Von rechts gelinkt
Hans Werner aus Weitnau plant einen Ausdauer-Marsch – Damit ist er jetzt ungefragt und ungewollt auf einer rechtsextremen Seite gelandet
WEITNAU - Dürfen Betreiber von Internet-Seiten ohne Weiteres Inhalte aus dem weltweiten Netz verlinken? Kann es also passieren, dass zum Beispiel ein Hersteller von Lederriemen auf einer Sado-MasoSeite landet? Im Prinzip ja. Denn im Internet sind frei zugängliche Inhalte nicht geschützt vor einer Verlinkung (siehe Info-Kasten) . Dieser Umstand hat jetzt bei Hans Andreas Werner (56) aus Weitnau (Oberallgäu) zu großem Ärger geführt.
Werner betreibt die Jagdschule Weitnau. Er ist staatlich genehmigter Ausbilder für Jäger und Falkner und bereitet Kandidaten auf die staatliche Jägerprüfung vor. Werner plant für den Herbst den „Jägermarsch Weitnau“– eine zweitägige Ausdauer-Tour durch die Weitnauer Gegend mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, zum Beispiel für ehemalige Soldaten, Polizeibeamte oder Menschen, die mal ihre Grenzen austesten wollen. Und wegen dieses Jägermarsches ist er jetzt auf einer rechtsextremen FacebookSeite gelandet mit dem Titel „Merkel muss weg/Schulz verhindern“. Dabei hat Werner politisch überhaupt nichts am Hut, wie er sagt. Vielmehr sieht er seinen Ruf und die Existenz seiner Jagdschule Weitnau gefährdet. „Das belastet mich und meine Frau sehr“, sagt der 56-Jährige, der sich regelrecht gelinkt fühlt.
Weil Werner selbst kein Nutzer von Facebook ist, hat er anfangs gar nicht mitbekommen, dass die Seite „Merkel muss weg/Schulz verhindern“seit dem 18. Mai einen Link zu seiner Internet-Seite enthalten hat, auf der der Jägermarsch vorgestellt wird. Auf Facebook wurde der Eindruck erweckt, sagt Werner, dass der Jägermarsch eine Massenprotest-Veranstaltung gegen die Kanzlerin und ihren Herausforderer sei. Aufmerksam gemacht hat den 56Jährigen auf die Verknüpfung seines Jägermarsches mit dieser staatsfeindlichen Seite erst die Gemeinde Weitnau.
Schriftliche Antwort von Google
Daraufhin versuchte Werner, bei der Internet-Suchmaschine Google den Link und alle Hinweise auf den Jägermarsch in Verbindung mit der Seite „Merkel muss weg/Schulz verhindern“löschen zu lassen. Als Antwort auf seine schriftliche Forderung erhielt er ebenfalls schriftlich die Antwort von Google: „Ihre Beschwerde bezieht sich nicht auf eine natürliche Person („Jägermarsch Weitnau“). Bitte beachten Sie, dass nur natürliche Personen vom Anwendungsbereich des Datenschutzrechts umfasst sind. Ihrem Wunsch auf Entfernung ... aus den Suchergebnissen können wir daher nicht nachkommen.“
Immerhin ist es dem 56-Jährigen gelungen, dass der Betreiber der Seite „Merkel muss Weg/Schulz verhindern“am 6. Juni den Link auf Werners Forderung hin gelöscht hat. Seither steht dort auch eine Gegendarstellung, in der es unter anderem heißt: „Weder die Jagdschule Weitnau, noch der Jägermarsch Weitnau, noch der Ort Weitnau stehen in irgendeinem Zusammenhang mit der Seite ’Merkel muss weg/ Schulz verhindern’ oder der dort propagierten Agitation.“