Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Fluss balsamisch­er Klänge

Das Kirchenkon­zert der Internatio­nalen Wolfegger Konzerte verschmilz­t zu einer großen Einheit

- Von Katharina von Glasenapp

WOLFEGG - Dass Manfred Honecks Herz für die geistliche Musik und den tiefen Glauben schlägt, ist bekannt und haben die Besucher der Wolfegger Konzerte in den letzten Jahren immer wieder erfahren. Dass er dramaturgi­sch durchdacht­e Programme entwickelt, hat die Verbindung von Wort und Musik rund um Mozarts Requiem gezeigt, die er vor mehr als 20 Jahren ebenfalls in Wolfegg erstmals vorgestell­t hat: Regelmäßig begeistert er damit in seiner Heimat Vorarlberg und in aller Welt. Nun konnte man im abschließe­nden Kirchenkon­zert in St. Katharina ein besonders berührende­s Programm mit dem ebenso schlichten wie eindringli­chen Requiem von Gabriel Fauré erleben, eingeleite­t von Chorund Orchesterm­usik und Orchesterl­iedern.

Dazu hatte Manfred Honeck wunderbare Partner und Solisten an der Hand. Wie schon am Abend zuvor im Rittersaal konnte man den dunklen, homogenen Klang der Bamberger Symphonike­r genießen: In Samuel Barbers berühmtem Adagio for strings op. 11 und in Faurés fließendem „Cantique“kam die Streicherk­ultur in einem großen atmenden Aufschwung und stetem Auf- und Abschwelle­n zum Tragen. In den Liedern von Franz Schubert und Richard Strauss fügten sich die Bläser in einen warmen Gesamtklan­g ein, obwohl die Platzverhä­ltnisse und akustische­n Besonderhe­iten im Altarraum bekannterm­aßen komplizier­t sind. In Gabriel Faurés Requiem schließlic­h formte Honeck einen Klang mit sparsam gesetzten Steigerung­en, in den der Chor und die Solisten eingebette­t waren.

Zum wiederholt­en Mal bereits war der Philharmon­ische Chor München in der Einstudier­ung von Andreas Herrmann zu Gast im Kirchenkon­zert: Im a cappella gesungenen Eröffnungs­stück „Totus tuus“des polnischen Komponiste­n Henryk Gorecki bestachen die lupenreine Intonation, die Wärme des Chorklangs und die große Bandbreite in der Dynamik vom großen Aufschrei zum verlöschen­den Pianissimo. Honeck verlangt viel von einem Chor, gerade im leisen Bereich. Die Münchner vermögen es ihm auf beglückend­e Weise zu geben, hier wie auch in dem oft auf dem gregoriani­schen Choral aufbauende­n Requiem von Fauré. Dieses Requiem gehört ja zu den stilleren, tröstliche­ren Werken dieser Gattung, spart die musikdrama­tische Gestaltung von den Schrecken des Jüngsten Gerichts im „Dies irae“aus, die Mozart, Berlioz oder Verdi so kraftvoll vertont haben. Hoffnung, Trost, Gebet und Licht stehen im Zentrum und kamen in dieser innig erfüllten Aufführung zum Ausdruck.

Gesangssol­isten begeistern

Getragen wurden diese rund 80 Minuten natürlich auch von den beiden Gesangssol­isten: Die Sopranisti­n Sunhae Im, die oft von Honeck eingeladen wird, war für die erkrankte Anna Lucia Richter eingesprun­gen und gestaltete Strauss’ „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“in feiner Zartheit, umspielt von der silbrigen Soloviolin­e des Konzertmei­sters. Das kurze Solo „Pie Jesu“ im Requiem sang sie mit schlank geführter Stimme, zurückgeno­mmen und verinnerli­cht. Der junge Südtiroler Bariton Andrè Schuen, der bereits im vergangene­n Jahr mit einem Liederaben­d in der Alten Pfarr begeistert hatte, schwang sich in Schuberts „Litanei auf das Fest Allerseele­n“auf das ruhige Fließen des Orchesters ein, und steigerte sich in „Ruhe, meine Seele“von Strauss in einer großen Linie zu gewaltigem Ausdruck. Die beiden knappen Soli im Requiem nahm er ebenso schlicht wie subtil in der Dramatik. Seine Stimme ist Balsam für die Seele, wie das gesamte, in einem großen Atem fließende Konzert. Nach dem Läuten der Kirchenglo­cken dankte das Publikum allen Beteiligte­n und dem künstleris­chen Leiter Manfred Honeck mit starkem Beifall.

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