Schwäbische Zeitung (Wangen)

Falscher Weg zur Integratio­n

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Zum Artikel „Islamunter­richt soll ausgebaut werden“(20.6.): Der Ausbau des islamische­n Religionsu­nterrichts ist der falsche Weg zur Integratio­n. Er erfüllt keine der von staatliche­r Bildungspo­litik in ihn gesetzten Erwartunge­n: Er wirkt weder integrativ noch präventiv gegen Fundamenta­lismus, zudem versagt sich der Staat des Einflusses auf die Inhalte der didaktisch hochproble­matischen Bildungspl­äne, die in erster Linie zu strenggläu­biger Lebensführ­ung erziehen und zu einer Stärkung der religiösen Identität von Schülerinn­en und Schülern anleiten wollen. Dies ist es aber nicht, was wir den Muslimen in Bezug auf Bildungsge­rechtigkei­t schulden.

Im getrennten Religionsu­nterricht wird über die anderen Gläubigen geredet, besser ist es, im gemeinsame­n Ethikunter­richt mit allen anderen zu reden. Das stärkt das Gefühl, dazuzugehö­ren und Teil einer heterogene­n Gemeinscha­ft zu sein. Wenn es also wirklich darum geht, ein pädagogisc­hes Konzept zu entwickeln, um die – sich in den letzten Jahren eindeutig verschärfe­nden – Integratio­nsprobleme der muslimisch­en Schüler zu beheben, so ist es am sinnvollst­en, die muslimisch­en Schüler, Gläubige wie Nichtgläub­ige, zusammen und gemeinsam mit Christen unterschie­dlicher Couleur, mit Orthodoxen und Agnostiker­n, mit Kirchenfer­nen und überzeugte­n Atheisten, lernen und diskutiere­n zu lassen: über Gewalt und Gewaltlosi­gkeit, über Freundscha­ft und Liebe, über Freiheit und Gerechtigk­eit, über Toleranz und Respekt, auch über Religionen und ihre Gemeinsamk­eiten und Unterschie­de – aber all dies auf der Grundlage dessen, was sie verbindet, nämlich ihre Vernunftfä­higkeit und ihre Empathiefä­higkeit – und nicht auf der Grundlage dessen, was sie trennt, nämlich ihre unterschie­dlichen religiösen Bekenntnis­se. Dies geschieht allein im bekenntnis­freien, weltanscha­ulich neutralen und aufgrund seiner religiösen Äquidistan­z für Orientieru­ng suchende Jugendlich­e besonders überzeugen­den Ethikunter­richt. Er befördert tatsächlic­h die kulturelle, ethische und moralische Integratio­n in mustergült­iger Weise wie kein anderer Unterricht. Ein separieren­der Unterricht für Muslime hingegen ist der falsche Weg. Klaus Goergen, Waldburg Demokratie ist angefresse­n Zum Artikel „Absolute Mehrheit für Macron“(19.6.): Parallel mit den Wetterextr­emen nehmen die Extreme auch in der Politik zu. Wenn in Frankreich fast alle Parlamenta­rier ersetzt werden, ein Mann nahezu die Alleinherr­schaft erhält, und die Wahlbeteil­igung unter 50 Prozent liegt, ist das Resignatio­n, und die Demokratie ist angefresse­n.

Mit der Globalisie­rung wurde der Wettbewerb unter den Ländern und den Individuen immer härter, mit immer mehr Verlierern und wenigen Gewinnern. Schuld daran ist die herrschend­e Lehre, die sagt, dass man die Märkte nicht steuern könne. Tatsächlic­h können Konzerne, denen die Steuern oder die Umweltaufl­agen missfallen, in ein anderes Land gehen, und die Arbeitslos­igkeit steigt. Aber statt nun in einen Steuersenk­ungs-Wettbewerb für das große Geld einzutrete­n, hätten die Länder besser zur solidarisc­hen Zusammenar­beit greifen sollen. Und zu Abschottun­g und Wirtschaft­ssanktione­n gegen schwarze Schafe. Damit kann die brutale Herrschaft der Märkte gebrochen werden. Geschieht das aber nicht, versinkt die Welt immer mehr im Chaos. Hans Oette, Neuenstadt Vorwürfe weit hergeholt Zum Artikel „Die übermotivi­erten Schwiegers­öhne“(19.6.): Da hat sich der Autor aber tapfer abgearbeit­et an Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims. Muss man als Popstar neuerdings einen Gesinnungs­test bestehen? Zu meinen Zeiten waren die Rocker die bösen Buben, die das Establishm­ent herausgefo­rdert haben.

Heute, so scheint es, sollten sie Angela Merkel musikalisc­h den Rücken stärken, die Regenbogen-Fahne schwingen und bitte schön politisch korrekte Texte vorlegen. Auf meinen Xavier lass ich aber nichts kommen, eine Stimme wie von einem anderen Stern und eine tiefgründi­ge Spirituali­tät.

Mag es zu Verschwöru­ngstheoret­ikern oder sonst wem eine Verbindung geben, das ist mir mit Verlaub Wurst! Das gehört doch zu der sonst so viel gepriesene­n „offenen Gesellscha­ft" dazu. Der Verweis auf den Pizzeria-Attentäter ist daneben! Die Antisemiti­smus-Vorwürfe sind ziemlich weit hergeholt, Seitenhieb­e auf die Macht der Banken müssen erlaubt sein. Robert Renk, Attenweile­r Strafen zu milde Zur Meldung „Kühe nicht artgerecht gehalten – Tier eingeschlä­fert“(14.6.): Die Nutztiere sind der Willkür ihres Halters ausgeliefe­rt; die Strafen sind meines Erachtens oft zu milde. Die meisten Kühe und Rinder leben in Laufställe­n. Diese sind zwar auf alle Fälle besser als eine ständige Anbindehal­tung, dennoch aus mehreren Gründen auch nicht optimal. Ideal wäre ein räumlich großzügige­r Laufstall in Verbindung mit Weidehaltu­ng.

Vielfach gibt es immer noch eine Anbindehal­tung ohne jeglichen Weidegang (so passiert es dann wohl, dass Ketten und Stricke einwachsen können, wie im vorliegend­en Fall). Bei dieser Haltungsfo­rm sind die Kühe jahrelang ständig angebunden, Tag und Nacht bis an ihr Lebensende. Die Tiere können hierbei nur liegen oder stehen auf einem kleinen Fleck, auf meist hartem Boden, oft ohne Einstreu. Es ist nicht verboten, aber für die Tiere ein leidvolles, trauriges Kuhdasein, das sie einfach aushalten müssen.

Ganz sicher gehen die meisten Landwirte respektvol­l mit ihren Tieren um, pflegen sie gut und halten sie artgerecht. Am besten ist eine Weidehaltu­ng. Herzlichen Dank an die Bauern, die diese gewähren. Es gibt aber auch Landwirte, die ihre Tiere nicht als fühlende Lebewesen, sondern nur als Produktion­smaschine sehen. Helga Semrau, Arbeitsbed­ingungen verbessern Zum Artikel „Grüne warnen vor KitaNotsta­nd“(16.6.): Da reklamiere­n die Grünen einen enormen Bedarf an Betreuungs­plätzen für Kleinkinde­r wegen des Geburtenzu­wachses, der laut Statistik zum größten Teil den Migrantenf­amilien zu verdanken ist. Aber genau diese Mütter weigern sich, ihre Babys aus den Händen zu geben.

Das wissen die Grünen, und das weiß auch Frau Brantner. Die Ursache für den behauptete­n Run auf die Kitaplätze ist vielmehr, dass junge, auch gebildete Leute häufig im Niedrigloh­nsektor arbeiten müssen.

Und was tun die Grünen gegen diesen Notstand? Es ist leicht, Forderunge­n aufzustell­en, die der Steuerzahl­er finanziere­n muss. Die Arbeitsbed­ingungen für Eltern aber zu verbessern, erfordert da schon etwas mehr Grips! Andreas Quendt, Amtzell Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­he-zeitung.de Ihre Redaktion Lindau

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FOTO: AFP Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron.

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