Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wetterfrös­che gesucht

Im Allgäu haben 18 ehrenamtli­che Beobachter Temperatur und Niederschl­ag im Blick

- Von Anja Worschech

KAUFBEUREN/ALLGÄU - Über ein paar Klicks im Internet erhält heutzutage jeder eine sehr genaue Wettervorh­ersage. Damit das möglich ist, braucht etwa der Deutsche Wetterdien­st (DWD) möglichst viele Daten aus den verschiede­nen Regionen. Die bekommt er unter anderem von ehrenamtli­chen Wetterbeob­achtern wie Walter Egen aus Kaufbeuren. Er selbst nutzt die Vorhersage­n beim Heumachen, erzählt der 58-Jährige, der eine Lama-Zucht betreibt: „Dafür brauche ich mindestens drei trockene, sonnige Tage.“Dass er mit der Messstatio­n auf seinem Grundstück zu den Wetterberi­chten im Allgäu beiträgt, mache ihn schon ein bisschen stolz.

Für ein flächendec­kendes Messnetz sucht die Bundesbehö­rde immer wieder wetterbege­isterte Bürger, die ehrenamtli­ch zur Wetterund Klimaüberw­achung beitragen. Im Allgäu gibt es neben den beiden hauptamtli­chen Wetterstat­ionen in Kempten und Oberstdorf bereits 18 ehrenamtli­che Beobachter. „Da sind wir sehr gut aufgestell­t“, sagt Johann Siemens vom Deutschen Wetteredie­nst. Doch auch hier ist das Bodenmessn­etz noch lückenhaft, vor allem in der Umgebung von Immenstadt und Bad Hindelang. „Wir brauchen die Daten für Vorhersage­n, Unwetterwa­rnungen und für Gutachten, wenn es zum Beispiel Hochwasser gegeben hat“, erklärt Johann Siemens. Auch für die Landwirtsc­haft seien die Daten relevant.

Daten nutzen der Landwirtsc­haft

Freiwillig­e Wetterbeob­achter stellen ihre Grundstück­e für eine Messstatio­n des Deutschen Wetterdien­sts zur Verfügung und pflegen die Geräte. Dafür bekommen sie eine Aufwandsen­tschädigun­g je nach Größe der Messstatio­n zwischen 600 und 1000 Euro im Jahr. Bei konvention­ellen Stationen müssen die Helfer den Niederschl­ag per Hand messen und in eine Datenbank eingeben. Auf dem Grundstück von Walter Egen in Kaufbeuren dagegen, steht auf knapp 50 Quadratmet­ern eine voll automatisc­he Wetterstat­ion. Diese besteht aus einem Regenmesse­r, einer Bodensonde und einer grazilen Apparatur, die die Temperatur und Luftfeucht­e in zwei Metern Höhe misst sowie die Sonnenstun­den zählt. Die Daten werden halbstündi­g an den Wetterdien­st in Offenbach geschickt.

Der Aufwand für die Station hält sich in Grenzen. „Sonst hätte ich die Aufgabe gar nicht übernommen“, sagt Egen. Der Deutsche Wetterdien­st sei auf ihn zugekommen, nachdem in Kaufbeuren der bisherige Betreuer abgesprung­en war. Den täglichen Gang zu seinen Lamas verbindet Egen daher seit einem Jahr immer mit der Wetterstat­ion. Dort checkt er die Technik, säubert die Geräte von Spinnweben und Dreck und leert den Zylinder des Regenmesse­rs. „Neulich war eine Maus im Behälter. Ich vermute ein Greifvogel hat sie fallen lassen“, sagt Egen. Die verfälscht sonst die Messergebn­isse, wenn das Gerät die Niederschl­agsmenge wiegt. Alle 14 Tage muss er Rasen mähen. Der Bereich, in dem die Sonde die Temperatur im Boden misst, ist extra eingefasst. „Diese Fläche muss ich von Bewuchs frei halten, damit die Messergebn­isse korrekt sind“, sagt Egen.

Im Winter sei der Aufwand für die Wetterstat­ion etwas größer. Dann müsse er zeitig aufstehen, um die Schneehöhe zu messen und eine Probe zu nehmen. Über den Wassergeha­lt wird seine Beschaffen­heit bestimmt, ob Pulverschn­ee oder schwerer Schnee.

Uhrzeit für manche ein Problem

Warum ist es schwierig, neue Beobachter zu finden? „Hauptsächl­ich wegen eines passenden Grundstück­s“, sagt Johann Siemens vom Wetterdien­st. Denn große Bäume oder Häuser dürften nicht nahe der Messgeräte stehen. Aber auch die zeitliche Bindung am Morgen sei für manche ein Problem.

„Neulich war eine Maus im Behälter. Ich vermute ein Greifvogel hat sie fallen lassen“Walter Egen, ehrenamtli­cher Wetterbeob­achter aus Kaufbeuren

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FOTO: WOR Walter Egen prüft täglich den Regenmessz­ylinder auf seinem Grundstück in Kaufbeuren. Diese Daten benötigt der Deutsche Wetterdien­st.

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