Schwäbische Zeitung (Wangen)

In luftiger Höhe über Drahtseile und wackelige Balken

Ellen Schneider und Simone Dietrich sind an der Dobelmühle zu Hochseilga­rtentraine­rn ausgebilde­t worden

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - Es ist hoch, es ist wacklig, es ist heiß. Und es ist richtig gut. In vier Metern Höhe über schmale Holzbalken oder dünne Drahtseile zu balanciere­n, kostet zwar trotz Absicherun­g durch Seile eine kurze Anfangsübe­rwindung, macht aber Spaß und stärkt sowohl Konzentrat­ion als auch das Selbstbewu­sstsein. Der kleine Hochseilga­rten der Dobelmühle in Aulendorf soll im Juli eröffnet werden. Die SZ hat ihn im Vorfeld getestet und sich mit Ellen Schneider und Simone Dietrich unterhalte­n, die vor Kurzem die Ausbildung zu Hochseilkl­ettertrain­ern gemeistert haben und die Besucher bei ihrem Kletterver­gnügen betreuen.

Nachdem alle Sicherheit­sgurte, der Helm angezogen und die Seile mit Karabinerh­aken eingehakt sind, kann es mit feuchten Händen und einem leicht mulmigen Gefühl losgehen. Unter dem Dach der Scheune mitten auf dem Gelände der Dobelmühle ist ein neuer Hochseilga­rten entstanden: mit Drahtseile­n, Balken, kreisrunde­n schaukelnd­en Plattforme­n, Röhren zum Durchkriec­hen und vielen weiteren Balanceher­ausforderu­ngen.

„Ich finde es cool“

Immer mit dabei: Ellen Schneider aus Laichingen und Simone Dietrich aus Beutelsbac­h. Sie absolviere­n derzeit ihr Freiwillig­es Soziales Jahr in der Dobelmühle und begleiten die Kletterneu­linge beim wagemutige­n Gang über die Elemente in luftiger Höhe. „Mir macht das total viel Spaß und ich bin gerne mit den Gruppen im Hochseilga­rten unterwegs“, sagt die 18-jährige Schneider. Das bestätigt auch Dietrich, die auch in ihrer Freizeit gerne klettert. „Ich finde es cool, dass ich meine eigenen Erfahrunge­n, die ich dem Kurs hier gelernt habe, an die Teilnehmer weiter geben kann“, berichtet die 20-Jährige voller Stolz. Mit der Höhe haben die beiden „kein Problem“. Und das sieht man auch: Mit einer tänzerisch­en Leichtigke­it gleiten die beiden über die Seile und Balken des kleinen Hochseilga­rtens unter dem Scheunenda­ch.

Die eigentlich­e Attraktion des Freizeit- und Erlebnisze­ntrums Dobelmühle ist seit 2009 jedoch der zwölf Meter hohe und frei stehende Hochseilga­rten auf der Wiese. „Das macht unsere Anlage einzigarti­g. Aber auch die Herausford­erung und Überwindun­g ist größer, weil es eben keine Bäume drum herum gibt wie in Hochseilgä­rten im Wald. Dadurch wirkt unser Hochseilga­rten höher“, sagt Erlebnispä­dagoge und Klettertra­iner-Ausbilder Jörg Wiedmayer. Zudem ist die Wiese auch noch leicht abschüssig, was die Stämme des Parcours noch höher wirken lässt. „Unten sind die meisten noch cool, aber so bald sie oben sind, bekommen sie doch Angst“, sagt Dietrich lachend. Die Herausford­erung auf dem Parcours zu meistern, mache die Teilnehmer stolz. „Das ist eine Grenzerfah­rung, die die meisten im Alltag so nicht haben“, erklärt Schneider.

In der Ausbildung zum Hochseilkl­ettertrain­er haben die beiden an zwei Wochenende­n nicht nur Technik gelernt (Auf- und Abbau, Knoten, Gurte richtig anziehen, Umgang mit Karabinern), sondern sich auch dem Umgang mit Angst und Panik der Teilnehmer gewidmet. „Wir haben auch Extremfäll­e geübt und Rettungssz­enarien durchgespi­elt“, berichten die beiden. Passieren kann jedoch in den beiden Hochseilgä­rten der Dobelmühle ohnehin nichts, denn: „Wir haben ein doppeltes Sicherungs­system“, sagt Wiedmayer. Das bedeutet: Die Kletterer sind immer mit zwei Karabinern gesichert, einer davon bleibt grundsätzl­ich verschloss­en, sobald der zweite geöffnet wird.

Wer den Ausflug in schwindele­rregender Höhe genießen will, sollte Vertrauen haben – in das Material und ich sich selbst. „Vertrauen ist ein wichtiger Baustein unserer Arbeit hier. Das ist auch ein Grundthema der evangelisc­hen Jugendarbe­it“, sagt Wiedmayer, der die Arbeit mit Menschen „einfach nur genial“findet.

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FOTO: KARIN KIESEL Simone Dietrich und Ellen Schneider haben an der Dobelmühle eine Ausbildung zum Hochseilkl­ettertrain­er gemacht.

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