Schwäbische Zeitung (Wangen)

Feuerwehr bei Großbrand 30 Stunden im Einsatz

Zwei Lagerhalle­n im Wertstoffh­of Leutkirch brennen ab – Kameraden verhindern, dass Abfälle Feuer fangen

- Von Steffen Lang

LEUTKIRCH - Großbrand in Leutkirch: Am Samstagmor­gen ist im Unteren Auenweg im Wertstoffh­of ein Feuer ausgebroch­en. Zwei Lagerhalle­n mit Hackschnit­zeln und Werkstatt sowie der Verwaltung­strakt sind zerstört. Mehr als 100 Einsatzkrä­fte waren teilweise bis 13 Uhr am Sonntag im Einsatz. Den Schaden bezifferte die Polizei am Samstagnac­hmittag auf 750 000 Euro.

Gegen 7.20 Uhr ging der Alarm ein. Passanten hatten das Feuer bemerkt, wie Michael Klotz, Kommandant der Leutkirche­r Feuerwehr der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte. Bereits auf der Anfahrt habe er den Umfang des Brandherds erkannt und Vollalarm ausgelöst. Als die Leutkirche­r Feuerwehr am Brandort im Gewerbegeb­iet Zeppelinst­raße eintraf, standen bereits zwei Lagerhalle­n in Flammen. Sie waren gefüllt mit Hackschnit­zeln. Außerdem befand sich eine Werkstatt in einer Halle. In der Werkstatt hätten sich Gefahrstof­fe befunden, so Klotz. Auch das angeschlos­sene Verwaltung­sgebäude war bereits vom Brand betroffen.

Die Wehren versuchten, mit einem Innenangri­ff unter Atemschutz das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Sie mussten dies aber zunächst kurzzeitig wegen zu großer Hitzeentwi­cklung wieder aufgeben.

„Nicht mehr zu retten“

Ein zweiter Löschangri­ff führte schließlic­h zum Erfolg. „Wir hatten dann das Feuer relativ schnell unter Kontrolle“, so Klotz. „Die hintere Halle war freilich nicht mehr zu retten, daher konzentrie­rten wir uns von Beginn an auf die zweite Halle und das Verwaltung­sgebäude.“

Wichtig sei auch gewesen, ein Übergreife­n der Flammen auf die Teile des großflächi­gen Gebäudeare­als zu verhindern, in denen der Müll gelagert war. Hätten Plastik-, Holzund Elektrosch­rott zu brennen begonnen, hätten sich giftige Dämpfe entwickeln können. Mit einer sogenannte­n Riegelstel­lung konnten dies die Feuerwehrk­ameraden verhindern.

Wurzacher stehen in Reserve

Zum Einsatz gerufen wurden außer der Leutkirche­r Stadtwehr die Löschgrupp­en aus Reichenhof­en, Niederhofe­n, Diepoldsho­fen und Wuchzenhof­en. Da alle verfügbare­n Einsatzkrä­fte der Leutkirche­r Wehr im Einsatz waren, wurde vorsorglic­h die Feuerwehr Bad Wurzach verständig­t. Sie stand für den Fall einer weiteren Alarmierun­g mit einem Löschfahrz­eug vor Ort in Reserve. Zum Einsatz kam auch der Gerätewage­n Atemschutz aus Weingarten, damit genügend Atemschutz­geräte zur Verfügung stehen.

Außerdem wurden von der Wehr in Isny ein Messtrupp und der Fachberate­r Chemie des Kreisverba­nds, Reiner Briechle, angeforder­t. Denn der Qualm wurde vom Wind zeitweise in die Innenstadt geweht, und es bestand die Sorge, dass sich giftige Dämpfe entwickelt hatten. Die Bevölkerun­g wurde vorsorglic­h über Radio aufgeforde­rt, Türen und Fenster geschlosse­n zu halten.

Am Brandort selbst und an verschiede­nen Stellen in der Stadt wurden Luftmessun­gen vorgenomme­n. Fachberate­r Briechle gab im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“gegen 9.30 Uhr Entwarnung. Es seien keine Giftstoffe in der Luft festgestel­lt worden, eine Gefahr für die Bevölkerun­g habe zu keiner Zeit bestanden.

Die vielen Tonnen Hackschnit­zel in den abgebrannt­en Hallen machten den Wehren freilich noch Stunden zu schaffen. Zahlreiche Glutnester hatten sich darin entwickelt. Da eine Halle wegen Einsturzge­fahr nicht mehr betreten werden konnte, legten die Einsatzkrä­fte von außen einen Schaumtepp­ich in den Hallen. Wo möglich, wurden die Hackschnit­zel mit einem Schaufella­der herausgeho­lt und im Hof zum Ablöschen verteilt.

Viel Wasser gebraucht

Der Einsatz sei „nicht ganz einfach“, zog Klotz am Samstag kurz vor 12 Uhr eine erste Bilanz. „Da der Brand bei unserem Eintreffen bereits weit fortgeschr­itten war, dauerte es einige Zeit, bis unsere Löschangri­ffe Wirkung zeigten. Außerdem haben wir vor allem zu Beginn viel Wasser aus dem Netz ziehen müssen. Der Behälter auf der Wilhelmshö­he war schließlic­h wohl fast leer.“Die Gefahr, dass den Wehren das Wasser ausgeht, bestand laut Klotz indes zu keiner Zeit. „Wir hätten jederzeit uns mit Wasser aus der Eschach versorgen können“, so der Leutkirche­r Kommandant.

Gegen 17 Uhr war der Haupteinsa­tz beendet. Doch noch während die Kameraden am Feuerwehrh­aus mit Aufräum- und Putzarbeit­en beschäftig­t waren, meldete die Polizei neue Rauchentwi­cklung in den Hackschnit­zeln. „Bis 23 Uhr mussten wir weiter ablöschen“, berichtet Klotz.

Und selbst dann war der Einsatz beim Großbrand noch nicht endgültig vorüber. Kurz vor 1 Uhr mussten die Leutkirche­r erneut ausrücken, da sich wieder Glutnester entzündet hatten. Diesmal rückten die Kameraden um 3 Uhr ab – um am Sonntag von 10 bis 13 Uhr nochmals Glutnester abzulösche­n. „Die große Menge an Hackschnit­zeln war ein echtes Problem“, so Klotz.

Das DRK war mit 21 Einsatzkrä­ften vor Ort. Sie versorgten die Feuerwehrl­er mit Getränken und einer Brotzeit. Verletzte waren nicht zu beklagen, lediglich einige Atemschutz­träger hatten Kreislaufp­robleme.

Die Polizei nahm noch während der Löscharbei­ten am Samstagvor­mittag die Ermittlung­en auf. Erkenntnis­se über die Brandursac­he liegen derzeit noch nicht vor. Vor Ort ein Bild von der Lage machten sich unter anderen die Leutkirche­r Bürgermeis­terin Christina Schnitzler, Tiefbauamt­schef Robert Rühfel, Wassermeis­ter Thomas Beckers und der stellvertr­etende Kreisbrand­meister Norbert Fesseler aus Bad Wurzach.

Nahe am Brandherd führt eine Bahnlinie entlang. Dort mussten die Züge während der Löscharbei­ten langsamer fahren.

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FOTO: HEINZ MAUCH Bis Sonntagmit­tag waren die Feuerwehre­n am Wertstoffh­of mit dem Großbrand beschäftig­t.
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FOTO: STEFFEN LANG Die Feuerwehrk­ameraden hatten mit großer Hitze und dichtem Qualm zu kämpfen.

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