TWS investieren 15 Millionen Euro in Windpark
Geschäftsführung stellt Zukunftsstrategie auf Versammlung der Genussrechte-Inhaber vor
RAVENSBURG - Mehr als 800 Privatleute, Unternehmen, Banken und Stiftungen haben bereits Genussrechte der Technischen Werke Schussental (TWS) gezeichnet. Je niedriger die Zinsen auf dem Kapitalmarkt, desto größer das Interesse an der Geldanlage des kommunalen Energieversorgers. Bei der Genussrechte-Inhaber-Versammlung am Dienstagabend stellten die Geschäftsführer Andreas Thiel-Böhm (TWS) und Helmut Hertle (TWS Netz) die Bilanz und die Zukunftsstrategie vor.
Wie berichtet, erhöhen die TWS bei der derzeit laufenden zweiten Emission von Genussrechten die Anlagesumme von sechs auf zehn Millionen Euro. Denn nach gut zwei Monaten waren bereits Genussrechte im Wert von 5,48 Millionen Euro vergeben beziehungsweise vorgemerkt.
Bei der Geldanlage handelt es sich um ein Zwischending aus Aktie und Schuldverschreibung. In Stückelun- gen von tausend Euro können Privatanleger maximal 50 000 Euro anlegen. Die TWS versprechen einen Zinssatz von 2 Prozent bis 2020 und 3 Prozent ab 2021, zuzüglich 0,2 Prozent für TWS-Stromkunden. In schlechten Geschäftsjahren kann die Dividende allerdings gestrichen werden. Bislang machte der kommunale Versorger, der hauptsächlich Gas, Strom und Wasser verkauft, aber immer Gewinne.
Mit dem Geld der Bürger investieren die TWS ins eigene Netz und in Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien. Als nächstes entstehen in Krombach (Siegerland) drei Windkraftanlagen im Auftrag der TWS. Das Unternehmen investiert dort rund 15 Millionen Euro. Ziel ist es laut Andreas Thiel-Böhm, mittelfristig selbst so viel Strom zu erzeugen, wie die eigenen Kunden verbrauchen. Dabei setzen die TWS ausschließlich auf Ökostrom – „die anderen Energiearten laufen ohnehin aus, damit muss man sich auch nicht mehr befassen“, so Thiel- Böhm. Bereits tags zuvor hatte der Ravensburger Gemeinderat über die Geschäftspolitik der TWS gesprochen. Die meisten Kommunalpolitiker waren voll des Lobes, letztendlich stammte die Idee, die Bürger am Unternehmen zu beteiligen, aus dem Gremium. Roland Dieterich (FDP) regte an, höhere Renditen anzustreben und warf die Zahl „acht Prozent“in den Raum. Dem erteilte ThielBöhm allerdings eine Absage: „Wer mehr als fünf Prozent verspricht, ist ein Lügner. Acht Prozent erreichen Sie nicht im erneuerbaren Bereich.“
Oberbürgermeister Daniel Rapp stellte klar, dass die Gelder der Bürger bei der Anlage sehr sicher seien. Selbst wenn einmal in einem Geschäftsjahr mit Verlust keine Zinsen gezahlt werden könnten, müssten sie nachgezahlt werden, wenn es wieder besser laufe. Da die Städte Ravensburg und Weingarten sowie die EnBW als Eigentümer des Energieversorgers vor den Genussrechte-Inhabern haften würden, seien die Einlagen der Bürger kaum gefährdet.