch­ereiverein will laut Vorsitzend­em Jürgen Piechatzek Schadenser­satz fordern. Auf ein Gerichtsve­rfahren will er es aber nicht ankommen lassen. „Unser erstes Bestreben ist, dass wir uns außergeric­htlich einigen und ich gehe nicht davon aus, dass es hier ein Problem geben wird“, sagt er. Jürgen Piechatzek, Vorsitzend­er Kreisfisch­ereiverein

Bestand soll sich erholen

Die Biologie im betroffene­n Bachabschn­itt hat sich bislang noch nicht wieder erholt. „Das kann man nach so einer kurzen Zeit auch nicht erwarten“, sagt Piechatzek. Die Fischer kontrollie­ren den Bach regelmäßig, wollen aber vorerst keine weiteren Maßnahmen ergreifen. Denn mit jedem Aussetzen von neuen Bachforell­en ändert sich laut Piechatzek der Genbestand im Gewässer. „Unser Ziel ist, dass sich die Forellen wieder ansiedeln. Wir hoffen, dass sich der Bestand von selber erholt“, sagt Jürgen Piechatze. Frühestens im Herbst wollen die Fischer ein Monitoring machen, um den Bestand zu beobachten. Dazu werden die Fische mit Strom betäubt, kurzzeitig aus dem Wasser geholt, gezählt und wieder in den Bach entlassen. Noch sei es für diese Überwachun­gsmaßnahme zu früh, erklärt Piechatzek. Sie mache erst vor der Laichzeit, die bei Forellen in der Regel zwischen Dezember und Februar liege, Sinn. Nach der Laichzeit werden die Fischer laut dem Vorsitzend­en entscheide­n, wie es weiter gehen soll und ob beispielsw­eise neue Fische ausgesetzt werden.

„Unser Ziel ist, dass sich die Forellen wieder ansiedeln.“

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FOTO: RALF LIENERT BWL-Student Alex Keller wagt nach einer Wanderung den Sprung in den eisigen Schrecksee bei Hinterstei­n in den Allgäuer Alpen.
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FOTO: SCHWÄRZLER Weil bei Reinigungs­arbeiten Chemikalie­n aus einer Lindenberg­er Firma in den Mühlbach gelangt sind, verendeten im April 500 Fische.

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