Straßenbauamt will mehr Sicherheit
Behörde plant Verlegung der Kreisstraße 8011 in Eglofstal – Eine Familie ist negativ betroffen
EGLOFS - Das Straßenbauamt Ravensburg hat bei einem Infoabend am Mittwoch rund 20 betroffene und interessierte Bürger über die geplante Verlegung der Trasse der Kreisstraße 8011 von Eglofstal Richtung Steinegaden informiert. Mit der Verlegung der Trasse soll vor allem die Verkehrssicherheit erhöht werden. Momentan liegt die Ein- und Ausfahrt auf die Bundesstraße 12 zwischen zwei landwirtschaftlichen Anwesen. Die Fahrbahn sei zu schmal, die Straße in einem schlechten Zustand und vor allem seien die Sichtweiten zu gering, erläuterte Franz Fugel vom Straßenbauamt. Zudem fehle die (für Bundesstraßen eigentlich verpflichtende) Linksabbiegespur zum Gewerbegebiet. „Das ist momentan ein Provisorium“, meinte Fugel.
Derzeit ist das Straßenbauamt noch im Stadium der Vorplanung. Drei Varianten wurden erarbeitet und vorgeschlagen. Zwei Varianten wurden bereits im Jahr 1992 erarbeitet – denn seit den 1990er-Jahren gibt es schon erste Überlegungen. Die neueste und vom Amt favorisierte Variante 3 gibt es seit 2016. Die Variante 1 ist am längsten und verbraucht laut Angaben der Behörde die größte Fläche. Die Varianten 2 und 3 laufen auf der anderen Seite an der bestehenden Bebauung vorbei.
Sicherheit hat höchste Priorität
Um die drei Varianten miteinander zu vergleichen, hat das Straßenbauamt einen Kriterienkatalog erstellt und die einzelnen Punkte gewichtet. Am höchsten gewichtet wurde das Thema Sicherheit. Weitere Kriterien waren Leistungsfähigkeit, Kosten, Raumstruktur und Umweltverträglichkeit. Unter dem letzten Punkt wurden die Faktoren Flächenbedarf, Versiegelung, Flächen der Zielartenkartierung, Landschaftsbild, Lärm und Wohn- und Wohnumfeldfunktion gewichtet.
Da die Verlegung der Trasse als Neubau zu werten ist, wurde auch die Lärmbeeinträchtigung untersucht. Es gelten allerdings die Grenzwerte für Mischgebiete von 64db(A) am Tag und 54dB(A) in der Nacht. Die Untersuchung habe jedoch ergeben, dass die Grenzwerte für den Neubau eingehalten werden und keine Lärmschutzmaßnahmen nötig seien, sagte Franz Fugel.
Die größten Unterschiede gab es am Ende bei den Kriterien Kosten, Versiegelung, Flächenbedarf, Verlust von Flächen der Zielarten, Lärmbeeinträchtigung sowie Wohn- und Wohnumfeld-Funktion. Dennoch schnitt mit den meisten Punkten die Variante 3 am besten ab. Sie wird vom Straßenbauamt weiter verfolgt. „Das ist die optimierte Linienführung entlang des Bestandes“, sagte Fugel.
„Wie auf einer Verkehrsinsel“
Dies ärgert vor allem Edwin Griener und seine Familie. Bei der von der Behörde favorisierten Variante 3 seien sie am stärksten betroffen. Er fragte die Referenten, ob man sich denn auch in die Lage seiner Familie hineinversetzt habe. Vor dem Haus verlaufe die B12. „Dann werden wir auf zwei anderen Seiten auch noch von Straßen eingeklemmt“, sagte er. Sein Sohn habe gesagt, dass sei „wie auf einer Verkehrsinsel zu leben“.
„Sowas hat man in Argenbühl noch nie mit jemandem gemacht. Wir sind die einzigen, die durch die Trassenverlegung Nachteile bekommen“, kritisierte er und fragte: „Zählen denn die Menschen gar nichts mehr?“Simon Gehringer, Leiter des Straßenbauamts, antwortete, dass man versucht habe, sich in die Lage der Familie zu versetzen. Beim Kriterium Wohnumfeld habe die Variante 3 auch am schlechtesten abgeschnitten, dennoch müsse die Behörde alle untersuchten Gesichtspunkte abwägen. „Sie haben die Möglichkeit, ihr Anliegen vorzubringen“, sagte er. Seine Rechte seien gewährleistet. „Recht haben und Recht bekommen“seien zwei verschiedene paar Schuhe, entgegnete Griener.
Einige Bürger merkten an, dass sie die Variante 1 für besser halten. Auch zweifelten sie den von der Behörde erstellten Kriterienkatalog an: „Mit der Punkteverteilung könnte man auch zu einem anderem Ergebnis kommen.“Dem widersprach Behördenleiter Gehringer: „Selbst im Schwankungsbereich würde die Bewertung gleich bleiben.“
Auch äußerte ein Zuhörer den Vorwurf: „Sie brauchen die neue Trasse für die 80-Tonnen-Brücke.“Gehringer erklärte, dass man für die beiden „gesonderten Vorhaben“zeitgleich das Planfeststellungsverfahren beantragen wolle. „Wir halten beide Einzelmaßnahmen für sich betrachtet für verkehrswirksam und sinnvoll.“Auch würde man die Maßnahme des Brückenbaus nicht nur von Zuschüssen abhängig machen.
Auch andere Fragen drehten sich um die Brücke: Werde die Trasse auf württembergischer Seite jetzt mit einer Breite von sechs Metern ausgebaut, dann sei die Brücke ja sozusagen eine Sackgasse für Lastwagen. Vor allem wenn man sich im „Tal der Rebellen“weiterhin gegen eine Verbreiterung der dortigen Trasse erfolgreich wehre, stellte eine Anwohnerin fest. Gehringer entgegnete, dass deswegen die Einfahrt-verboten-Schilder für Lastwagen auf württembergischer Seite bestehen bleiben würden. „Es bleibt wie es ist.“Im „Tal der Rebellen“fürchten die Anwohner durch den Brückenneubau vor allem eine Zunahme von Schwerlastverkehr. „Das ist eine Einladung für LKWFahrer“, sagte einer der Anwohner aus dem Bayrischen. Der Leiter des Straßenbauamts war da anderer Meinung: „Das Verkehrsgutachten hat nur eine geringe Erhöhung prognostiziert.“Er sagte aber auch: „Uns sind Ihre Ängste bekannt.“
Bis zum 23. Juli haben nun Bürger erstmals die Gelegenheit, ihre Anliegen schriftlich beim Landratsamt einzureichen. Argenbühls Bürgermeister Roland Sauter appellierte an die Bürger, diesen Weg auch zu nutzen. „Das ist ein freiwilliges Angebot der Straßenbauverwaltung.“Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, das im Herbst zusammen mit jenem für die Brücke beantragt werden soll, würden dann die Anliegen der Betroffenen vom Regierungspräsidium angehört und erörtert, ergänzte Gehringer.