In Lindau geht der Roaming-Ärger weiter
Trotz neuer EU-Regelung ist im Dreiländereck Vorsicht geboten
LINDAU - Keine Roaminggebühren mehr in der EU: das legt eine Verordnung fest, die seit dem 15. Juni gilt. Trotzdem können Nutzer in der Region Lindau nur zum Teil Daten- und Gesprächsroaming unbekümmert verwenden. Denn häufig landen sie im Schweizer Handynetz.
Vor allem in Seenähe klagen viele Nutzer über dieses Problem. In der Facebookgruppe „Du weißt, dass du aus Lindau bist...“wird unter anderem berichtet, dass auf der hinteren Insel in Lindau häufig Schweizer Netz vorherrscht. Den Lindenhofpark nennen einige Handynutzer ebenfalls als Problemzone. In den Gemeinden am See gibt es die gleichen Schwierigkeiten: In Wasserburg komme es vor allem auf der Halbinsel und am Schwimmbad Aquamarin vor, dass sich das Endgerät ins Schweizer statt ins deutsche Netz einwählt. In Nonnenhorn passiere das auf dem Landungssteg.
Dass am See der Schweizer Empfang so gut ist, hat laut Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur, folgenden Grund: „Über das Wasser können sich die Funkwellen ungehindert ausbreiten“, sagt er. Der See biete weniger Hindernisse für die Wellen wie beispielsweise ein Wald oder ein Gebirge. Die Empfangssituation sei aber auch davon abhängig, wie gut ein Endgerät den nächsten Sendemast erreicht. Wenn in der Innenstadt mehr Sendeanlagen stehen, kann sich ein Handy leichter einwählen als in ländlichen Gegenden, wo weniger Sendemasten vorhanden sind.
Deshalb kommt es auch in den umliegenden Gemeinden, die nicht am See liegen, häufiger vor, dass ein Handy im Schweizer Netz landet. Karin Romankiewicz aus Esseratsweiler, die mit Vodafone telefoniert, bemerkt immer wieder, dass sich ihr Handy nicht mehr im richtigen Netz befindet. „Viele Leute haben hier das Problem“, sagt sie. „Auch meine Kinder stöhnen ständig, dass sie schon wieder kein deutsches Netz haben.“Bisher seien Romankiewicz durch Datenroaming aber noch keine Mehrkosten entstanden. Sie schalte immer auf Flugmodus, wenn sich ihr Handy in der Schweiz einwählt. Das sei laut Reifenberg nicht zwingend nötig. „Sobald der Flugmodus angeschaltet ist, sendet das Handy überhaupt keine Signale mehr“, sagt Reifenberg. Es sei ausreichend, alle Roamingoptionen (Sprach- und Datenroaming) des Endgerätes zu deaktivieren.
Wenn das Handy im Schweizer Netz landet, kann das teuer werden. Reifenberg empfiehlt Nutzern deshalb, ihren Vertrag zu prüfen. „Je nach Vertrag fallen Roaming-Aufschläge für eine Handynutzung in der Schweiz an.“Die EU-RoamingVerordnung würde nur in Island, Norwegen, Liechtenstein und den EU-Mitgliedsstaaten gelten. Da gehöre die Schweiz nicht dazu. In einigen Verträgen hätten Anbieter zwar festgelegt, dass Nutzer in der Schweiz keine Roaming-Gebühren zahlen müssen, trotzdem sei es wichtig sich zu informieren, wie die Vertragskonditionen festgelegt sind. „Ansonsten zahlt man“, sagt Reifenberg.
Annalena Axenfeld kann ein Lied davon singen. Sie kommt aus Hergensweiler und telefoniert mit O2. Weil sich ihr Handy regelmäßig ins Schweizer Netz einwählt, muss sie häufig ihre Auslandsflatrate nachbuchen. Sie merke zwar, wenn sich ihr Handy im Schweizer Netz befindet, nur sei es häufig zu spät. Zudem habe sie meistens keine andere Wahl, als im Schweizer Netz zu bleiben, weil sie sonst gar keinen Empfang habe.
Frank Buchholz wohnt in Oberreutin und ist ebenfalls mit dem Problem vertraut. Damit sich sein Handy nicht automatisch ins Schweizer Netz einwählt, hat er die automatische Netzsuche seines Handys auf manuell umgestellt. „Diesen Tipp gebe ich auch meistens den Leuten aus meinem Umfeld“, sagt er. Wenn sein Heimatnetz nicht erreicht wird, bekomme er einen Hinweis und könne dann die manuelle Suche nach einem Netz einleiten. „Ich wähle mich dann ins österreichische Netz ein“, sagt er.