Schwäbische Zeitung (Wangen)

Dem Nachwuchs bringt die Trekkingto­ur nichts

Reisemediz­iner raten Familien von exotischen Reisen ab

- Von Wolfgang Mulke

Eltern sollten sich Fernreisen oder Trekkingto­uren mit kleinen Kindern gut überlegen. Ihre Organismen sind für Krankheite­n anfälliger als die der Erwachsene­n. „Kinder haben eine vermindert­e Anpassungs­fähigkeit an Temperatur­en und Höhen“, sagt der Kinderarzt Mathias Wagner. Durch bessere Transportm­öglichkeit­en und Verkehrsve­rbindungen werden die Sprössling­e seiner Beobachtun­g nach immer häufiger mit auf die Berge genommen. „Kinder unter fünf Jahren sollten nicht auf über 2500 Meter reisen“, rät der Mediziner.

Machen Jungen oder Mädchen dann schlapp oder bekommen Atemnot, kann dies ein Indiz für die Höhenkrank­heit sein. Die für Erwachsene geltende Selbsteins­chätzung ist nicht auf die Kinder übertragba­r. Eltern erkennen daher die Warnzeiche­n nicht unbedingt. Das ist vor allem in abgelegene­n Gebieten wie den Anden problemati­sch, weil die nächste medizinisc­he Versorgung­sstelle weit entfernt liegen kann. Die Folge der Höhenkrank­heit kann zum Beispiel ein Lungenödem sein.

Achtung Durchfall

Auch andere Eigenschaf­ten der Kinder sollten berücksich­tigt werden. Ihre Haut reagiert empfindlic­her auf Sonneneins­trahlung und die Toleranz des Körpers gegenüber Hitze und Kälte ist geringer ausgeprägt als bei den Eltern. Auch die Neugier kann gefährlich werden, vor allem in Tollwutgeb­ieten. „Kinder gehen aktiv auf Tiere zu“, warnt Wagner. Auf jeden Fall rät der Experte fernreisew­illigen Eltern zu einer Beratung und zur Impfung der Kinder gegen die gängigen Krankheite­n. Die Immunisier­ung gegen Tollwut, Polio, Masern und Menegitis zählt zu den wichtigste­n Vorbeugema­ßnahmen.

Aber auch Erwachsene haben auf Reisen oft gesundheit­liche Probleme. Darauf weist das Centrum für Reisemediz­in (CRM) hin, das jährlich einen Überblick über die aktuellen Entwicklun­g bei Infektione­n oder Beschwerde­n gibt. Selten thematisie­rt, aber weit verbreitet sind Durchfalle­rkrankunge­n. Sie gehören in manchen Regionen zu den fast unausweich­lichen Souvenirs. Bei Nilkreuzfa­hrten klagen zum Beispiel acht von zehn Touristen darüber. Vor allem in Nordafrika, Indien, Südamerika und Südostasie­n kommt man schnell mit Bakterien in Berührung. „Reisende sehen dem Essen nicht an, was drin ist“, betont CRM-Experte Tomas Jelinek. Dies gelte auch für gute Restaurant­s. Noroviren kämen zum Beispiel auf den sehr hygienisch­en Kreuzfahrt­schiffen häufiger vor. Sie warten nicht in den Speisen auf ihre Opfer, sondern haften an Oberfläche­n, etwa der Türklinke.

Das CRM hat Empfehlung­en zum Schutz vor Durchfalle­rkrankunge­n zusammenge­stellt. Einen vergleichs­weise guten Schutz bietet die Schluckimp­fung gegen Cholera, die bei mehr als der Hälfte der Menschen auch gegen den Haupterreg­er von Durchfall, EHEC, hilft. Ist es für die Vorbeugung zu spät, helfen bekannte Hausmittel gegen die Erkrankung. „Salzstange­n und Cola sind gar nicht schlecht“, sagt Jelinek. Die Cola helfe zwar nur wenig, sei aber überall hygienisch einwandfre­i verfügbar und damit oft besser als das Trinkwasse­r vor Ort. Generell sollten Betroffene viel Flüssigkei­t zu sich nehmen, die mit Elektrolyt­en und Glucose versetzt ist. Entspreche­nde Mischungen können vorbeugend von zuhause in Pulverform mitgenomme­n werden.

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FOTO: IMAGO Kinder unter fünf Jahren sollten mit ihren Eltern nicht auf über 2500 Metern Höhe reisen, denn das kann für sie gefährlich werden.

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