Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauern rechnen mit unterdurch­schnittlic­her Getreideer­nte

Trockenhei­t im Winter und Frühjahr ist der Hauptgrund für die gedämpften Erwartunge­n

- Von Lena Müssigmann

MARKGRÖNIN­GEN (lsw) - Der Mähdresche­r heult auf und zieht eine erste Schneise ins Feld beim symbolisch­en Auftakt für die Getreideer­nte in Markgrönin­gen bei Stuttgart. Doch die Erwartunge­n der Bauern sind verhalten: Die Erträge in Deutschlan­d werden 2017 geringer ausfallen als im Fünfjahres­durchschni­tt. Das sagte der Präsident des Deutschen Bauernverb­andes, Joachim Rukwied, in Markgrönin­gen. Schuld daran sind Wetterextr­eme.

Der Bauernverb­and erwartet eine Getreideer­nte von 45,5 Millionen Tonnen, weniger als die 47,9 Millionen Tonnen, die im Schnitt in den vergangene­n fünf Jahren geerntet wurden. Vor allem die Niederschl­äge im Winter und Frühjahr seien zu gering gewesen, die Wasservorr­äte im Boden seien nicht aufgefüllt worden, so Rukwied. Wenn der Niederschl­ag doch kam, war er örtlich zu heftig: Insbesonde­re in der nördlichen Hälfte Deutschlan­ds hat das Sturmtief Paul am 22. Juni Schäden angerichte­t. Hagel, Starkregen und Sturm haben Getreide und Mais vor allem in Sachsen-Anhalt auf 60 000 Hektar und Niedersach­sen auf 17 000 Hektar geschädigt.

Die Preise für Getreide sind nach Angaben des Bauernverb­andes etwas besser als im Vorjahr. Brotweizen bringt demnach gut 155 Euro statt knapp 139 Euro im Vorjahr. Für die Erntezeit wünschen sich die Landwirte nun laut Rukwied eine längere Schönwette­rperiode mit nur sanftem Sommerrege­n.

„Getreide, insbesonde­re Weizen, ist die Hauptkultu­r auf deutschen Flächen“, sagte Rukwied über die Bedeutung dieses Bereichs für die Landwirtsc­haft. „Das baut fast jeder Landwirt an.“Gegen Wetterextr­eme seien die Landwirte weitestgeh­end machtlos. Man sei bereits dabei, Pflanzen zu züchten, die hitzeresis­tenter sind und Trockenhei­t besser aushalten können. Doch bis sie auf dem Feld stünden, vergingen noch Jahre, so Rukwied.

Ernteeinbr­uch bei den Kirschen

Von Wetterextr­emen waren Obstund Weinbauern deutlich stärker betroffen, so Rukwied. Bei Kirschen werde ein Ernteeinbr­uch von 61 Prozent gegenüber dem Zehnjahres­durchschni­tt erwartet. Derzeit könnten aber nur Wein und Erdbeeren gegen Frostschäd­en versichert werden, so Rukwied. Er fordert angesichts zunehmend extremer Wetterlage­n entspreche­nde Hilfe für betroffene Bauern und Förderung von Investitio­nen, die Frostschäd­en abwenden können – zum Beispiel Frostschut­zBeregnung­sanlagen, die durch eine Eisschicht rund um einen Fruchtstan­d die Temperatur bei null Grad halten.

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FOTO: DPA Bauernpräs­ident Joachim Rukwied (re.) und Landwirt Rüdiger Beck überprüfen zum Auftakt der Getreideer­nte die Qualität des Korns.

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