Stade will Film in Lindau drehen
Lindauer Filmemacherin arbeitet an zwei Projekten - Regisseurin und Produzentin
LINDAU - Mit ihrem Film über den Justizskandal Gustl Mollath haben die jungen Filmemacherinnen Annika Blendl und Leonie Stade auf sich aufmerksam gemacht. Nun meldet sich Leonie Stade mit zwei neuen Projekten zurück. Die Lindauerin arbeitet an ihrem Abschlussfilm und hat mit ihrer Produktionsfirma „Man on Mars“eine Lebenslinie für den BR produziert: „Mein Glaube, meine Liebe“wurde am Montag, 12. Juni, im BR Fernsehen ausgestrahlt.
Noch ist Leonie Stade Studentin an der Filmhochschule München. Und da steht nun ihr vierter Film, der Abschlussfilm, an. „Wir hätten eigentlich schon mit Mollath abschließen können“, sagt sie. Aber sie und Annika Blendel wollten sich die Chance nicht entgehen lassen, sich noch einmal so richtig auszutoben. „Wir wollten nochmal unsere künstlerische Freiheit genießen“, sagt Leonie. Und zwar ohne dass Geldgeber mitsprechen.
Das Thema ihres Abschlussfilms geisterte dem Duo schon lange im Kopf herum: die Selbstvermarktung in der heutigen Gesellschaft. Ob in der Mode- oder in der Schauspielund Filmwelt: Die beiden Filmemacherinnen wollen den Fokus auf die Kluft zwischen der Selbstdarstellung und dem wahren Ich legen. „Ich habe das Gefühl, dass viele Leute nur noch die Hüllen ihrer Präsentation sind“, sagt Leonie Stade. „Die real erlebten Momente werden immer weniger“, bedauert sie.
Der Knoten hat sich gelöst
Die 29-Jährige weiß, wovon sie spricht. Nach dem Abitur arbeitete sie mehrere Jahre als Fotomodell in Paris und Mailand. Annika Blendl kennt als Schauspielerin die Filmwelt auch von dieser Seite. Doch bisher hatten die beiden keine Idee, wie sie dieses „wahnsinnig erzählenswerte“Thema umsetzen können. „Jetzt haben wir das Gefühl, dass wir einen Zugang gefunden haben“, freut sich Leonie. „Der Knoten hat sich gelöst.“
Viel will Leonie Stade noch nicht verraten. Nur soviel: Ein Teil des Films soll in Lindau gedreht werden. „Eine Protagonistin kommt aus Lindau“, verrät sie. Im Moment brüten die beiden Frauen noch über dem Drehbuch – und kümmern sich um die Finanzen. Sie hoffen auf Geld von der Filmhochschule und der Filmförderung, wenn’s gut läuft, steigt auch ein Sender in das Filmprojekt ein. Doch Leonie Stade und Annika Blendel, die seit 2013 mit „Man on Mars“eine eigene Filmproduktionsfirma haben, sind auch als Produzentinnen im Geschäft. Als solche kümmern sie sich um alles Organisatorische und Finanzielle und halten den Filmemachern den Rücken frei. Das haben sie für den Film „Mein Glaube, meine Liebe“von Michael Schmitt getan, der in der BR-Reihe „Lebenslinien“läuft. „Wir sehen das Filmprojekt als Produzentinnen aus der wirtschaftlichen Perspektive“, sagt Stade, inhaltlich würden sie nicht viel mitsprechen.
Das Thema des Films hat sie dennoch beschäftigt. „Es ist ein sehr wichtiges gesellschaftliches Thema, welches leider viel zu wenig behandelt wird“, sagt Stade. Es geht um das lange Ringen, den inneren Zwiespalt von Marika. Die junge Lehrerin hat ihre Lehrerbefugnis für das Fach katholische Religion zurückgegeben, nachdem sie eine eingetragene Lebensgemeinschaft mit ihrer Partnerin Anke eingegangen ist – was ein schwerer Verstoß gegen die Moralund Sittenlehre der Kirche ist.
„Das wusste ich vorher nicht“, sagt Leonie, „das ist für mich krass rückschrittlich.“Sie habe Marika und Anke nicht nur als „liebenswertes Pärchen“kennengelernt. Marika sei eine „richtig tolle Lehrerin“, die es verstanden habe, junge Leute zu begeistern. Leonie Stade: „Es ist ein Verlust, dass Marika in diesem Fach nicht mehr unterrichten kann.“