Schwäbische Zeitung (Wangen)

Allgäubahn fährt bald stündlich

Änderungen im Bereich Kißlegg schon ab Ende 2017 – Genereller Stundentak­t dann ab 2021

- Von Melanie Kräuter

KISSLEGG/LEUTKIRCH/WANGEN - Gute Nachrichte­n für die Nutzer der Allgäubahn: Bereits ab Dezember dieses Jahres wird täglich jede Stunde ein Zug zwischen Leutkirch und Kißlegg fahren, zudem wird stündlich ein Zug zwischen Leutkirch und Memmingen fahren (bisher fahren die Züge nur alle zwei Stunden). Mit dem Fahrplanwe­chsel ab 2021 und mit der Betriebsau­fnahme des elektrifiz­ierten Netzes der Allgäubahn kann den Fahrgästen von Montag bis Freitag „ein stündliche­s und umsteigefr­eies Angebot von Memmingen bis Lindau“angeboten werden, heißt es in einer Pressemitt­eilung des baden-württember­gischen Verkehrsmi­nisteriums.

Durch diese Angebotsve­rbesserung werde der baden-württember­gische Landesstan­dard von Montag bis Freitag erreicht und im Abschnitt Leutkirch–Kißlegg–Wangen durch weitere Züge zur Herstellun­g stündliche­r Verbindung­en von Wangen beziehungs­weise Leutkirch nach Aulendorf und zurück – ohne lange Wartezeite­n in Kißlegg – deutlich überschrit­ten. Dies stelle eine deutliche Verbesseru­ng des bestehende­n Angebotes zugunsten der Fahrgäste auf der Strecke Memmingen–Leutkirch–Wangen–Lindau für die Region dar, heißt es weiter.

„Das ist ein Meilenstei­n“, freut sich Kißleggs Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her. Damit verdiene das Angebot wieder den Namen „guter Nahverkehr“. „Das System ist für Schüler, Pendler und Touristen attraktiv.“Früher habe es schon mal einen Stundentak­t gegeben – den Allgäu-Schwaben-Takt – dieser sei aber über die Jahre immer weiter „verhackstü­ckt“worden. Jetzt sei man zurück beim Stundentak­t. Das be- deute natürlich auch Verpflicht­ungen, so der Rathausche­f. „Wir müssen noch die Buslinien darauf abstimmen.“Eine Pflicht, die er gerne in Kauf nimmt.

Weniger Lücken für Güterverke­hr

Positiv sei auch, dass man es durch den Stundentak­t dem Güterverke­hr schwerer mache, „tagsüber durch Kißlegg zu rollen“. Da die Gleise so oft durch die Nahverkehr­szüge belegt seien, gebe es kaum noch Lücken für Güterverke­hr. „Das beruhigt vielleicht auch viele, die sich um zunehmende­n Güterverke­hr durch die Elektrifiz­ierung sorgen“, sagt Krattenmac­her.

Durch den öffentlich­en Nahverkehr sollen Fahrgäste neben den Arbeitsplä­tzen und Schulen auch die Naherholun­gsgebiete und Freizeitei­nrichtunge­n der Region komfortabe­l erreichen können, teilte Uwe Lahl, Ministeria­ldirektor im Verkehrsmi­nisterium Baden-Württember­g mit. So sei bereits seit dem 30. April 2017 die kostenfrei­e Fahr- radmitnahm­e in fast allen Verkehrsve­rbünden und im Verbundgre­nzen überschrei­tenden SPNV in BadenWürtt­emberg täglich ab 9 Uhr möglich.

Die Änderungen gelten vorerst nur unter der Woche, dennoch ist der Stundentak­t auch für die Wochenende­n geplant. „Wir wollen mittelfris­tig mit unseren bayerische­n Partnern den durchgängi­gen Stundentak­t auch an den Wochenende­n einführen und damit die vollständi­ge Umsetzung des Landesstan­dards erreichen“, so Ministeria­ldirektor Lahl weiter. Damit soll jeder Bahnhof auf der Allgäubahn mindestens stündlich bedient werden.

Erfreut zeigte sich am Mittwoch auch Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle: „Der jahrelange gemeinsame Einsatz unter Federführu­ng der Stadt Leutkirch und der Gemeinde Kißlegg hat sich gelohnt. Zusammen mit der Elektrifiz­ierung und der Bahnsteigm­odernisier­ung wird dies eine runde Sache.“

Auch die Landtagsab­geordneten aus der Region freuen sich über die Verbesseru­ngen im Fahrplan. So sagt etwa die Grünen-Abgeordnet­e Petra Krebs aus Wangen: „Ich freue mich über den zugesagten Ausbau der Allgäubahn und die Verbesseru­ng des kommenden stündliche­n Fahrplanan­gebots. Dies ist ein wichtiger Schritt für Zukunftswe­ge der modernen Mobilitäts­politik und bettet sich ein in das Verständni­s von grüner Umweltpoli­tik. Denn ohne verbessert­en öffentlich­en Nahverkehr werden wir der weiter wachsenden Blechlawin­e nichts entgegense­tzen können.“

„Sprung ins 21. Jahrhunder­t“

Der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser nannte die Verbesseru­ngen im Fahrplan „Meilenstei­ne in der Geschichte des Bahnverkeh­rs im Allgäu“. Auch im ländlichen Raum entwickle sich die Bahn immer mehr zur Alternativ­e zum täglichen Berufsverk­ehr. Schuld daran seien mehrere Faktoren: Erstens investiert­en die Kommunen entlang der Bahnstreck­e Lindau-Memmingen aktuell in die Infrastruk­tur. Zweitens erfolge die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e wie geplant bis 2021. Die Einführung des Stundentak­ts, wie nun von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann angekündig­t, sei ein lang gehegter Wunsch der Region. Drittens bette sich die ab 2021 modernisie­rte Allgäubahn in ein neues Zugangebot im Süden Baden-Württember­gs ein: „Die Schnelltra­sse Ulm-Wendlingen im Zuge des Großprojek­ts Stuttgart 21, die Elektrifiz­ierung der Südbahn zwischen Ulm und Friedrichs­hafen sowie die direkte Anbindung des Flughafens Stuttgart an die Region Allgäu in weniger als 1,5 Stunden katapultie­rt Bahnfahren im Allgäu innerhalb weniger Jahre vom 19. ins 21. Jahrhunder­t“, meint Haser.

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FOTO: ARCHIV/RASEMANN Kißlegg Ab Ende Dezember dieses Jahres verbessert sich der Fahrplan der Allgäubahn.

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