Die Zverev-Party fällt aus
Mischa und Alexander scheitern in ihren Halbfinals in Stuttgart und 's-Hertogenbosch
STUTTGART (dpa/SID) - Alexander Zverev nahm es mit der Geschwisterliebe etwas zu genau. Nur eine knappe Stunde nach dem Halbfinal-Aus seines Bruders Mischa in Stuttgart zog Deutschlands bester Tennisprofi nach und flog im niederländischen 's-Hertogenbosch in der Vorschlussrunde aus dem Turnier. Dennoch ist klar: Die Hoffnungen der deutschen Fans für die weitere Saison ruhen vor allem auf dem nicht immer unumstrittenen Gespann aus Hamburg.
„Hoffentlich sorge ich für ein, zwei Überraschungen in Halle und Wimbledon. Ich hoffe, dass es so weitergeht in den nächsten Wochen“, bilanzierte Mischa Zverev dennoch zufrieden. Wimbledon ist der sportliche Höhepunkt der Rasensaison. Gerade zu den Karriereplänen des jüngeren Hamburgers, dem als künftiger Nummer eins gehandelten Alexander Zverev, würden positive Schlagzeilen dort passen.
Vier Wochen nach seinem Masters-Erfolg von Rom verpasste es der Jungstar, das enttäuschende Erstrunden-Aus bei den French Open vergessen zu machen. Zum Ärger der Stuttgarter Veranstalter hatte er dem Turnier in den Niederlanden den Vorzug gegeben und verlor gegen den Luxemburger Gilles Muller im Halbfinale 6:7 (5:7), 2:6. „Die Gespräche haben in diesem Jahr leider zu keinem Ergebnis geführt“, sagte Stuttgarts Turnierdirektor Edwin Weindorfer. Verscherzen wollen es sich die Organisatoren mit Zverev junior aber nicht. „Für ihn ist bei uns aber immer die Tür offen, und wir hoffen, dass er künftig hier spielen wird“, sagte Weindorfer vor dem Finale, das der Franzose Lucas Pouille (Nr. 4) 4:6, 7:6 (7:5), 6:4 gegen ZverevBezwinger Feliciano Lopez gewann. Schärfer war der Ton in Hamburg.
Nach der Absage der Zverevs für das traditionsreiche Sandplatzturnier am Rothenbaum (22. bis 30. Juli) zeigte sich Turnierchef Michael Stich von Mischa „persönlich enttäuscht“. Alexander ist gar vertraglich an die Veranstaltung gebunden. „Es ist selbstverständlich, dass der Turnierdirektor enttäuscht ist, wenn aus den Top-20 nur ein Spieler kommt“, sagte Mischa Zverev.
Der gebürtige Moskauer verwies jedoch auf den ungeliebten Hamburger Sandplatz und seine zu verteidigenden Weltranglistenpunkte. Für die Rangliste wollen die Brüder nach ihrem Erstrunden-Aus bei den French Open vor allem in Wimbledon (ab 3. Juli) wieder etwas tun.
In der kommenden Woche setzen beide gemeinsam erst einmal im westfälischen Halle die Vorbereitung auf Wimbledon fort. Auf Alexander Zverev wartet dort im Anschluss an den Italiener Paolo Lorenzi womöglich sein Davis-Cup-Kollege Philipp Kohlschreiber. Zu einem Duell mit dem siebenmaligen Wimbledon-Sieger Roger Federer, für beide Zverevs ein Idol, könnte es erst im Endspiel kommen. Mischa Zverev müsste in der zweiten Runde gegen den Schweizer ran.
Ihm liegt das Spiel auf Rasen besonders. Nach eigenem Aufschlag rennt er gnadenlos ans Netz vor. John McEnroe soll ihn nach dem sensationellen Achtelfinalerfolg über den Weltranglisten-Ersten Andy Murray in Melbourne zu seinem neuen Lieblingsspieler ernannt haben. Federer lobte ihn für sein „schönes Spiel“.
Der jüngere, aber größere Bruder war es 2014, der Mischa Zverev antrieb, es weiter zu versuchen. Nach einer Handgelenks-OP spielte der Linkshänder mit dem Gedanken, aufzuhören mit dem Profitennis. „Er hatte die Naivität eines jungen Menschen. Das hat geholfen“, erklärte der Genf-Finalist.
Im Schatten der großen TennisHoffnung mauserte sich der 29-Jährige zur deutschen Nummer zwei. Den Abstand zum Familienmitglied dürfte er in der Rangliste jetzt verringern. Mit dem Stuttgart-Halbfinale rückt Mischa Zverev voraussichtlich auf Rang 29 vor, steht soweit vorn wie nie. Alexander dürfte durch die Niederlage vorerst wieder aus den Top 10 herausfallen.