Die Kinderbetreuung wird teurer
Wangener Gemeinderat beschließt Erhöhung der Elternbeiträge – Debatte um U3-Bereich und Akzeptanz
WANGEN - Wangener Eltern müssen nach den Sommerferien für die Kinderbetreuung tiefer in die Tasche greifen: Der Gemeinderat hat am Montagabend für die kommenden beiden Jahre die Kindergarten- und Krippenbeiträge erhöht. Gleiches gilt für die Betreuung im Rahmen der verlässlichen Grundschule und Hort. Die Abstimmungen fielen mit großen Mehrheiten beziehungsweise ohne Gegenvotum aus. Längere Diskussionen gab es dennoch.
Bis dato lagen die Elternbeiträge in Wangen stets unter dem von kommunalen und kirchlichen Spitzenverbänden empfohlenen Deckungsgrad von 20 Prozent. Das heißt: Bisher wurden weniger als ein Fünftel der anfallenden Kosten tatsächlich auf die Eltern umgelegt. Auch in der Region lag und liegt man unter dem Schnitt anderer Städte und Gemeinden.
Dass die Stadt sich der 20-Prozent-Marke annähern will, war bereits bei einem Ratsbeschluss vor einem Jahr deutlich geworden. Damals waren in einem „Zwischenschritt“die Betreuungskosten angehoben worden – und jetzt erneut. In dieser Grundlinie waren sich die Stadträte einig: „Was hier für die frühkindliche Bildung geleistet wird, ist enorm. Sie gehört zu den teuersten Aufgaben der Stadt“, argumentierte beispielsweise Ursula Loss, Fraktionschefin der Freien Wähler.
Mathias Bernhard merkte im Gegenteil vielmehr an: Die 20-prozentige Deckung werde jetzt zwar bei der Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen erreicht. Bei den Jüngeren sei man davon aber „noch ein Stück entfernt“. Auch die SPD trug die Beitragserhöhung mit, wenngleich sie der Forderung der Bundespartei nach kostenfreier Bildung von der Geburt bis zum Ende des Studiums widerspreche, wie Fraktionsvorsitzender Alwin Burth sagte. Aber: „Wir können die Bundesforderung in Wangen nicht allein umsetzen.“
Differenzierter wollte die GOL die Beiträge geändert sehen: Von der Fraktion gab es ein „Ja“zu Mehrkosten für Eltern bei Ü-3-Kindern sowie der verlässlichen Grundschule und Hort. „Nein“sagte sie zur Erhöhung bei der Gruppe der Jüngsten. Petra Krebs begründete dies mit sozialen Aspekten: Gerade Eltern, die in Teilzeit arbeiten oder alleinerziehend sind, nähmen die U-3-Betreuung in Anspruch: „Das Geld belastet sie sehr stark“, so die Landtagsabgeordnete.
„Was uns das wert ist“
Dass die Stadträte aus der Bevölkerung offensichtlich kritisch auf die Erhöhung der Betreuungsbeiträge angesprochen werden, wurde in der Diskussion auch deutlich. „Man muss darstellen, was die Kindergartenplätze wirklich kosten, damit die Leute das auch mal sehen“, sagte zum Beispiel Werner August Müller (CDU). Auch in anderen Wortbeiträgen wurde die Forderung nach „mehr Transparenz“deutlich.
Daraufhin zog Gerhard Lang (SPD) eine kleine Informationsbroschüre der Verwaltung zu wichtigen Haushaltseckdaten aus seinen Unterlagen. Darin steht: Für die Kinderbetreuung gibt die Stadt in diesem Jahr mehr als zehn Millionen Euro aus. Dem stehen Einnahmen in diesem Bereich von gut 3,7 Millionen gegenüber. Letztlich ergibt sich daraus ein rechnerisches Defizit pro Einwohner von 239 Euro. „Da sieht man deutlich, was uns das wert ist“, so Lang.
OB Michael Lang konstatiert zwar: „Die Eltern müssen bluten.“Allerdings brauche die Stadt die Investitionskraft, sagte er mit Blick auf anstehende Neu-, Aus- und Umbauten im Kindergartenbereich. Grundsätzlich sprach sich der Rathauschef aber für eine kostenfreie Kinderbetreuung vor dem Besuch der (kostenfreien) Schule aus: „Das ist ein systemischer Bruch. Bildung fängt mit der Geburt eines Kindes an und nicht erst, wenn es in die Schule kommt.“
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