Ausbau der Unfallstrecke ist ungewiss
Auf der B 30 südlich von Biberach ereignen sich wiederholt schwere Verkehrsunfälle
BIBERACH - Zwei Tote und vier Verletzte sind die furchtbare Bilanz zweier schwerer Verkehrsunfälle, die sich am vergangenen Donnerstag auf der B 30 zwischen Biberach und Appendorf ereignet haben. Nachdem dort bereits um die Mittagszeit ein Auto in den Gegenverkehr geraten war, ereignete sich am Abend etwas weiter südlich ein zweiter Unfall nach ähnlichem Muster. Unter Feuerwehrleuten wird dieser B 30-Abschnitt als „Todeskilometer“bezeichnet, als Unfallschwerpunkt wird er in der offiziellen Statistik jedoch nicht geführt. Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 ist der vierstreifige Ausbau dieses Streckenabschnitts im vordringlichen Bedarf.
Beide Unfallstellen vom Donnerstag liegen nach Polizeiangaben zwei Kilometer auseinander. Die insgesamt knapp drei Kilometer lange Strecke verfügt über drei Fahrspuren. Wechselweise dient der mittlere Fahrstreifen als Überholspur in Fahrtrichtung Ravensburg oder Ulm.
Wiederholt kommt es auf diesem Streckenabschnitt nach Angaben des Polizeipräsidiums Ulm zu Unfällen. 2016 gab es auf Höhe Appendorf fünf Unfälle. Zwischen den Anschlussstellen Biberach-Süd und Hochdorf waren es 17 Unfälle. Dabei kam ein Mensch ums Leben, ein Unfallbeteiligter erlitt schwere Verletzungen, 13 Menschen wurden leicht verletzt.
Verschiedene Unfallursachen
Unfallursachen waren laut Polizei zum Beispiel Übermüdung, Alkohol, Abkommen nach links auf die Gegenfahrbahn, Glätte, fehlerhafter Fahrstreifenwechsel, Fehler beim Wenden, unzureichend gesicherte Ladung oder nicht angepasste Geschwindigkeit. „Ein Ursachenschwerpunkt, also eine häufiger auftretende Unfallursache war nicht zu verzeichnen“, so Polizeisprecher Uwe Krause.
In diesem Jahr haben sich auf diesem Streckenabschnitt bereits drei Unfälle ereignet, darunter die beiden am Donnerstag. Hier waren die Ursachen laut Polizei ebenfalls verschieden. Der Verursacher des ersten Unfalls gab Kreislaufprobleme an, im anderen Fall gibt es laut Polizei Anhaltspunkte, dass die Unfallverursacherin unter Alkoholeinfluss stand.
Trotz dieser Zahlen tauchte dieser Streckenabschnitt in den Statistiken zu den Unfallschwerpunkten des Landkreises in den vergangenen drei Jahren nicht als Unfallschwerpunkt auf, so die Auskunft des Landratsamts am Freitag. Der vierstreifige Ausbau der B 30 zwischen Biberach und Hochdorf ist im BVWP im vordringlichen Bedarf enthalten. Bei der Anhörung dazu habe der Landkreis Biberach einen durchgängigen vierspurigen Ausbau von Biberach bis Friedrichshafen gefordert, teilt das Landratsamt mit. Martin Gerster (SPD)
Priorität auf B 312 und der B 465
Die beiden hiesigen Bundestagsabgeordneten Josef Rief (CDU) und Martin Gerster (SPD) sind aber skeptisch, ob es in den nächsten Jahren überhaupt zu einem Ausbau zwischen Biberach und Hochdorf kommt. „Natürlich wäre eine durchgängig vierspurige B 30 wünschenswert“, sagt Rief. „Wir haben unsere Priorität aber stärker auf die Ortsumfahrungen im Zuge der B 312 und der B 465 gelegt.“Ein Ausbau der B 30 allein verhindere nicht alle Unfälle, dafür seien die Ursachen zu verschieden. Und einen solchen Ausbau zeitlich vorzuziehen, bedeute möglicherweise, auf andere Projekte zu verzichten, so Rief.
Ähnlich sieht es Martin Gerster. „Die B 30 ist eine wichtige Nord-SüdAchse, und ich finde schlimm, was am Donnerstag passiert ist“, sagt er. Allerdings habe der Bund den Ausbau in den vordringlichen Bedarf des BVWP gebracht. „Das Geld ist da, aber auf Landesebene fehlen die Kapazitäten, die Maßnahmen zu planen.“
„Die B 30 ist eine wichtige Nord-Süd-Achse, und ich finde schlimm, was am Donnerstag passiert ist.“