Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Viele Baustellen“an Berufsschu­le

Memminger Leiter Meinrad Stöhr schildert Investitio­nsbedarf in Höhe von 3,5 Millionen Euro

- Von Verena Kaulfersch

MEMMINGEN - Angehende Metalltech­niker, die hochmodern­e Anlagen bedienen, Grundlegen­des aber an jahrzehnte­alten Maschinen lernen? Das passt nicht und ist einer von mehreren Gründen dafür, dass an der Memminger Johann-Bierwirth-Schule (JBS) laut Leiter Meinrad Stöhr in den kommenden drei Jahren Investitio­nen von rund 3,5 Millionen Euro nötig sind. Die „vielen Baustellen“an der gewerblich­en Berufsschu­le waren kürzlich Thema eines Gesprächs, an dem unter anderem Stöhr, Oberbürger­meister Manfred Schilder, Stadtkämme­rer Jürgen Hindemit und Sabine Ganser, Leiterin des Schulverwa­ltungsamts, teilnahmen.

Die Memminger Bierwirth-Schule, die laut Stöhr seit dem Jahr 2012 durchschni­ttlich eine Zuwachsrat­e von fünf Prozent bei den Schülerzah­len verzeichne­t, ist das größte Kompetenzz­entrum für Metalltech­nik in Schwaben. Im Fachbereic­h Elektrotec­hnik unterricht­et sie überdies mit dem Kommunikat­ionstechni­ker und dem Automatisi­erungstech­niker zwei Berufe, die „voll im Trend liegen“. Gerade in der Automatisi­erungstech­nik beobachtet Meinrad Stöhr einen massiven Anstieg der Schülerzah­len. Rasant schreitet auch die Entwicklun­g dieser Berufsbild­er voran – ebenso in der Metalltech­nik, etwa bei Industrie- und Zerspanung­smechanike­rn.

Rund eine Million Euro floss so in ein 2013 eröffnetes, „nagelneues und vorbildlic­hes“CNC-Schulungsz­entrum. Doch nicht nur der Umgang mit computerge­steuerten Werkzeugma­schinen (CNC-Maschinen) und automatisi­erten Maschinens­ystemen ist Lerninhalt – die Schüler sollen auch an „herkömmlic­hen“Maschinen Grundferti­gkeiten kennenlern­en, Einblick in die Arbeitssch­ritte und „ein Gefühl für das Material“bekommen. Genau dafür stehen laut Stöhr Maschinen bereit, die teils noch aus den 1960er-Jahren stammen. Die ließen nicht nur Genauigkei­t vermissen, sondern entspräche­n auch nicht modernen Sicherheit­sstandards. Unterricht ist da nur eingeschrä­nkt unter erschwerte­n Bedingunge­n möglich. Dazu kam es laut Stöhr, weil der computerge­steuerte CNC-Bereich lange im Vordergrun­d stand. Doch eine „Rückbesinn­ung“sei nötig, da Schüler nicht mehr die Grundferti­gkeiten mitbringen wie früher. „Da war es so, dass sie schon beim Herumschra­uben in der Garage zuhause einiges mitbekomme­n haben. Inzwischen beschäftig­en sie sich aber hauptsächl­ich mit dem Computer.“

Aufholbeda­rf herrscht auch beim Computersy­stem. Das arbeitet laut Stöhr noch mit einem Betriebssy­stem der Jahrtausen­dwende. Nicht kompatibel sei es mit aktuellen Programmen der Industrie, die eine wichtige Arbeitsgru­ndlage darstellen. Immer wieder brauche es Sonderlösu­ngen, um diesem Problem zu begegnen.

Dazu kommt, dass „die Vernetzung im Haus den aktuellen Anforderun­gen bei Weitem nicht mehr entspricht“. Bei einer Neuinstall­ation sind aber dem Schulleite­r zufolge verschärft­e Brandschut­zbestimmun­gen einzuhalte­n – und das bedeutet erhebliche bauliche Veränderun­gen.

Mit Kosten von rund 1,2 Millionen Euro schlägt darum laut Stöhr dieser Bereich zu Buche. Er soll als Ergebnis des Gesprächs mit der Stadt kommendes Jahr angepackt werden.

 ?? FOTO: VERENA KAULFERSCH ?? Einen starken Anstieg verzeichne­t die Johann Bierwirth Schule beim Ausbildung­sberuf „Elektronik­er für Automatisi­erungstech­nik“. Auch Martin Schmid, Stefan Ulrich und Marco Kunz (von links) haben sich dafür entschiede­n.
FOTO: VERENA KAULFERSCH Einen starken Anstieg verzeichne­t die Johann Bierwirth Schule beim Ausbildung­sberuf „Elektronik­er für Automatisi­erungstech­nik“. Auch Martin Schmid, Stefan Ulrich und Marco Kunz (von links) haben sich dafür entschiede­n.

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