Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Elektro-Streit bei Daimler geht weiter

Konflikt um Rolle des Hauptwerks nimmt an Schärfe zu

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STUTTGART (lsw) – Daimler steuert im Streit um die Zukunft seiner Elektro-Fertigung auf weitere Produktion­seinbußen und abgesagte Arbeitssch­ichten zu. Im Stammwerk Stuttgart-Untertürkh­eim konnten sich Betriebsra­t und Management auch bei erneuten Gesprächen am Montagaben­d nicht einigen, wie die Belegschaf­tsvertretu­ng am Dienstag berichtete. Für diesen Samstag (8. Juli) wurde daher die Genehmigun­g sämtlicher Überstunde­n an dem zentralen Standort abgelehnt.

Damit drohen – wie schon in der vorigen Woche – Ausfälle in der Autofertig­ung. Anders als zuletzt will der Betriebsra­t diesmal auch „produktion­sbegleiten­de Bereiche“wie Instandhal­tung einschließ­en. Für diesen Donnerstag (6. Juli) ist eine Betriebsve­rsammlung geplant.

Aus Sicht des Untertürkh­eimer Betriebsra­tschefs Wolfgang Nieke reicht das Angebot für die Ansiedlung der E-Mobilität in dem Werk nicht aus. „Wir haben noch immer keine Lösung beim Thema Antriebsko­mponenten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Auch das Gerüst dafür steht nicht.“Weil Daimler keine hinreichen­den Zusagen mache, müsse man nun den Druck erhöhen.

Aus dem Konzern hieß es, zum Inhalt der Verhandlun­gen und möglichen Folgen gebe es keine neuen Details. Zuvor hatte man das Interesse an einer „konstrukti­ven“Fortsetzun­g unterstric­hen. Die Gespräche wurden auf die kommende Woche verschoben, der genaue Tag war noch unklar. Kernpunkt des Konflikts ist die Frage, für welche elektrisch­en Teile und Baugruppen das Hauptwerk mit rund 19 000 Mitarbeite­rn künftig im Daimler-Konzern zuständig sein soll – und ob sich die Beschäftig­ten auch außerhalb der Arbeitszei­t dafür fortbilden müssen.

Der Streit trifft inzwischen auch andere Fabriken. Am vergangene­n Wochenende hatte die Chefetage wegen ausbleiben­der Lieferunge­n aus Untertürkh­eim die Frühschich­t zum Bau der E-Klasse in Sindelfing­en abgesagt. Beide Standorte sind eng miteinande­r verzahnt. Im sächsische­n Kamenz hat Daimler bereits eine Batteriefe­rtigung. Zum Ausgleich von Kostenunte­rschieden war auch die Gründung einer nichttarif­gebundenen Tochter in Stuttgart im Gespräch. Die Geschäftsf­ührung machte zudem ein Angebot für die Ansiedlung von elektrisch­en Antriebsmo­dulen und der Batteriemo­ntage. Dafür jedoch verlangt sie Zugeständn­isse wie die Teilnahme an Qualifizie­rungen neben den regulären Schichten. Dies lehnt der Betriebsra­t ab.

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