Wieder bei null
Der Berkheimer Moto2-Pilot Sandro Cortese bringt einige Probleme mit zum Sachsenring
HOHENSTEIN-ERNSTTHAL - Der Donnerstag könnte auf andere Gedanken bringen. Am Donnerstag feiert der Sachsenring seinen 90. Geburtstag, und Sandro Cortese gehört zu denen, die eine Ehrenrunde auf dem historischen, 8,614 Kilometer langen Straßenkurs durch Hohenstein-Ernstthal drehen dürfen. Auf einer Honda CBR 650 F. Motorradfahren mit Spaß, aus Spaß – für den 27-Jährigen aus Berkheim (Landkreis Biberach) ist das in seiner 13. Weltmeisterschaftssaison bislang die Ausnahme. Der Heim-Grand-Prix diesen Sonntag auf dem aktuellen, so speziellen Sachsenring (3,671 Kilometer kurz, zehn Links- und nur drei Rechtskurven) ist Moto2-Lauf Nr. 9; als WM-21. geht Sandro Cortese ihn an. Mit gerade mal zehn Punkten ...
... und einem grundlegenden Problem: Richtig warm ist er nach dem Markenwechsel des Memminger Dynavolt IntactGP-Teams von Kalex zu Suter mit seiner 2017er-Maschine noch nicht geworden. Die MMX2 „muss sehr, sehr hart gefahren werden“. Damit, sagte Sandro Cortese jetzt dem Internet-Fachportal speed- week.com, tue er sich mit „meinem sanften, runden Fahrstil sehr schwer. Ich versuche, meinen Fahrstil von Rennen zu Rennen zu ändern. Aber wir kommen nicht richtig vorwärts.“
Im internen Duell das Nachsehen
In Resultaten liest sich das so: 22. in Losail, Achter in Termas de Rio Hondo, 23. in Austin, Sturz in Jerez de la Frontera, 14. in Le Mans, 19. in Mugello, Sturz in Barcelona, Sturz in Assen. Marcel Schrötter, Sandro Corteses Teamkollege aus Vilgertshofen bei Landsberg, fuhr unterdessen zweimal unter die Top Ten und vier weitere Mal in die Punkte. Nach Rennergebnissen steht das interne Duell 1:6 (bei Ausfall beider in Barcelona), nach Qualifying-Platzierungen 3:5 – jeweils gegen Sandro Cortese. Eine Randnotiz mag das sein angesichts der heiklen Beziehung Cortese/ MMX2, eine Randnotiz allerdings, die zeigt, dass man mit dem 600-ccm-Viertakt-Prototyp des eidgenössischen Chassisbauers durchaus zurechtkommen kann.
Das sieht Sandro Cortese selbst nicht anders („Die Suter funktioniert ja. Ich kann nicht behaupten, dieses Motorrad sei nicht konkurrenzfä- hig“), das glaubt auch Jürgen Lingg, gemeinsam mit Stefan Keckeisen (Memmingen) und Wolfgang Kuhn (Bad Wurzach) Teamteilhaber, zudem Technischer Leiter: „Die bisherigen Ergebnisse hängen mit Sicherheit nicht mit dem Motorrad zusammen.“Sondern? Gewiss mit den Nachwehen einer Sprunggelenkoperation im Winter. Katar, der Saisonauftakt, war ein äußerst schmerzensreiches Rennen; dazu kamen die verpassten – ohnehin raren – Testtage. Da konnte Sandro Cortese nicht jenen „Lauf“bekommen, auf den Jürgen Lingg ursprünglich gehofft hatte: „Dann wird er sich enorm steigern. Das spielt sich ja alles im Kopf ab. Der ist wirklich mental so schwierig mittlerweile, dieser Sport ...“
Nach zuletzt drei Großen Preisen ohne zählbare Ausbeute wird er nicht einfacher. Auch nicht vor vollen Sachsenring-Tribünen. „Ich muss jetzt wieder einmal ein Rennen beenden und Punkte sammeln“, heißt Sandro Corteses Vorgabe. An mehr will der Moto3-Weltmeister von 2012 (und Sachsenring-Sieger des gleichen Jahres) nicht denken. Nicht nach Assen, wo er vergangenes Wochenende einen kapitalen Highsider bei Tempo 180 glimpflich überstanden hat, als 31. ins Rennen ging und dort von Axel Pons in den Kies gecrasht wurde. „Wir fangen wieder bei null an.“Beim 212. Grand-PrixStart der Karriere.
Anderes im Kopf als die Saison 2018
Wie viele noch folgen werden für Dynavolt IntactGP? Die Frage hat Konjunktur in diesen Tagen, manch einer stellt sie bei Halbzeit der fünften gemeinsamen Saison. Etwa die Deutsche Presse-Agentur an die Adresse Jürgen Linggs. Antwort: „Wir wissen noch nicht, wie es mit Sandro weitergeht. Auf jeden Fall muss ganz schnell etwas passieren, sonst sieht es schlecht für ihn aus.“Zukunftsängste? Für Sandro Cortese kein Thema derzeit. Nicht weil er die Lage verkennen würde; nach der Geburtstagsschleife zählt nur eines: die Gegenwart. „Im Moment habe ich andere Dinge im Kopf als die Saison 2018.“