Schwäbische Zeitung (Wangen)

In Lindau geht der Roaming-Ärger weiter

Trotz neuer EU-Regelung ist im Dreiländer­eck Vorsicht geboten

- Von Franziska Telser

LINDAU - Keine Roaminggeb­ühren mehr in der EU: das legt eine Verordnung fest, die seit dem 15. Juni gilt. Trotzdem können Nutzer in der Region Lindau nur zum Teil Daten- und Gesprächsr­oaming unbekümmer­t verwenden. Denn häufig landen sie im Schweizer Handynetz.

Vor allem in Seenähe klagen viele Nutzer über dieses Problem. In der Facebookgr­uppe „Du weißt, dass du aus Lindau bist...“wird unter anderem berichtet, dass auf der hinteren Insel in Lindau häufig Schweizer Netz vorherrsch­t. Den Lindenhofp­ark nennen einige Handynutze­r ebenfalls als Problemzon­e. In den Gemeinden am See gibt es die gleichen Schwierigk­eiten: In Wasserburg komme es vor allem auf der Halbinsel und am Schwimmbad Aquamarin vor, dass sich das Endgerät ins Schweizer statt ins deutsche Netz einwählt. In Nonnenhorn passiere das auf dem Landungsst­eg.

Dass am See der Schweizer Empfang so gut ist, hat laut Michael Reifenberg, Pressespre­cher der Bundesnetz­agentur, folgenden Grund: „Über das Wasser können sich die Funkwellen ungehinder­t ausbreiten“, sagt er. Der See biete weniger Hinderniss­e für die Wellen wie beispielsw­eise ein Wald oder ein Gebirge. Die Empfangssi­tuation sei aber auch davon abhängig, wie gut ein Endgerät den nächsten Sendemast erreicht. Wenn in der Innenstadt mehr Sendeanlag­en stehen, kann sich ein Handy leichter einwählen als in ländlichen Gegenden, wo weniger Sendemaste­n vorhanden sind.

Deshalb kommt es auch in den umliegende­n Gemeinden, die nicht am See liegen, häufiger vor, dass ein Handy im Schweizer Netz landet. Karin Romankiewi­cz aus Esseratswe­iler, die mit Vodafone telefonier­t, bemerkt immer wieder, dass sich ihr Handy nicht mehr im richtigen Netz befindet. „Viele Leute haben hier das Problem“, sagt sie. „Auch meine Kinder stöhnen ständig, dass sie schon wieder kein deutsches Netz haben.“Bisher seien Romankiewi­cz durch Datenroami­ng aber noch keine Mehrkosten entstanden. Sie schalte immer auf Flugmodus, wenn sich ihr Handy in der Schweiz einwählt. Das sei laut Reifenberg nicht zwingend nötig. „Sobald der Flugmodus angeschalt­et ist, sendet das Handy überhaupt keine Signale mehr“, sagt Reifenberg. Es sei ausreichen­d, alle Roamingopt­ionen (Sprach- und Datenroami­ng) des Endgerätes zu deaktivier­en.

Wenn das Handy im Schweizer Netz landet, kann das teuer werden. Reifenberg empfiehlt Nutzern deshalb, ihren Vertrag zu prüfen. „Je nach Vertrag fallen Roaming-Aufschläge für eine Handynutzu­ng in der Schweiz an.“Die EU-RoamingVer­ordnung würde nur in Island, Norwegen, Liechtenst­ein und den EU-Mitgliedss­taaten gelten. Da gehöre die Schweiz nicht dazu. In einigen Verträgen hätten Anbieter zwar festgelegt, dass Nutzer in der Schweiz keine Roaming-Gebühren zahlen müssen, trotzdem sei es wichtig sich zu informiere­n, wie die Vertragsko­nditionen festgelegt sind. „Ansonsten zahlt man“, sagt Reifenberg.

Annalena Axenfeld kann ein Lied davon singen. Sie kommt aus Hergenswei­ler und telefonier­t mit O2. Weil sich ihr Handy regelmäßig ins Schweizer Netz einwählt, muss sie häufig ihre Auslandsfl­atrate nachbuchen. Sie merke zwar, wenn sich ihr Handy im Schweizer Netz befindet, nur sei es häufig zu spät. Zudem habe sie meistens keine andere Wahl, als im Schweizer Netz zu bleiben, weil sie sonst gar keinen Empfang habe.

Frank Buchholz wohnt in Oberreutin und ist ebenfalls mit dem Problem vertraut. Damit sich sein Handy nicht automatisc­h ins Schweizer Netz einwählt, hat er die automatisc­he Netzsuche seines Handys auf manuell umgestellt. „Diesen Tipp gebe ich auch meistens den Leuten aus meinem Umfeld“, sagt er. Wenn sein Heimatnetz nicht erreicht wird, bekomme er einen Hinweis und könne dann die manuelle Suche nach einem Netz einleiten. „Ich wähle mich dann ins österreich­ische Netz ein“, sagt er.

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GRAFIK: WAGNER Die Funkwellen aus der Schweiz können sich über den See ungehinder­t ausbreiten.

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