Ärger vor der Ampel
Sanierung der Schomburger Argenbrücke: Verhalten einiger Autofahrer auf der alten Steige verärgert Anwohner
SCHOMBURG - Der Weg über die alte Steige in Schomburg ist eigentlich den Anwohnern vorbehalten. Aktuell ist das Verkehrsaufkommen dort jedoch um einiges höher als normal, denn die Argenbrücke Schomburg wird saniert. Die offizielle Umleitung über Haslach scheint vielen Autofahrern aus der Region zu weitläufig. Selbst die Ampelanlage auf der alten Steige, deren Rotphase bis zu acht Minuten betragen kann, schreckt sie nicht ab, den verbotenen, weil Anlieger vorbehaltenen Schleichweg zu benutzen.
Dass sich das Verkehrsaufkommen erhöht hat, ist gar nicht das Problem der Anwohner der alten Steige. Es ist vielmehr das Verhalten der Autofahrer. Mit Schildern werden diese von den Anwohnern aufgefordert, den Motor während der Wartezeit abzustellen. Daran halten sich jedoch einige nicht. „Zu Stoßzeiten können wir nicht mehr vor dem Haus sitzen“, sagt Carolin Dahmen. „Da sind dann gerade bei der Hitze einfach zu viele Abgase, und dazu kommt noch der Lärm.“
Das Tempolimit von 30 Kilometern in der Stunde werde ebenfalls von vielen Autofahrern nicht beachtet. Mehrere Anwohner lassen ihre Kinder mittlerweile nicht mehr auf der Straße spielen. Renate Raddatz hat am Wegesrand Schilder aufgestellt, mit dem Hinweis auf das Tempolimit und die spielenden Kinder. Ein dazugestelltes Bobbycar wurde von Autofahrern schon entfernt. Jetzt ist es angebunden. Ihr Hoftüren hält sie wie viele anderen Anwohner geschlossen. Die Gefahr, dass die Hunde oder Katzen überfahren werden, sei einfach zu groß.
Rote Ampel wird ignoriert
Die Steige ist zum Teil sehr eng. An ihrem unteren Ende teilt eine ausgeprägte Fahrrinne den Grünstreifen. Hier müssen die Autofahrer ausweichen, wenn von oben kommend einer der Radfahrer und auch Autofahrer die rote Ampel ignorieren. „Meine erwachsene Tochter schiebt normalerweise ihr Fahrrad die Steige hinauf. Das macht sie jetzt nicht mehr, weil es lebensgefährlich ist, so wie die runter geschossen kommen“, sagt Renate Raddatz. Die Rotsünder sind auch das Hauptärgernis von Anwohner Werner Gürsching: „Ich habe schon erlebt wie ein Ungeduldiger hinter mir ausgeschert ist und an der Schlange vorbei über die rote Ampel fuhr. Und von den Radfahrern beachtet das auch keiner.“
Zwei junge Männer mit Lindauer Kennzeichen stehen vor der Ampel am unteren Ende der Steige: „Man wartet ja hier nicht immer die vollen acht Minuten. Für manche Strecken ist das einfach schneller, da nehmen wir das Risiko, erwischt zu werden, in Kauf. Und wir benutzen den Weg ja auch nicht immer.“Den Motor stellen sie nicht ab.
Eine Autofahrerin mit abgestellten Motor bestätigt den Eindruck der jungen Männer und erzählt: „Ich habe am Anfang andere Wege ausprobiert. Das hier ist die schnellste Lösung auch wenn ich warten muss. Außerdem verfahre ich über die Umgehung mehr Sprit.“Sie habe Verständnis für die Anwohner und versuche möglichst langsam zu fahren. „Das machen aber viele nicht, genauso wenig wie den Motor abstellen“, erzählt sie weiter.
Ein Schwätzchen beim Warten
Trotz des ganzen Ärgers kann Renate Raddatz der Geschichte um die Acht-Minuten-Ampel auch etwas Positives abgewinnen: „Es ist erstaunlich. Manche steigen einfach aus und halten ein Schwätzchen mit mir. Da lernt man Leute kennen.“