Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zweifel an Kosten der Polizeiref­orm

Grüne fordern weitere Erklärunge­n vom Innenminis­terium – Einigkeit bei Anti-Terror-Paket

- Von Katja Korf

STUTTGART - Das Gezerre um die Polizeiref­orm geht weiter. Sowohl die Grünen als auch die CDU im Landtag zweifeln an den Zahlen, die eine Arbeitsgru­ppe aus Innen- und Finanzmini­sterium am vergangene­n Freitag vorgelegt hatte. In den Berechnung­en geht es darum, wie viel Geld das Land in die Hand nehmen müsse, um die Zuschnitte der zwölf regionalen Polizeiprä­sidien im Land zu verändern.

Weitgehend einig sind sich die Regierungs­fraktionen nach ihren Sitzungen am Dienstag beim Anti-Terror-Kampf. Sie wollen noch 2017 eines der schärfsten Landespoli­zeigesetze Deutschlan­ds verabschie­den. Damit sollen die Ermittler weitgehend­e Befugnisse im Kampf gegen Terrorverd­ächtige bekommen.

Beratungsb­edarf gibt es dagegen bei der Polizeiref­orm. Eine Expertengr­uppe hatte vorgeschla­gen, statt zwölf künftig 14 Präsidien zu betreiben. Dieses Modell würde nach Berechnung­en der Ministeria­len rund 143,7 Millionen Euro kosten. Die Experten hatten hingegen 30 Millionen Euro prognostiz­iert. Für die Grünen ist das einer der Knackpunkt­e. „Uns muss erst einmal jemand erklären, warum sich diese Summe fast verfünffac­ht hat“, sagte Hans-Ulrich Sckerl (Grüne). Außerdem müsse das Innenminis­terium darlegen, welche Effizienzg­ewinne es sich von mehr Präsidien verspricht – etwa durch kürzere Anfahrtswe­ge zu Einsätzen.

Dazu sagte Martin Jäger (CDU), Staatssekr­etär im Innenminis­terium: „Wir wollten ehrliche Zahlen vorlegen und haben danach gefragt, was ein neues Präsidium braucht und was das kostet.“Mögliche Einsparung­en seien schwer zu beziffern und eine Gegenrechn­ung nicht seriös.

Auch in der CDU gibt es Zweifel. „Wir haben Schlüssigk­eitsfragen“, sagte Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart. So seien Kosten enthalten, die ohne jede Reform anfielen – etwa für den Bau neuer Ausbildung­szentren. Die Union will trotzdem 14 Präsidien, die Grünen setzen eher auf ein 12erModell mit einem Präsidium in Ravensburg statt in Tuttlingen. Heute treffen sich Vertreter der Fraktionen. Sie wollen sich vor der Sommerpaus­e einigen. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte dazu, er hoffe darauf, sei aber mittlerwei­le skeptisch.

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