Willibald Guggenmoos setzt Riegerorgel perfekt in Szene
Domorganist in St. Gallen gibt Konzert an früherem Arbeitsplatz
WANGEN - Für Willibald Guggenmoos, jetzt Domorganist in St. Gallen, war das Konzert an der Wangener Riegerorgel in der Kirche St. Martin eine Art Heimspiel. In seine Zeit als Wangener Kirchenmusiker fällt der Neubau der Orgel, von ihm stammt die klangliche Konzeption des Instruments. Seine Vision einer Orgel mit einem breiten, kraftvollen und sinfonischen Klangauftritt hat er durchgesetzt – sehr zur Freude des Publikums und vieler Organisten, die gern nach Wangen kommen, um dieses Instrument zu spielen.
So war es auch kein Wunder, dass Guggenmoos die Orgel perfekt in Szene setzte. Schon der „Marche Héroique“von Jean-Marie Plum (18991944) war mit seinen dichten Klangballungen und den in der Tiefe vibrierenden und trillernden Bässen eine beeindruckende Vorstellung.
Elementare, naturalistische Wucht entwickelte „Scène champêtre et Orage“von Jacques Vogt (1810-1869). In eine idyllische Landszene mit Vogelgezwitscher, volkstümlichem Gesang und Tanz brach mit Urgewalt ein Unwetter herein. Blitz und Donners, Regengeprassel und Windböen: die Darstellung des Komponisten wies weit über seine Zeit hinaus. Der virtuose Einsatz der Register tat sein Übriges in diesem Toben der Elemente.
Das Air aus der Orchestersuite DDur von Johann Sebastian Bach (1685-1750) bestach durch die geniale Mischung aus Fließen und Innehalten in der Melodie über dem sanft voranschreitenden Bass und strahlte tiefe Ruhe und Ebenmaß aus.
Das Präludium und die Fuge in cMoll begannen mit strengem Ernst und perfekt kombinierten auf- und absteigenden melodischen Linien. Die Fuge war formvollendet gestaltet und stilsicher umgesetzt, musikalisch sehr dicht – ein Ohrenschmaus.
Über weite Strecken ohne Pedal, sehr leicht und schwebend folgte die „Méditation“von Gabriel Dupont (1878-1914). Die „Toccata con Diapente“von Tomás Garbizu (19011989) begann mit strahlenden Akkordwogen, gestützt von einer mächtigen Basslinie. Das Stück war vielfältig, orientierte sich an alten Formen und überhöhte sie mit modernen Klangzusammenstellungen, die sich zu einem fulminanten Schlussteil vereinten.
Ganz anders konnte man die Rieger-Orgel in der „Serenade“von Derek Bourgeois (geb. 1941) erleben. Mit einer schlichten Nachschlag-Begleitung und einer unbeschwert schwingenden, singenden Melodie tanzte das Instrument leichtfüßig durch den Kirchenraum. Trotz des metrischen Wechsels zwischen Dreier- und Zweier-Rhythmus kam echte Walzerstimmung auf.
William Faulkes (1863-1933) „Légende et Final“setzte den Schlusspunkt unter das Konzert: der erste Teil sehr schlicht, ebenmäßig und warmherzig im Ausdruck, das „Final“wirbelnd und dicht gesetzt, festlich-bewegt und sehr druckvoll. Ein mitreißendes Stück zum Abschluss einen großartigen Konzerts, das dem Organisten wie dem Publikum spürbar und hörbar gleichermaßen Spaß und Freude gemacht hatte.