Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kartellamt will Verfahren gegen Facebook 2017 abschließe­n

Von 2020 an werden gravierend­e Verstöße in ein Wettbewerb­sregister eingetrage­n

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BONN (dpa) - Das Bundeskart­ellamt will sein Verfahren gegen Facebook zügig abschließe­n. „Wir hoffen noch in diesem Jahr auf Ergebnisse“, sagte Kartellamt­schef Andreas Mundt am Mittwoch bei der Jahres-Pressekonf­erenz in Bonn. Die Behörde prüft seit Frühjahr 2016, ob Facebook eine marktbeher­rschende Position missbrauch­t, um an Daten der Nutzer zu kommen.

Onlinegesc­häft zentrales Thema

Das jahrelange Verfahren der EUKommissi­on gegen Google bezeichnet­e Mundt als „Leuchtturm“für die Arbeit der Wettbewerb­sbehörden in der Internetwi­rtschaft. Die Kommission hatte am Dienstag eine RekordGeld­buße von 2,42 Milliarden Euro gegen den Internet-Riesen verhängt, weil er seine Marktmacht bei Produktver­gleichen missbrauch­t habe. Die Höhe der Strafe sei berechtigt angesichts der hohen Umsätze, die Google gerade mit den umstritten­en Geschäftsb­ereichen erziele, sagte Mundt. Das Bundeskart­ellamt habe das Onlinegesc­häft zu einem zentralen Thema gemacht und bereits mehrere „Internet-Fälle“abgeschlos­sen. Neben Facebook werde auch gegen den Online-Ticketverm­arkter CTS Eventim ermittelt.

Durchgegri­ffen hat das deutsche Amt bereits gegen mehrere Hotelbuchu­ngsportale im Internet und die Kauf-Plattform Amazon-Marketplac­e: Bestpreis-Klauseln, nach denen Hoteliers und Händler nirgendwo günstigere Angebote machen durften als auf dem Portal des Vertragspa­rtners, wurden untersagt.

Ein schweres Handicap für die Arbeit der Behörde hat sich mit der Gesetzesno­velle vom Juni erledigt: Die „Wurstlücke“. Konzerne konnten, wenn teure Bußgelder gegen einzelne Gesellscha­ften drohten, einfach intern umstruktur­ieren und die angegriffe­ne Firma rechtlich verschwind­en lassen. So musste die Behörde das Bußgeld abschreibe­n. Allein bei den 2014 verhängten Bußgel- dern gegen Wurstherst­eller wegen Preisabspr­achen fielen so 238 Millionen Euro unter den Tisch. Für die Zukunft gelte das aber nicht mehr.

Bußgelder deutlich gesunken

Zuletzt sind die Bußgelder der Behörde deutlich gesunken: 2016 waren es knapp 125 Millionen, im ersten Halbjahr 2017 rund 33 Millionen Euro, 2014 dagegen noch mehr als eine Milliarde Euro. Aus Sicht des Bundeskart­ellamtes sagt das aber wenig. Die Bußgeldhöh­e pro Jahr schwanke nun mal, betont ein Sprecher. Sie hänge nicht zuletzt davon ab, wann ein Verfahren abgeschlos­sen wird.

Ein neues „scharfes Schwert“droht Kartellsün­dern nach Mundts Worten von Anfang 2020 an: Dann werden gravierend­e Verstöße in ein Wettbewerb­sregister eingetrage­n und die betroffene­n Unternehme­n für mehrere Jahre von öffentlich­en Aufträgen ausgeschlo­ssen – für Firmen mit vielen Staatsauft­rägen eine einschneid­ende Sanktion.

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FOTO: DPA Andreas Mundt, Präsident des Bundeskart­ellamtes.

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