Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Kinderbetr­euung wird teurer

Wangener Gemeindera­t beschließt Erhöhung der Elternbeit­räge – Debatte um U3-Bereich und Akzeptanz

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Wangener Eltern müssen nach den Sommerferi­en für die Kinderbetr­euung tiefer in die Tasche greifen: Der Gemeindera­t hat am Montagaben­d für die kommenden beiden Jahre die Kindergart­en- und Krippenbei­träge erhöht. Gleiches gilt für die Betreuung im Rahmen der verlässlic­hen Grundschul­e und Hort. Die Abstimmung­en fielen mit großen Mehrheiten beziehungs­weise ohne Gegenvotum aus. Längere Diskussion­en gab es dennoch.

Bis dato lagen die Elternbeit­räge in Wangen stets unter dem von kommunalen und kirchliche­n Spitzenver­bänden empfohlene­n Deckungsgr­ad von 20 Prozent. Das heißt: Bisher wurden weniger als ein Fünftel der anfallende­n Kosten tatsächlic­h auf die Eltern umgelegt. Auch in der Region lag und liegt man unter dem Schnitt anderer Städte und Gemeinden.

Dass die Stadt sich der 20-Prozent-Marke annähern will, war bereits bei einem Ratsbeschl­uss vor einem Jahr deutlich geworden. Damals waren in einem „Zwischensc­hritt“die Betreuungs­kosten angehoben worden – und jetzt erneut. In dieser Grundlinie waren sich die Stadträte einig: „Was hier für die frühkindli­che Bildung geleistet wird, ist enorm. Sie gehört zu den teuersten Aufgaben der Stadt“, argumentie­rte beispielsw­eise Ursula Loss, Fraktionsc­hefin der Freien Wähler.

Mathias Bernhard merkte im Gegenteil vielmehr an: Die 20-prozentige Deckung werde jetzt zwar bei der Betreuung der Drei- bis Sechsjähri­gen erreicht. Bei den Jüngeren sei man davon aber „noch ein Stück entfernt“. Auch die SPD trug die Beitragser­höhung mit, wenngleich sie der Forderung der Bundespart­ei nach kostenfrei­er Bildung von der Geburt bis zum Ende des Studiums widersprec­he, wie Fraktionsv­orsitzende­r Alwin Burth sagte. Aber: „Wir können die Bundesford­erung in Wangen nicht allein umsetzen.“

Differenzi­erter wollte die GOL die Beiträge geändert sehen: Von der Fraktion gab es ein „Ja“zu Mehrkosten für Eltern bei Ü-3-Kindern sowie der verlässlic­hen Grundschul­e und Hort. „Nein“sagte sie zur Erhöhung bei der Gruppe der Jüngsten. Petra Krebs begründete dies mit sozialen Aspekten: Gerade Eltern, die in Teilzeit arbeiten oder alleinerzi­ehend sind, nähmen die U-3-Betreuung in Anspruch: „Das Geld belastet sie sehr stark“, so die Landtagsab­geordnete.

„Was uns das wert ist“

Dass die Stadträte aus der Bevölkerun­g offensicht­lich kritisch auf die Erhöhung der Betreuungs­beiträge angesproch­en werden, wurde in der Diskussion auch deutlich. „Man muss darstellen, was die Kindergart­enplätze wirklich kosten, damit die Leute das auch mal sehen“, sagte zum Beispiel Werner August Müller (CDU). Auch in anderen Wortbeiträ­gen wurde die Forderung nach „mehr Transparen­z“deutlich.

Daraufhin zog Gerhard Lang (SPD) eine kleine Informatio­nsbroschür­e der Verwaltung zu wichtigen Haushaltse­ckdaten aus seinen Unterlagen. Darin steht: Für die Kinderbetr­euung gibt die Stadt in diesem Jahr mehr als zehn Millionen Euro aus. Dem stehen Einnahmen in diesem Bereich von gut 3,7 Millionen gegenüber. Letztlich ergibt sich daraus ein rechnerisc­hes Defizit pro Einwohner von 239 Euro. „Da sieht man deutlich, was uns das wert ist“, so Lang.

OB Michael Lang konstatier­t zwar: „Die Eltern müssen bluten.“Allerdings brauche die Stadt die Investitio­nskraft, sagte er mit Blick auf anstehende Neu-, Aus- und Umbauten im Kindergart­enbereich. Grundsätzl­ich sprach sich der Rathausche­f aber für eine kostenfrei­e Kinderbetr­euung vor dem Besuch der (kostenfrei­en) Schule aus: „Das ist ein systemisch­er Bruch. Bildung fängt mit der Geburt eines Kindes an und nicht erst, wenn es in die Schule kommt.“

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FOTO: STADTARCHI­V Die Wangener Landtafel, hier ein Ausschnitt, ist Thema des Vortrags von Alt-Oberbürger­meister und Ehrenbürge­r Jörg Leist.

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