Aufmerksamkeit für Behinderte
Traktor-Tour der Seelsorge macht Station in Wangen
WANGEN (jasc) - Die Frage „Was behindert dich?“steht in großen Lettern auf der Rückseite des Planwagens. Wenn Diakon Karl Josef Arnold mit seinem Team unterwegs ist zum nächsten Stopp ihrer Tour, ist sie für jeden Autofahrer gut zu lesen, der hinter dem langsam fahrenden Traktor und dem Anhänger herfahren muss. „Von Wolfegg nach Wangen war die Schlange hinter uns schon länger. Die Leute sind eigentlich trotzdem freundlich, wenn sie das Plakat lesen. Aber natürlich ist das sehr provokant“, erzählt Arnold. Es geht ihm und den anderen beteiligten Seelsorgern um Aufmerksamkeit für Behinderte. Die ist ihnen mit ihrer Aktion sicher. Am Freitag ist die Tour in Friedrichshafen gestartet und führt bis zum 24. Juni über zehn Stationen bis nach Ulm.
„Jeder hat seine Behinderung. Das ist unser Thema“, sagt Seelsorger Meinrad Bauer. Es gehe nicht darum, Spenden zu sammeln, sondern mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zu sensibilisieren, sagt Arnold. Mit dem bisherigen Verlauf der Tour ist er sehr zufrieden: „Mit der Menge an Aufmerksamkeit, die wir bekommen, hätte ich nicht gerechnet.“
Zehn Prozent der Bevölkerung seien behindert und daher viele Menschen direkt oder indirekt betroffen, das spiegele sich in den Gesprächen mit Passanten. Am Traktor und am Planwagen sind Fähnchen befestigt, auf die die Passanten schreiben können, was sie behindert. Alles ist erlaubt. „Alte Menschen“steht auf einem, „Meine kleine Schwester“auf einem anderen. Ein Fähnchen mit der Aufschrift „Bürokratie“ist besonders gut lesbar. Das seien einfach ungeschminkte Aussagen. Die tue ihnen und der Konzeption der Seelsorge gut, sagt Arnold. „Wir können sehen, was es wirklich braucht“, ergänzt er.
Von Behinderten selbst verfasste Definitionen über Liebe oder Schönheit hängen auch am Planwagen. Aus ihnen spricht oft der gleiche Ton: Der Wunsch nach einer ganz normalen Behandlung. Das sieht auch Monika Romer aus dem Seelsorgeteam so: „Wir müssen die Leute einfach ein bisschen aufrütteln, dass in unserer schnellen Gesellschaft ein langsamerer Mensch trotzdem gleich viel wert ist. Da findet heute immer noch viel Ausgrenzung statt.“