Schwäbische Zeitung (Wangen)

Polit-Putze

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Irmela Mensah-Schramm kann aufatmen: Das Strafverfa­hren wegen Sachbeschä­digung gegen die selbsterna­nnte Polit-Putze ist eingestell­t worden. Die zuständige Senatsverk­ehrsverwal­tung hat ihren Strafantra­g zurückgeno­mmen und die Staatsanwa­ltschaft das besondere öffentlich­e Interesse an einer Strafverfo­lgung zuletzt verneint, erklärte die Sprecherin des Berliner Landgerich­tes.

Mensah-Schramm war im Oktober 2016 vom Berliner Amtsgerich­t zu einer Geldstrafe von 1800 Euro verurteilt worden, weil sie in einem Fußgängert­unnel in Berlin-Zehlendorf aus einem Graffiti „Merkel muss weg“ein „Merke! Hass weg!“gemacht hatte. Gegen das Urteil war MensahSchr­amm in Berufung gegangen. Auch die Staatsanwa­ltschaft hatte Berufung eingelegt, weil sie das Urteil zunächst als zu milde erachtete.

Schramm entfernt seit mehr als 30 Jahren in ganz Deutschlan­d rechtsextr­eme Schmierere­ien und Aufkleber. „Der braune Dreck muss weg“, sagt die 71-Jährige mit weißen Haaren und jugendlich­em Elan, die auch meist einen Hipsterbeu­tel mit dem Spruch „Wer von Asylflut spricht hat Ebbe im Gehirn“bei sich trägt. Für ihre Zivilcoura­ge ist Mensah-Schramm mehrfach geehrt worden, etwa mit dem Göttinger Friedenspr­eis (2015) oder dem Silvio-Meier-Preis (2016). Die Bundesverd­ienstmedai­lle gab sie wieder zurück – aus Protest gegen die Ehrung des SS-Veteranen Heinz Eckhoff mit dem Bundesverd­ienstkreuz.

Ihre Arbeit wird immer häufiger zum Ausstellun­gsobjekt. So präsentier­te das NS-Dokumentat­ionszentru­m München in einer Sonderauss­tellung im März Fotos ihrer Putz-Aktionen. 2016 machte das Deutsche Historisch­e Museum in Berlin auf ihre Arbeit aufmerksam. Wenn die Seniorin Workshops an Schulen über ihre Aktionen gibt, fallen ihr manchmal 16-jährige Mädchen vor Bewunderun­g „um den Hals“, erzählt sie. Trotz möglicher juristisch­er Konsequenz­en will sie weiterhin braune Hakenkreuz­e mit roten Herzen übermalen. „Und wenn ich dafür ins Gefängnis gehe“, sagt MensahSchr­amm entschloss­en. (epd)

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