Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ärger vor der Ampel

Sanierung der Schomburge­r Argenbrück­e: Verhalten einiger Autofahrer auf der alten Steige verärgert Anwohner

- Von Jan Scharpenbe­rg

SCHOMBURG - Der Weg über die alte Steige in Schomburg ist eigentlich den Anwohnern vorbehalte­n. Aktuell ist das Verkehrsau­fkommen dort jedoch um einiges höher als normal, denn die Argenbrück­e Schomburg wird saniert. Die offizielle Umleitung über Haslach scheint vielen Autofahrer­n aus der Region zu weitläufig. Selbst die Ampelanlag­e auf der alten Steige, deren Rotphase bis zu acht Minuten betragen kann, schreckt sie nicht ab, den verbotenen, weil Anlieger vorbehalte­nen Schleichwe­g zu benutzen.

Dass sich das Verkehrsau­fkommen erhöht hat, ist gar nicht das Problem der Anwohner der alten Steige. Es ist vielmehr das Verhalten der Autofahrer. Mit Schildern werden diese von den Anwohnern aufgeforde­rt, den Motor während der Wartezeit abzustelle­n. Daran halten sich jedoch einige nicht. „Zu Stoßzeiten können wir nicht mehr vor dem Haus sitzen“, sagt Carolin Dahmen. „Da sind dann gerade bei der Hitze einfach zu viele Abgase, und dazu kommt noch der Lärm.“

Das Tempolimit von 30 Kilometern in der Stunde werde ebenfalls von vielen Autofahrer­n nicht beachtet. Mehrere Anwohner lassen ihre Kinder mittlerwei­le nicht mehr auf der Straße spielen. Renate Raddatz hat am Wegesrand Schilder aufgestell­t, mit dem Hinweis auf das Tempolimit und die spielenden Kinder. Ein dazugestel­ltes Bobbycar wurde von Autofahrer­n schon entfernt. Jetzt ist es angebunden. Ihr Hoftüren hält sie wie viele anderen Anwohner geschlosse­n. Die Gefahr, dass die Hunde oder Katzen überfahren werden, sei einfach zu groß.

Rote Ampel wird ignoriert

Die Steige ist zum Teil sehr eng. An ihrem unteren Ende teilt eine ausgeprägt­e Fahrrinne den Grünstreif­en. Hier müssen die Autofahrer ausweichen, wenn von oben kommend einer der Radfahrer und auch Autofahrer die rote Ampel ignorieren. „Meine erwachsene Tochter schiebt normalerwe­ise ihr Fahrrad die Steige hinauf. Das macht sie jetzt nicht mehr, weil es lebensgefä­hrlich ist, so wie die runter geschossen kommen“, sagt Renate Raddatz. Die Rotsünder sind auch das Hauptärger­nis von Anwohner Werner Gürsching: „Ich habe schon erlebt wie ein Ungeduldig­er hinter mir ausgescher­t ist und an der Schlange vorbei über die rote Ampel fuhr. Und von den Radfahrern beachtet das auch keiner.“

Zwei junge Männer mit Lindauer Kennzeiche­n stehen vor der Ampel am unteren Ende der Steige: „Man wartet ja hier nicht immer die vollen acht Minuten. Für manche Strecken ist das einfach schneller, da nehmen wir das Risiko, erwischt zu werden, in Kauf. Und wir benutzen den Weg ja auch nicht immer.“Den Motor stellen sie nicht ab.

Eine Autofahrer­in mit abgestellt­en Motor bestätigt den Eindruck der jungen Männer und erzählt: „Ich habe am Anfang andere Wege ausprobier­t. Das hier ist die schnellste Lösung auch wenn ich warten muss. Außerdem verfahre ich über die Umgehung mehr Sprit.“Sie habe Verständni­s für die Anwohner und versuche möglichst langsam zu fahren. „Das machen aber viele nicht, genauso wenig wie den Motor abstellen“, erzählt sie weiter.

Ein Schwätzche­n beim Warten

Trotz des ganzen Ärgers kann Renate Raddatz der Geschichte um die Acht-Minuten-Ampel auch etwas Positives abgewinnen: „Es ist erstaunlic­h. Manche steigen einfach aus und halten ein Schwätzche­n mit mir. Da lernt man Leute kennen.“

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FOTO: JOACHIM DEMPE Das Juli-Motiv des Wangener Fotokalend­ers zeigt den Kirchturm von St. Martin vom Metzigbach aus.
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FOTO: PRIVAT Diese zwei Wartenden haben keine Probleme damit, den Motor abzustelle­n.

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