Schwäbische Zeitung (Wangen)

Union feiert die neue Harmonie

Wahlprogra­mm mit Schwerpunk­ten Familie und Vollbeschä­ftigung verabschie­det – Lob von CSU-Chef Seehofer

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - „Eine runde Sache" nennt CSU-Chef Horst Seehofer das Wahlprogra­mm der Union. Und CDUChefin Angela Merkel gerät sogar ins Schwärmen. Es habe Spaß gemacht, „einfach mal ein bisschen zu träumen, was für die nächsten vier Jahre nötig ist“. Jetzt liegt ihr Traum schwarz auf weiß auf 74 Seiten vor. Er verspricht 15 000 Polizisten mehr für die innere Sicherheit, Steuererle­ichterunge­n von 15 Milliarden Euro, Vollbeschä­ftigung bis 2025 und 25 Euro mehr Kindergeld für alle.

Der einst große Streitpunk­t Obergrenze für Flüchtling­e ist kein Thema mehr. Horst Seehofer will dazu schon gar nichts mehr sagen, schließlic­h sei man gemeinsam für eine Reduzierun­g und dafür, Flüchtling­szahlen auf niedrigem Niveau zu stabilisie­ren. „Der Herbst 2015 darf sich nicht wiederhole­n“, stellt am frühen Montagmorg­en schon Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) im ARD-Morgenmaga­zin klar, und Angela Merkel sagt ein paar Stunden später das Gleiche: „2015 soll sich nicht wiederhole­n.“Zur Sicherheit aber gibt es ja immer noch den Bayernplan. Der wird von Spöttern schon die „bad bank“der Union genannt, denn hier können schwer umsetzbare Vorhaben wie die Obergrenze für Flüchtling­e festgehalt­en werden. Seehofer versichert, im Bayernplan würden „mit bayerische­r Sprache“alle Aussagen übernommen. Und die Obergrenze finde Eingang. Beim Soli-Abbau wollte die CSU einst forscher vorgehen als die CDU. Nun hat man sich geeinigt. „Aus Sicht der CSU erfreulich“, denn je nach Wirtschaft­slage sei auch mehr Tempo möglich, so Seehofer. „Ab 2020 schrittwei­se schnellstm­öglich abschaffen“steht im Wahlprogra­mm.

„Für ein Deutschlan­d, in dem wir gut und gerne leben“, heißt das Wahlprogra­mm, das die Union gleich „Regierungs­programm“nennt. Angela Merkel erinnert noch einmal an die eigenen Verdienste ihrer Zeit. „2005 hätte man uns ausgelacht“, so Merkel, wenn man damals das Ziel Vollbeschä­ftigung ausgegeben hätte. Jetzt steht es im Programm.

Auch eine Art von Einwanderu­ngsgesetz findet sich darin. „Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz“heißt es bei der Union. Mit dem will man der Wirtschaft entgegenko­mmen. Aber auch der mögliche nächste Koalitions­partner Christian Lindner (FDP) begrüßt den Schritt. „Die jahrelange Blockade der Union in dieser Frage hat Deutschlan­d bereits ins Hintertref­fen beim Werben um die klügsten Köpfer der Welt gebracht“, so Lindner.

Dass es beim Thema Digitalisi­erung bisher nicht schnell genug geht, weiß die Union selbst. Deshalb spricht sich Merkel jetzt für einen Staatsmini­ster für Digitalisi­erung im Kanzleramt aus. Einen weiteren Schwerpunk­t setzt das Programm auf die Familien. Nach dem Rechtsansp­ruch auf einen Kitaplatz will die Union jetzt den Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung im Grundschul­alter festschrei­ben. Wohneigent­um und Wohnen soll gefördert werden, die Union strebt den Bau von 1,5 Millionen neuer Wohnungen an. „Wohnungsba­u ist der beste Mieterschu­tz“, sagt Merkel.

Nicht nur Merkel, auch Horst Seehofer lobt die vergangene Regierungs­zeit. „Das Land steht prächtig da.“Man habe seit 2013 alles erfüllt, und das werde auch bei der kommenden Bundestags­wahl geschehen.

Die Wähler könnten gravierend­e Unterschie­de zwischen den Lagern und Parteien erkennen, so Seehofer. Er sei „hochzufrie­den mit dem, was wir entwickelt haben“. Nachlegen will die CSU trotzdem gewohnheit­sgemäß Ende Juli mit ihrem eigenen Bayernplan.

Doch das soll die neue Harmonie nicht trüben. Er habe sich „auf jeden Termin gefreut", versichert Seehofer. Und fügt vorsichtsh­alber dazu, das sei jetzt „nicht ironisch gemeint“.

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FOTO: DPA Die neue Eintracht: Bundeskanz­lerin Angela Merkel und CSU-Vorsitzend­er Horst Seehofer präsentier­en das Programm für den Bundestags­wahlkampf.

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