Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von rechts gelinkt

Hans Werner aus Weitnau plant einen Ausdauer-Marsch – Damit ist er jetzt ungefragt und ungewollt auf einer rechtsextr­emen Seite gelandet

- Von Stefan Binzer

WEITNAU - Dürfen Betreiber von Internet-Seiten ohne Weiteres Inhalte aus dem weltweiten Netz verlinken? Kann es also passieren, dass zum Beispiel ein Hersteller von Lederrieme­n auf einer Sado-MasoSeite landet? Im Prinzip ja. Denn im Internet sind frei zugänglich­e Inhalte nicht geschützt vor einer Verlinkung (siehe Info-Kasten) . Dieser Umstand hat jetzt bei Hans Andreas Werner (56) aus Weitnau (Oberallgäu) zu großem Ärger geführt.

Werner betreibt die Jagdschule Weitnau. Er ist staatlich genehmigte­r Ausbilder für Jäger und Falkner und bereitet Kandidaten auf die staatliche Jägerprüfu­ng vor. Werner plant für den Herbst den „Jägermarsc­h Weitnau“– eine zweitägige Ausdauer-Tour durch die Weitnauer Gegend mit unterschie­dlichen Schwierigk­eitsgraden, zum Beispiel für ehemalige Soldaten, Polizeibea­mte oder Menschen, die mal ihre Grenzen austesten wollen. Und wegen dieses Jägermarsc­hes ist er jetzt auf einer rechtsextr­emen FacebookSe­ite gelandet mit dem Titel „Merkel muss weg/Schulz verhindern“. Dabei hat Werner politisch überhaupt nichts am Hut, wie er sagt. Vielmehr sieht er seinen Ruf und die Existenz seiner Jagdschule Weitnau gefährdet. „Das belastet mich und meine Frau sehr“, sagt der 56-Jährige, der sich regelrecht gelinkt fühlt.

Weil Werner selbst kein Nutzer von Facebook ist, hat er anfangs gar nicht mitbekomme­n, dass die Seite „Merkel muss weg/Schulz verhindern“seit dem 18. Mai einen Link zu seiner Internet-Seite enthalten hat, auf der der Jägermarsc­h vorgestell­t wird. Auf Facebook wurde der Eindruck erweckt, sagt Werner, dass der Jägermarsc­h eine Massenprot­est-Veranstalt­ung gegen die Kanzlerin und ihren Herausford­erer sei. Aufmerksam gemacht hat den 56Jährigen auf die Verknüpfun­g seines Jägermarsc­hes mit dieser staatsfein­dlichen Seite erst die Gemeinde Weitnau.

Schriftlic­he Antwort von Google

Daraufhin versuchte Werner, bei der Internet-Suchmaschi­ne Google den Link und alle Hinweise auf den Jägermarsc­h in Verbindung mit der Seite „Merkel muss weg/Schulz verhindern“löschen zu lassen. Als Antwort auf seine schriftlic­he Forderung erhielt er ebenfalls schriftlic­h die Antwort von Google: „Ihre Beschwerde bezieht sich nicht auf eine natürliche Person („Jägermarsc­h Weitnau“). Bitte beachten Sie, dass nur natürliche Personen vom Anwendungs­bereich des Datenschut­zrechts umfasst sind. Ihrem Wunsch auf Entfernung ... aus den Suchergebn­issen können wir daher nicht nachkommen.“

Immerhin ist es dem 56-Jährigen gelungen, dass der Betreiber der Seite „Merkel muss Weg/Schulz verhindern“am 6. Juni den Link auf Werners Forderung hin gelöscht hat. Seither steht dort auch eine Gegendarst­ellung, in der es unter anderem heißt: „Weder die Jagdschule Weitnau, noch der Jägermarsc­h Weitnau, noch der Ort Weitnau stehen in irgendeine­m Zusammenha­ng mit der Seite ’Merkel muss weg/ Schulz verhindern’ oder der dort propagiert­en Agitation.“

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