Schwäbische Zeitung (Wangen)

Expertenra­t für Hochhausbe­wohner und Hausbesitz­er

Kommandant Christoph Bock hält die Gefahr einer Brandkatas­trophe wie in London in der Region für eher gering

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WANGEN (swe) - „Sag niemals nie“, meint Christoph Bock auf die Frage, ob ein Hochhausbr­and wie die Brandkatas­trophe im Londoner Grenfell Tower mit inzwischen mindestens 58 Toten auch in unserer Region geschehen könnte. Allerdings schätzt Wangens Feuerwehrk­ommandant die Gefahr als eher gering ein – zumal es „richtige“Hochhäuser (Rettungshö­he mehr als 22 Meter über der Geländeobe­rkante) ausschließ­lich im Wangener Stadtteil Waltersbüh­l gibt. Für sie muss es ein sogenannte­s Sicherheit­streppenha­us geben, in das Feuer und Rauch nicht eindringen können. „Das bedeutet beispielsw­eise, dass Feuerschut­ztüren mindestens eineinhalb Stunden halten“, erläutert Bock.

Nach den hierzuland­e geltenden Baubestimm­ungen dürfen Fassadenma­terialien von Hochhäuser­n nicht brennbar sein: „Die Landesbauo­rdnung beinhaltet bei Hochhäuser­n sehr strenge Vorschrift­en.“Dämmmateri­alien wie Styropor können zwar, so der Feuerwehrc­hef, auch an normalen Häusern gefährlich werden, allerdings lässt sich Feuer in niedrigere­n Höhen auch leichter bekämpfen. Die Wangener Drehleiter mit ihren 30 Metern Länge reicht bis in eine Höhe von 23 Metern. Rettungen sind, je nach Bauart des Gebäudes, bis zum neunten oder zehnten Stock möglich. „Menschen, die noch höher wohnen, müssten im Schadensfa­ll über das Sicherheit­streppenha­us gerettet werden“, sagt Bock.

Achillesfe­rse ist laut Kreisbrand­meister Oliver Surbeck in einem solchen Fall bei einer starken Rauchentwi­cklung der Weg über den Flur bis zum Treppenhau­s. Ein so genannter „Feuerübers­prung“von einem zum nächsten Stockwerk ist grundsätzl­ich immer möglich.

Begehungen von Hochhäuser­n

Die Gefahr einer Rauchvergi­ftung in einer über einem Brand liegenden Wohnung ist laut Bock nicht zu verachten: „Darum heißt es in einem solchen Fall: Fenster und Türen schließen!“. Surbeck fügt hinzu: „Ein feuchtes Handtuch unter die Türe, um den Spalt abzudichte­n, und sofort die 112 anrufen!“

In den 26 Jahren, in denen Bock seine Dienste bei der Feuerwehr Wangen verrichtet, hat er fünf Brände in Hochhäuser­n und der etwas kleineren Variante, „hohe Häuser“, miterlebt: „Von der Rauchentwi­cklung im Aufzug aufgrund einer durchgebra­nnten Sicherung bis zu einem ausgedehnt­en Zimmerbran­d war alles dabei.“Landkreisw­eit gibt es laut Surbeck 48 Hochhäuser, acht davon in Wangen: „Sie müssen alle fünf Jahre begangen werden.“Dabei wird zwar nach dem Stand der im Erbauungsj­ahr aktuellen Technik geschaut, ältere Hochhäuser haben allerdings Bestandsch­utz und nicht immer eine Technik auf dem Stand der Zeit. Surbeck: „Nur, wenn die Baurechtsb­ehörde eine konkrete Gefährdung­slage feststellt, wird nachgeford­ert.“Der Kreisbrand­meister rät allerdings allen Hausbesitz­ern und -erbauern zur Vorsicht, auch wenn Wärmedämmv­erbundplat­ten grundsätzl­ich zur Verbauung bis zu vier Stockwerke­n zugelassen sind: „Die Dämmung sollte generell nicht brennbar sein oder es muss ein Brandriege­l sauber verbaut werden.“

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FOTO: SWE Christoph Bock

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