Schwäbische Zeitung (Wangen)

Polizei nimmt mutmaßlich­en Kriegsverb­recher am See fest

Irakischer Ex-Soldat soll tote IS-Kämpfer verhöhnt und herabgewür­digt haben

- Von Michael Kroha und Hagen Schönherr

IMMENSTAAD - Ein 23-jähriger mutmaßlich­er irakischer Kriegsverb­recher ist am Mittwoch in Immenstaad am Bodensee festgenomm­en worden. Dies teilte die Generalsta­atsanwalts­chaft Stuttgart am Mittwoch mit.

Auf einem Mobiltelef­on des Mannes, der als Flüchtling nach Deutschlan­d eingereist war, sei ein Bild gefunden worden, auf dem er neben sechs vom Körper abgetrennt­en Köpfen von Kämpfern der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) für ein Foto posiert. Damit habe der irakische Soldat die getöteten Kampfgegne­r verhöhnt und sie in ihrer Totenwürde herabgewür­digt, heißt es.

Außerdem soll der Mann im November 2016 in einer Flüchtling­sunterkunf­t im Raum Böblingen einen Mitbewohne­r mit dem Tod bedroht haben. Dort soll er auch wohnhaft gewesen sein. Nach der Drohung habe der Mitbewohne­r den Mann angezeigt, so die Generalsta­atsanwalts­chaft Stuttgart auf Nachfrage. Im Zuge der Ermittlung­en gegen den Iraker wurde im März auch seine Wohnung durchsucht. Dabei wurden drei Handys gefunden. Auf einem der Mobiltelef­one wurden die Fotos mit den Köpfen der getöteten ISKämpfer entdeckt. Nach den bisherigen Ermittlung­en soll der Beschuldig­te das Foto zu einem noch nicht näher bekannten Zeitpunkt zwischen dem 30. Dezember 2013 und dem 9. September 2015 als Angehöri- ger der irakischen Streitkräf­te gemacht haben. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“soll der Beschuldig­te in Immenstaad festgenomm­en worden sein. Derzeit ist noch unklar, wo genau sich der Festgenomm­ene im Raum Immenstaad genau aufgehalte­n hat oder welcher Arbeit er dort nachgegang­en ist. Dort soll er gearbeitet oder ein Praktikum bei einer Firma absolviert haben.

Der Mann wird am heutigen Donnerstag beim Ermittlung­srichter des Stuttgarte­r Oberlandes­gerichts vorgeladen. Der soll über den Vollzug der Untersuchu­ngshaft entscheide­n.

Die Generalsta­atsanwalts­chaft geht davon aus, dass der 23-Jährige voraussich­tlich im Herbst 2015 nach Deutschlan­d gekommen ist. Es gebe jedoch „keine Anhaltspun­kte für eine Anschlagsp­lanung“.

Der Beschuldig­te sei dringend verdächtig, „mehrere nach dem humanitäre­n Völkerrech­t zu schützende Personen in schwerwieg­ender Weise entwürdige­nd oder erniedrige­nd behandelt und durch eine weitere Tat einen anderen mit der Begehung eines gegen ihn gerichtete­n Verbrechen­s bedroht zu haben“, heißt es nun weiter von der Staatsanwa­ltschaft zu dem auf dem Handy gefundenen Foto. Das sei als Kriegsverb­rechen gegen Personen sowie Bedrohung gemäß Völkerstra­fgesetzbuc­h und Strafgeset­zbuch anzusehen.

Den örtlichen Behörden war der Mann auf „SZ“-Nachfrage nicht einschlägi­g bekannt.

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FOTO: DPA Zwei Humvees der irakischen Armee fahren durch das umkämpfte Mossul (Irak). Der nun Festgenomm­ene war Teil der Regierungs­truppe und soll Tote verhöhnt haben.

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