„Guter Naturschutz schließt den Menschen mit ein, nicht aus“
Zum Bericht „Verlorenes Badeparadies oder guter Uferschutz?“(SZ, 16. Juni):
„Verständlich der Ärger, den Joe Dobler da hat, wenn sein „kleines Paradies“an der Argen nicht mehr da ist. Natürliche Flussdynamik gibt und nimmt. Jeder gewässerbauliche Eingriff in ein bestehendes Fließgewässer ist ein Eingriff gegen die natürliche Flussdynamik. Begründet wird dies oft, wie auch in diesem Fall, mit der Sicherung vorhandener Infrastruktur. Ein Weg entlang der Argen ist aber ein unnatürlicher Eingriff in die Landschaft und kann im Zweifelsfall auch verlegt werden, so wie es bei Umgehungsstrassen stets der Fall ist, wenn Wege von innerorts nach Außen verlagert werden.
Meistens kostet dies aber viel Geld. Vielleicht auch hier? Da sind ein paar Baggerstunden in der Argen dann doch billiger. Dies mit dem Schutz eines Biotops auch noch zu begründen, welches einer natürlichen Dynamik per Schutz unterliegt ist schon gewagt. Ein Schelm ist, wer denkt, dass diese Maßnahme gar auch noch was mit der geplanten Neuinbetriebnahme des Wasserkraftwerks in diesem Bereich zu tun haben könnte. Zufall?
Wer mit der Argen groß wird, wer diese erlebt, wird auch in ihrer Dynamik ein anderes Verhältnis zu ihr und ihrer Natur entwickeln. Drum rein mit den Kindern zum Baden. Klar, der Mensch kann nicht alles für sich in Anspruch nehmen, manchmal muss er gegenüber der Natur zurücktreten, um seiner und der Natur positiven Zukunft wegen. Eingriffe in die Flussdynamik sind aber eine andere Größenordnung, wie ein paar badende Kinder und ihre Eltern. Naturschutz ist Menschenschutz und hat mit dem Schutz von Infrastruktur nur wenig und nur in seltenen Fällen was zu tun. Hier wird der Naturschutz als Argument für diesen Eingriff missbraucht, woanders von denselben Behörden wird der Naturschutz sträflichst ignoriert und missachtet.
Der Argen hätte es gut getan, sie zu lassen wie sie ist. Das geplante Wasserkraftwerk würde ihr in diesem Bereich den Rest eines lebendigen Fließgewässers nehmen. Nur weiter so, bald wird von lebendiger dynamischer Natur nicht mehr viel übrig sein. Da erscheint die umso notwendigere Tätigkeit der Stiftung Wilde Argen wie der Kampf der Kampf David gegen Goliath.“Walter Hudler, Kißlegg (Anm. d. Red.: Der Autor ist Vorsitzender der Stiftung Wilde Argen)