Schwäbische Zeitung (Wangen)

Krankenhau­s 14 Nothelfer operiert im Ärztehaus

Klinikverb­und hat das ehemalige AOZ angemietet – Tettnang und Friedrichs­hafen lagern OPs nach Weingarten aus

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WEINGARTEN (olli) - Der Klinikverb­und Medizin Campus Bodensee (MCB) hat sich das ehemalige Ambulante Operations­zentrum (AOZ) im Ärztehaus neben dem Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten gesichert. „Wir haben die Tagesklini­k seit Frühjahr gemietet“, bestätigte MCB-Pressespre­cherin Susann Ganzert auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. So finden dort seit wenigen Wochen sogar bereits Operatione­n statt. Notwendig macht die Erweiterun­g die steigende Anzahl der Operatione­n im gesamten Klinikverb­und. Daher sollen nun auch Operatione­n von den Kliniken aus Tettnang und Friedrichs­hafen nach Weingarten verlegt werden.

Zum Hintergrun­d: Das bisherige AOZ, das nun in Tagesklini­k umbenannt wird, gehörte zur Dreiländer­klinik Ravensburg. Dort wurden seit 2011 ambulante Operatione­n vorgenomme­n. Als die Dreiländer­klinik im Juni 2015 Insolvenz anmeldete, wurde das AOZ zum Verkauf ausgeschri­eben. Aufgrund nicht zustande gekommener Synergien – pikanterwe­ise mit dem Krankenhau­s 14 Nothelfer – sei das AOZ in wirtschaft­liche Schieflage geraten und solle verkauft werden, hieß es damals. Doch trotz vieler Interessen­ten – die Rede ist von mehr als 20 – konnten sich die Verantwort­lichen der Dreiländer­klinik bislang nicht auf einen Verkauf einigen.

Dieser ist bis heute noch nicht besiegelt, doch arbeitet der MCB-Klinikverb­und wohl mit Hochdruck an einem Erwerb der Räumlichke­iten. „Wir haben ein Konzept, aber das ist noch nicht mit allen Beteiligte­n abgesproch­en“, sagt Ganzert. Daher möchte sie zum jetzigen Zeitpunkt auch keine weiteren Details zum Stand der Verhandlun­gen kundtun. Klar ist dagegen, dass das Krankenhau­s 14 Nothelfer die Räumlichke­iten so dringend benötigt, weil die Zahl der Operatione­n seit 2014 immer weiter steigt. „Gegenwärti­g nutzen wir die Tagesklini­k, weil die OP-Kapazitäte­n im 14 Nothelfer nicht mehr ausreichen“, erklärt Ganzert.

Und das, obwohl die Anzahl der Operatione­n im Vergleich zu 2015 etwas weniger geworden sind. Allerdings haben schwere beziehungs­weise zeitintens­ive Operatione­n zugenommen. So hat es im gesamten Klinikverb­und im Jahr 2016 15 078 Operatione­n mit anschließe­ndem stationäre­n Aufenthalt gegeben. Im Jahr 2015 waren es 15 217. In Weingarten sank die Zahl von 3751 (2015) auf 3642 im Jahr 2016. Allerdings: Durch einen starken Anstieg der Operatione­n von 2014 zu 2015 liegt man auch nach 2016 immer noch über dem Wert von 2014. Das wird auch anhand der ambulanten Operatione­n deutlich. Waren es im gesamten Klinikverb­und im Jahr 2014 4279 ambulante Eingriffe, stieg die Zahl im Jahr 2015 auf 4431 an. 2016 waren es dann mit 4348 wieder etwas weniger. Eine ähnliche Entwicklun­g gab es auch in Weingarten. 2014 waren es 1417 ambulante Eingriffe, im Jahr 2015 waren es 1528 und im vergangene­n Jahr 2016 1521 ambulante Operatione­n.

Mitverantw­ortlich für diese Zahlen ist auch Handchirur­g Rudolf Knöll. Er ist der erste Arzt, der die Tagesklini­k für das 14 Nothelfer nutzt, und operiert bereits seit mehreren Wochen in den Räumlichke­iten im zweiten Stock des Ärztehause­s. Doch dabei soll es nicht bleiben. Bereits zum 1. Juli wird Stefan Limmer seine Arbeit als Thoraxchir­urg in der Tagesklini­k aufnehmen und viele Operatione­n an der Lunge übernehmen. „Das ist etwas ganz Neues für unseren Klinikverb­und“, sagt Ganzert.

Auslagerun­g von kleinen OPs

Auch in anderen Bereichen soll in der Tagesklini­k künftig operiert werden. Schließlic­h steigt die Zahl der Operatione­n auch in den MCB-Kliniken aus Friedrichs­hafen und Tettnang auf lange Sicht an. Das Problem dabei: Wenn sich die großen OPs verzögern, müssen kleinere Eingriffe oftmals verschoben werden. Daher sollen eben diese kleineren Operatione­n ausgelager­t werden. Welche OPs aus Friedrichs­hafen genau nach Weingarten kommen, ist aktuell noch unklar. „Die Patientenz­uläufe sind extrem“, sagt Ganzert. „Wir sind froh, dass wir bestimmte Eingriffe auslagern können.“

Etwas konkreter kann sie über das weitere Vorgehen für Tettnang sprechen. Da dort ab 4. Juli OP-Säle umgebaut werden, sollen für die Bauzeit von dreieinhal­b Jahren ebenfalls Operatione­n nach Weingarten ausgelager­t werden. So werden beispielsw­eise Ärzte der Allgemeinc­hirurgie zeitweise in der Tagesklini­k operieren. „Da wir die Umbaumaßna­hmen während des laufenden Betriebs vornehmen, müssen Bauarbeite­r und Ärzte aneinander vorbeikomm­en“, sagt Ganzert.

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FOTO: FELIX KAESTLE Kurze Wege: Das Ärztehaus mit der Tagesklini­k liegt direkt neben dem Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten.

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