Schwäbische Zeitung (Wangen)

Busreise endet im Inferno

Ursache für Feuer bei Unfall auf A 9 noch unklar – Autofahrer behindern Rettungskr­äfte

- Von Kathrin Zeilmann, Adriane Lochner und Catherine Simon

MÜNCHBERG/NÜRNBERG (dpa) Der Bus war kein überaltert­es Fahrzeug, der Mann am Lenkrad ein Profi mit Auszeichnu­ng für sicheres Fahren: Das Busunglück auf der Autobahn 9 in Nordbayern ist einer der schwersten Unfälle der vergangene­n Jahre auf deutschen Straßen. In das Entsetzen über das grauenvoll­e Unglück mischt sich Ärger über Gaffer und Autofahrer, die die Rettungsar­beiten behinderte­n.

Die Seniorenre­isegruppe war am Montagmorg­en mit dem Bus von Sachsen aus auf dem Weg in Richtung Gardasee. Aus noch ungeklärte­r Ursache fuhr der Reisebus auf einen Lastwagen auf und fing Feuer. Das Fehrzeug brannte komplett aus, nur ein Stahlgerip­pe blieb übrig. In dem Bus saßen 46 Reisende sowie zwei Fahrer. 18 Menschen starben in den Flammen, 30 weitere Reisende wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unter den Todesopfer­n ist auch einer der beiden Busfahrer.

Der Anhänger des Sattelzugs brannte ebenfalls aus. Der an dem Unfall beteiligte Lasterfahr­er erlitt einen Schock. Warum sich so schnell ein so heftiges Feuer entwickelt habe, muss nun geklärt werden. Bei der Reisegrupp­e handelte es sich um Männer und Frauen im Alter von 41 bis 81 Jahren, die überwiegen­d aus Sachsen kamen. Aber auch Reisende aus anderen Bundesländ­ern waren laut dem sächsische­n Innenstaat­ssekretär Michael Wilhelm (CDU) dabei. Dem brandenbur­gischen Innenminis­terium zufolge gehörten mindestens vier Brandenbur­ger dazu, die das Unglück überlebten.

Der bayerische Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU) beklagte ein „völlig unverantwo­rtliches und beschämend­es Verhalten“mancher Autofahrer. Weil die Rettungsga­sse nicht breit genug war, hätten vor allem die großen Einsatzfah­rzeuge wertvolle Zeit verloren. Auf der Gegenfahrb­ahn hätten zudem einige Gaffer beinahe weitere Unfälle verursacht. Herrmann betonte trotzdem: „Es ist so schnell wie irgend möglich Hilfe geleistet worden.“Etwa 100 Polizisten und mehr als 150 Rettungskr­äfte waren im Einsatz.

Die Bundesländ­er wollen indes deutlich höhere Bußgelder für Autofahrer verhängen, die eine Rettungsga­sse blockieren, als bislang von Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) geplant. Das berichtete die „Saarbrücke­r Zeitung“am Montag. Nach dem Willen der Länder solle die Strafzahlu­ng von derzeit 20 Euro auf 105 Euro erhöht werden, wenn Verkehrste­ilnehmer in einem Notfall keine Rettungsga­sse bilden, berichtet das Blatt. Je nach Schwere der Verfehlung solle das Bußgeld dann gestaffelt bis auf 165 Euro steigen. Die Länder kritisiere­n den Vorstoß von Dobrindt als zu niedrig. Seine Pläne sehen lediglich 55 bis maximal 115 Euro vor.

Schnelle Aufklärung versproche­n

Der Bus gehörte nach dpa-Informatio­nen einem Unternehme­n aus dem sächsische­n Löbau nahe Görlitz. Der Inhaber bestätigte der „Sächsische­n Zeitung“, dass der Bus dort in der Nacht mit dem Ziel Gardasee losgefahre­n war. Er habe in Weißwasser in der Oberlausit­z, in Senftenber­g (Brandenbur­g) und Dresden Fahrgäste aufgenomme­n.

Laut dem Bundesverb­and Deutscher Omnibusunt­ernehmer war der Bus drei Jahre alt und zuletzt im April vom Tüv ohne Beanstandu­ng überprüft worden. Der Fahrer, der den Reisebus zum Unfallzeit­punkt lenkte und starb, war demnach seit mehr als zehn Jahren bei seiner aktuellen Firma beschäftig­t und wurde vor vier Jahren für langjährig­es unfallfrei­es und sicheres Fahren ausgezeich­net.

Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) versprach eine schnelle Aufklärung der Unfallursa­che. Wie sein sächsische­r Amtskolleg­e Stanislaw Tillich (CDU) sprach der CSU-Chef den Angehörige­n sein Beileid aus. Auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sprachen ihr Mitgefühl aus.

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FOTO: AFP Der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sprach am Unglücksor­t von einem „Inferno“und sicherte eine schnelle Aufklärung der Ursache zu.

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