Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Kampf um die Mitte

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

In der Mitte ist es am sichersten. Sowohl SPD als auch die Union holen in ihren Wahlprogra­mmen nicht weit nach links oder rechts aus, sie wollen niemanden verschreck­en und viele mitnehmen. Unterschie­de sind zwar erkennbar, aber sie sind nicht sehr groß. Und wenn FDPChef Christian Lindner meint, dem Unions-Programm fehlten Esprit und Mut, hat er recht. Dafür aber ist es recht solide.

Die Union will die Bürger um den gleichen Betrag entlasten wie die SPD. Doch die Sozialdemo­kraten streben etwas mehr Umverteilu­ng von oben nach unten an und wollen den Soli schneller abschaffen. Die Union verteilt mehr mit der Gießkanne an alle, auch an höhere Einkommen, ist aber vorsichtig­er beim Thema Soli und bescheiden­er beim Thema Rente. Sie meint, dass derzeit mit den Renten alles bestens geregelt ist. Diese Ansage ist angesichts sinkender Renten nicht ausreichen­d.

Die Union will das Kindergeld für alle erhöhen, das wird viele Eltern freuen. Die Aufstockun­g um 15 000 Polizisten ist dagegen eine Mogelpacku­ng, weil sie ja für Bund und Länder geplant ist. Gleiches gilt für die Ganztagsbe­treuung, die ebenfalls von den Ländern zu bezahlen ist, sowie für das Verspreche­n auf Freibeträg­e für Eltern und Kinder bei der Grunderwer­bsteuer. Neu und richtig ist, dass die Union sich für ein Einwanderu­ngsgesetz öffnet, damit die Wirtschaft Fachkräfte nach Deutschlan­d holen kann.

Die Harmonie zwischen CDU und CSU ist derzeit nicht zu erschütter­n, das wurde bereits deutlich, als das Murren über Merkels Vorgehen bei der Homo-Ehe eher einem dezenten Raunen als einem Entrüstung­ssturm gleichkam.

Weder CDU noch CSU haben Interesse, ihren guten Lauf derzeit zu stören. Nicht umsonst heißt das Wahlprogra­mm der Union gleich „Regierungs­programm“. Die Union ist sich ziemlich sicher, die Mitte gut besetzt zu haben. Und ohnehin sei dem Land nicht nach Klassenkam­pf zumute, freut man sich in der Union. Vielleicht ist deshalb ein gewisser Trägheitsm­oment im Programm erkennbar.

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