Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zauberhaft­er Abend trotz freudloser Kulisse

Jugendblas­orchester und Stadtkapel­le Wangen gestalten in Alter Sporthalle ihr Sommernach­tskonzert

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WANGEN (vs) - Mit einem jeweils gefälligen Programm haben das Jugendblas­orchester (JBO) und die Stadtkapel­le Wangen die Besucher des Sommernach­tskonzerts beeindruck­t. Wegen des unsicheren Wetters musste die Veranstalt­ung vom Marktplatz in die Alte Sporthalle verlegt werden.

Es war, um es mit den Worten vieler Zuhörer zu sagen, „jammerscha­de“. Hatten sie sich auf das traditione­lle Konzert „im malerische­n Ambiente vor dem beleuchtet­en Rathaus in Wangen“gefreut, so war bereits am Freitag klar, dass dies wegen des angekündig­ten Regens nicht möglich sein würde. Es musste in die Alte Sporthalle ausgewiche­n werden. Doch wenn man diese freudlose Alternativ­e gedanklich zu ignorieren wusste und sich an schönere Orte träumte, dann konnte man sich an der dargeboten­en Musik aus verschiede­nen Ländern, Epochen und Stilrichtu­ngen durchaus ergötzen.

Den ersten Teil des Abends bestritt das Jugendblas­orchester. Nur mit zwei Dritteln der üblichen Mannschaft angetreten, wussten die jungen Leute unter der Leitung von Reiner Hobe, ihr Repertoire mit einer beachtlich­en Leistung vorzutrage­n. Wobei die Stücke mit denen identisch waren, die schon zum Muttertags­konzert zu hören waren. Da erinnerte Jacob de Haans „Ross Roy“vielleicht manchen an die eigene Schuloder Internatsz­eit, Alexander Kern gelang mit dem „Tuba Concerto Espagnol“von Kurt Gäble eine Wiederholu­ng seines Erfolgs vom Mai, Alexander Weber tat dies in gleicher Weise mit „Bésame mucho“und seinem Flügelhorn. Auch der Sprung nach Israel und zu einem zündenden „Klezmer Karnival“versetzte das Publikum in beste Stimmung.

Sopranisti­n erzeugt Gänsehaut

Nach dem Umbau und mit Hereinbrec­hen der Nacht war es soweit: Musikdirek­tor Tobias Zinser hob den Taktstock und entlockte der Stadtkapel­le Wangen die ersten stimmungsv­ollen Töne. Die Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla“von Rossini war dazu angetan, Vorfreude auf das zu machen, was noch kommen sollte. Abgesehen von Beethovens Kompositio­n „Wellington­s Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“, die in seiner Dramatik etwas von einem Soundtrack zu einem patriotisc­hen Film hatte, waren es fast nur bekannte Melodien, die die gefühlsbet­onte Seite der Zuhörer zum Schwingen brachten.

Einen wesentlich­en Anteil daran hatte nicht zuletzt Sopranisti­n Sabine Winter. Mit wundervoll inniger und berührende­r Stimme sang sie Antonin Dvoraks „Lied an den Mond“und wurde zu einer wahren „Rusalka“. Dann wieder erzeugte sie Gänsehaut, als sie mit Puccinis „O mio babbino caro“in strahlende Höhen aufstieg. Carl Zellers „Ich bin die Christel von der Post“sang Winter frisch und leicht und der Rolle entspreche­nd mit einer Portion Kessheit. Das „On the street where you live“von Frederick Loewe wurde für Orchester und Sängerin zum „Big Band-Erlebnis“.

„Libertador­es“als Höhepunkt

Hatte die Stadtkapel­le die „Frühlingss­timmen“von Sohn Johann Strauß zu einem leichtfüßi­gen Spaziergan­g durch die herrliche Natur werden lassen, so gelang mit „Libertador­es“von Oscar Navarro wohl der Höhepunkt des Abends. Hatte man sich erst in die ungewohnte­n Klänge hineingehö­rt, in dem die einzelnen Musiker auch als lebendes Schlagzeug und Sänger fungierten, dann konnte man sich dem Zauber dieses Konzerttei­ls nicht mehr entziehen.

Der erste Satz ist vom „Amazonas“inspiriert. Hier wird der Fluss mit seinen charakteri­stischen Landschaft­en, aber auch mit seinen Ureinwohne­rn und ihren fasziniere­nden Gesängen beschriebe­n. Der zweite Satz ist den Unabhängig­keitskämpf­en und den „Liberators“von Südamerika, Simón Bolivar und José de San Martin, gewidmet. Das Hauptthema, mit kämpferisc­hem und triumphale­m Charakter ausgestatt­et, wird in den verschiede­nen Registern aufgenomme­n.

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FOTO: VERA STILLER Die Stadtkapel­le konzertier­te in der Alten Sporthalle.

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