Zum Jubiläum ein Johannisfeuer, Musik und Geschichten
Verein Kunst und Kultur rund um Karsee (Kuk) lud zu besonderem Abend anlässlich des 15-jährigen Bestehens
KARSEE (swe) - Beschauliches Johannisfeuer statt Sonnwendfeier und Feuershow, gemütliches Zusammensitzen an der Schule statt Wanderung rund um den See: 2017 sollte das Fest in Karsee anlässlich des kürzlich zurückliegenden längsten Tages im Jahr etwas anders aussehen als sonst. Im Jahr des 15-jährigen Bestehen des Vereins Kunst und Kultur rund um Karsee (Kuk) standen Musik und Geschichten rund um Aberglauben, Wirtshaus und oberschwäbische Mentalität im Vordergrund.
Heidnische Sonnwendfeier oder christliche Johannifeier zu Ehren von Johannes, dem Täufer? „So groß sind die Unterschiede nicht“, meinte Gisela Löchner, Vorsitzende des Vereines KuK, am Samstagabend. Dass sich der Verein dieses Jahr auf das Johannifeier besann, liegt schlicht am Termin, der in diesem Jahr zu Johanni auf ein Wochenende fiel.
Ein Kräuterstrauß auch als Tee
Dennoch, sagte Löchner, wolle sie es den Gästen ersparen, getreu des Brauchs übers Feuer zu springen oder selbst gebastelte Strohpuppen ins Feuer zu werfen. Stattdessen hatte Löchner einen Johanni-Kräuterstrauß zusammengestellt mit Johanniskraut, Eisenkraut, Salbei, Lavendel und Frauenmantel. „Wenn man ihn trocknen lässt, entwickelt er besondere Heilkräfte“, sagte Löchner mit einem Schmunzeln: „Man kann diese Kräuter aber auch als Tee zubereiten.“
Um Aberglauben und Kurioses ging es danach auch in der von ihr und Eva Schoch vorgetragenen Geschichten. Mal musste die „Eusa“(Furunkel)-Wallfahrt herhalten, mal der die „Schwarze Kunst“beherrschenden Bauern. Geschmunzelt werden durfte bei der Geschichte des durchs Salvatorkolleg wandernden Kaminkehrers, der es bei der Arbeit nicht für nötig hielt, die Knie zu beugen. Auf die Frage, ob er katholisch oder evangelisch sei, antwortete er: „Bei der Arbeit evangelisch!“
Heiteres konnte auch über das „schwäbische Original“namens Alfred Allgaier vernommen werden, der die Leute zum Narren hielt. Und dann gab es natürlich noch die vielen anderen Weisheiten, die sich um Johanni ranken – angefangen von der Erkenntnis: „Kirschen rot – Spargel tot“über die Tatsache „Ist Johannis geboren, gehen die langen Tage verloren“bis hin zum frommen Wunsch: „Das Jahr nimmt ein gutes End’, wenn das Johannifeuer brennt.“
Mit Einzug der Dunkelheit wurde letzteres dann auch entzündet. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Brekkies Inn Trio, bestehend aus Monika Bothe, Andieh Merk und Thomas Linder. Wer wollte, konnte sich noch an einer gut gewürzten „Johanniwurst“laben – oder über einen Artikel aus der „Schwäbischen Zeitung“aus dem Jahre 1954 nachdenken, in dem sich der Verfasser unter anderem mit der Frage beschäftigte: „Wann soll die Hausfrau aufstehen?“