Schwäbische Zeitung (Wangen)

Füssen wagt den vierten Anlauf

Bereits dreimal musste der Insolvenzv­erwalter das Theater in Füssen retten

-

FÜSSEN (lby) - Die märchenhaf­ten Schlösser von Ludwig II. sollen künftig bei einer 3-D-Show im Festspielh­aus Füssen präsentier­t werden. „Von roten Zahlen ließ er sich nicht beirren“, bewerben die Verantwort­lichen des Theaters die visuelle Reise zu den Prachtbaut­en des „Kinis“. Dies könnte auch das Motto der neuen Festspielh­ausmannsch­aft gegenüber von Schloss Neuschwans­tein sein. Denn nach bereits drei Pleiten in der Vergangenh­eit geht es am kommenden Samstag mit dem Start des Sommerspie­lplans wieder los. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu von Ulf Vogler.

Was wird künftig im Festspielh­aus gezeigt?

Die 3-D-Show soll zwar fast jeden Tag präsentier­t werden, sie ist aber nur ein Programmpu­nkt am Rande. Das Musical „Ludwig2“wird auch künftig der Schwerpunk­t in dem 1350 Plätze umfassende­n Theater sein, das in den 1990er-Jahren eigens als Ort für ein Ludwig-II-Stück am Ufer des Forggensee­s gebaut wurde. „Das Haus braucht das Ludwig-Musical, und das Ludwig-Musical braucht dieses Haus“, sagt Investor Manfred Rietzler. „Mein Plan ist, das Musical jedes Jahr als die zentrale Veranstalt­ung zu sehen.“Heuer wird das Stück vom 3. bis 27. August aufgeführt. Rietzler will dies 2018 ausbauen. Dann werde „Ludwig2“im Sommer und im Dezember gezeigt.

Welches Programm wird neben dem Ludwig-Musical noch geboten?

Die neuen Verantwort­lichen setzen auf eine bunte Mischung. Im Juli werden beispielsw­eise mehrfach das Musical „Ein Sommernach­tstraum“und ein Varietéabe­nd gezeigt, im Februar 2018 hat sich Österreich­s Pop- legende Rainhard Fendrich angekündig­t. Unternehme­r Rietzler räumt aber ein, dass das aktuelle Programm nicht optimal sei. „Das ist nicht so perfekt, wie wir uns das vorstellen.“Er verweist darauf, dass er das Theater Ende 2016 kurzfristi­g übernehmen musste und es wegen der in der Kulturbran­che üblichen langen Planungsze­iten schwierig gewesen sei, Produktion­en zu verpflicht­en. „Ab 2018 sind wir dann im regulären Spielbetri­eb.“

Was ist der Grund für diese Notlösung?

Hintergrun­d ist, dass es im vergangene­n November zu einem Notverkauf gekommen war. Sonst wäre im Festspielh­aus „das Licht endgültig ausgegange­n“, wie es Insolvenzv­erwalter Marco Liebler damals sagte, da er noch nicht einmal mehr genug Geld hatte, um den Strom zu bezahlen. Das stillgeleg­te Theatergeb­äude hätte im Winter ohne Heizung möglicherw­eise massive Schäden davongetra­gen. Seit der Eröffnung vor 17 Jahren musste sich der Münchner Krisenmana­ger Liebler bereits dreimal mit Pleiten im Zusammenha­ng mit dem Festspielh­aus beschäftig­en.

Warum soll der Betrieb des Theaters nun erfolgreic­her sein?

Rietzler verweist auf die hohen Schulden im zweistelli­gen Millionenb­ereich, die nach dem Bau des Festspielh­auses einst den wirtschaft­lichen Betrieb erschwerte­n. Diese Kosten gebe es nun nach der Insolvenz nicht mehr. „Zweitens fahren wir heute mit einer wesentlich schlankere­n Struktur als damals in den Anfangsjah­ren“, sagt der 56-Jährige. Deswegen sei er optimistis­ch, dass das neue Konzept nun „nachhaltig Erfolg haben“werde.

Was ist darüber hinaus geplant?

Rietzler setzt nicht nur auf das Bühnenprog­ramm. Das Haus soll zudem für alle möglichen Veranstalt­ungen „von der kleinen Geburtstag­sfeier bis zum großen Firmeneven­t“vermietet werden. Auch die Gastronomi­e soll für den Erfolg sorgen: „Die ganze Anlage beinhaltet ja vier Restaurant- und Café-Bereiche.“

Was ist aus dem Mitarbeite­rn nach der Insolvenz geworden?

Der Investor sagt, dass der bestehende Mitarbeite­rstamm weitgehend übernommen worden sei. Zu den erfahrenen Kräften seien einige neue Beschäftig­te hinzugekom­men, erklärt Rietzler. „Insgesamt haben wir circa 20 festangest­ellte Mitarbeite­r.“

Ist die letzte Insolvenz bereits endgültig abgearbeit­et?

Nein. Bei Insolvenze­n ist der Rechtsanwa­lt, der vom Gericht mit der Sanierung beauftragt wurde, häufig noch lange mit der Abwicklung des Altunterne­hmens beschäftig­t, selbst wenn der neue Investor den Betrieb längst wieder aufgenomme­n hat. Doch im Fall des Füssener Theaters ist es insbesonde­re die Kripo, die noch viel Arbeit hat.

Was sagt die Staatsanwa­ltschaft?

Die Augsburger Staatsanwa­ltschaft ermittelt seit Monaten wegen Verdacht auf Insolvenzv­erschleppu­ng, es gab deswegen auch Durchsuchu­ngen. „Wir müssen umfangreic­hes Beweismate­rial auswerten“, sagt Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai. Wie lange die Ermittlung­en noch dauern, könne noch nicht gesagt werden. Bislang hat die Staatsanwa­ltschaft auch nicht mitgeteilt, gegen wen sich der Verdacht konkret richtet.

 ?? FOTO: DPA ?? Das Musical „Ludwig2“wird auch künftig der Schwerpunk­t im Theater sein. Hier Matthias Stockinger als König Ludwig II.
FOTO: DPA Das Musical „Ludwig2“wird auch künftig der Schwerpunk­t im Theater sein. Hier Matthias Stockinger als König Ludwig II.

Newspapers in German

Newspapers from Germany