„Regen wäscht das Ozon wieder aus der Luft“
BUND-Umweltberater Günter Tillinger über Ozonbelastung, kritische Grenzwerte und mögliche gesundheitliche Folgen
RAVENSBURG - Ist es zwischen Mai und September ein paar Tage hintereinander besonders sonnig und heiß, kann die Ozonkonzentration steigen. Auch wenn’s nur selten zu den Ozonalarm auslösenden 240 Mikrogramm pro Kubikmeter kommt: Bei einer niedrigeren Konzentration können bereits Beschwerden auftreten. In dieser Woche erwartet die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hohe Ozonwerte. Ruth Auchter hat Günter Tillinger, Umweltberater beim Ravensburger BUND, nach Details gefragt.
Herr Tillinger, endlich ist Sommer – muss man sich jetzt wegen der Ozonbelastung Sorgen machen?
Ende Mai lag die Ozonbelastung bei einem Wert von 154 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das ist ziemlich hoch, auch wenn die EU den Grenzwert, ab dem die Bevölkerung informiert werden muss, auf 180 Mikrogramm pro Kubikmeter erhöht hat. Bislang galt ein Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. Ab 120 Mikrogramm spricht das Schweizer Bundesamt für Umwelt nach wie vor von einer deutlichen Belastung mit möglichen gesundheitlichen Folgen wie gereizte Augen oder Atemwege.
Also ist ein Ozonwert von 154 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht unerheblich?
Für den Durchschnittsbürger ist das okay. Für empfindliche Menschen wie Senioren, Babys, Kleinkinder oder Leute, die ohnehin Probleme mit ihren Atemwegen haben, könnte die Ozonbelastung aber belastend sein.
Wie kann sich eine hohe Ozonbelastung auf die Gesundheit auswirken?
Das Gas wirkt reizend auf die Schleimhäute, sprich: Die Augen können brennen und tränen, der Hals kann kratzen, die Bronchien können angegriffen werden. Manche Menschen leiden auch unter Kopfschmerzen oder Hustenreiz.
Bei welchen Wetterfaktoren sollten die Alarmglocken klingeln?
Ozonbildung ist ein fotochemischer Prozess. Dafür braucht es intensive Sonneneinstrahlung, also strahlend blauen Himmel, und Temperaturen um die 30 Grad. Wolken können die Produktion des Treibhausgases Ozon hemmen.
Also ist Regen in diesem Zusammenhang eher gut?
Ja, denn er wäscht das Ozon aus der Luft.
In Ravensburg gibt es keine MessStation. Kann man die in Friedrichshafen und Biberach gemessenen Ozonwerte auf Ravensburg übertragen?
Ja. Ich beobachte das seit Jahren. Bis 2003 hat die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz eine Mess-Station beim Hallenbad betrieben. Allerdings lagen die Werte damals in Ravensburg eher etwas über denen in Friedrichshafen, weil dort der Bodensee für Ausgleich sorgt. Bei uns spielt hingegen eher die Tal-Lage hinein. Außerdem ist Ravensburg ein Verkehrs-Kreuzungspunkt, da ist der Luftaustausch nicht so optimal. Generell gilt: Die höchsten Ozonwerte treten weniger in Städten, sondern vielmehr am Stadtrand und in angrenzenden ländlichen Gebieten auf.
Worauf sollten empfindliche Menschen bei entsprechendem Wetter achten?
Man sollte körperlich anstrengende Arbeiten wie Sport oder das Buddeln im Garten, eben alles, wo ich oft, tief und intensiv atme, eher vormittags erledigen. Das Ozon bildet sich speziell in Bodennähe, braucht eine Weile, bis es sich gebildet hat und hält sich auch nicht ewig. Die höchste Ozonkonzentration herrscht nachmittags, nachts wird es wieder abgebaut.
Wie erfahre ich den aktuellen Ozon-Wert?
Auf der Internetseite der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de, den Ozonansagedienst der LUBW unter Telefon 0721/751076 oder bei uns, dem BUND Ravensburg, Telefon 0751/21451.