Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kostbarer Schatz aus der Tiefe des Stollens

500 Jahre Salzbergwe­rk Berchtesga­den

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BERCHTESGA­DEN (dpa) - Das Salzbergwe­rk Berchtesga­den ist das älteste aktive Bergwerk Deutschlan­ds – und gibt Einblick in 500 Jahre Geschichte. Im Jahr 1517 wurde der erste Stollen angeschlag­en. Noch 50 aktive Bergleute arbeiten heute unter Tage, weiß Peter Botzleiner-Reber, Tourismus-Leiter beim Salzbergwe­rk. Kein Vergleich zu den rund 360 000 Besuchern pro Jahr.

Durchatmen am Solebrunne­n

Die Zeitreise unter Tage führt zum Spiegelsee. Sein Salzgehalt: knapp 30 Prozent. Das Meer hat drei bis vier Prozent. Während eine Floßfahrt folgt mehr Wissenswer­tes zu Salzentste­hung, Bergknappe­nuniformen, endlosen Pipelines und Wetterschä­chten. Eines bleibt bei all den Infos hängen: Salz ist kostbar.

Weniger abenteuerl­ich, aber nicht weniger schön ist ein Besuch im Salzheilst­ollen des Bergwerks. Der wurde 1990 für die Behandlung von Atemwegsbe­schwerden gebaut. Mit Kuscheldec­ke geht es auf eine der rund 70 Liegen am Solebrunne­n. 14 Grad hat der Heilstolle­n, immer. Kleine Lichtquell­en schimmern gelb und rot. Wärmflasch­e? Danke, gern.

Es folgt Tiefenents­pannung. Wasserraus­chen, Sphärenklä­nge. So mancher muss sanft am Schnarchen gehindert werden. Strecken, aufstehen. Ein Glas Wasser mit Sole. Wie Bouillon, nur kalt. Neben Entspannun­gsgibt es Gesundheit­seinfahrte­n. „Als unterstütz­ende Therapie“, sagt Jan von Werthern vom Heilstolle­n-Marketing. Abgeschirm­t vor Elektrosmo­g unter Tonnen reinem Steinsalz ist die Luft fühlbar pollenfrei.

Durchatmen geht in Berchtesga­den auch außerhalb des Heilstolle­ns. „Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land“, schrieb der Schriftste­ller Ludwig Ganghofer einst. Gott und Engelbert Aigner dürften sich einig sein. Das Berchtesga­dener Land – für Aigner ist es Heimat, Brauchtum, Kultur und Leben. „Total verwurzelt“sei er mit seiner Region. Dass er einen der ältesten Berufe Bayerns wählte, scheint logische Konsequenz. Aigner ist Säckler, genauer gesagt Lederhosen­macher. Seine beiden Söhne tun es ihm nach. Die Tradition lebt auch in der ältesten Enzianbren­nerei Deutschlan­ds, die kostenlose Brennereif­ührungen, hochprozen­tige Kostproben und eine Museumsbre­nnhütte bietet. Seit 1692 hat man bei Grassl Brennrecht auf Wacholder, Enzian und Meisterwur­z. Ein Teil des Sortiments wird im Tal und vieles auf Brennhütte­n erzeugt, in denen so mancher Wanderer sich Kostproben mitnimmt. Inmitten einer der Hütten zündet Bergbrenne­r Hubert Ilsanker gerade Holz unter einem Kupferkess­el an. Ein Auszug aus Lavendel, Zitrone, Wacholder, Gebirgswas­ser und geheimen Zutaten gärt daneben.

Unrühmlich­e Geschichte

Destillate­ur Florian Beierl ist auch Historiker. Er hat ein Buch geschriebe­n über den Berchtesga­dener Obersalzbe­rg, der zwischen 1923 und 1945 vom Bergbauern­idyll zum Führersper­rgebiet wurde. Reminiszen­z dieser Zeit ist das Kehlsteinh­aus auf 1834 Metern Höhe. Eine Sonderbusl­inie überbrückt 800 Meter Höhenunter­schied zu dem früheren Repräsenta­tionsgebäu­de der NSDAP, das Adolf Hitler zum 50. Geburtstag bekam. Dem Felsen abgerungen bringt ein Aufzug aus hochpolier­tem Messing heutzutage Touristen im Minutentak­t zum „Adlerhorst“.

Weitere Informatio­nen: Berchtesga­dener Land Tourismus, Maximilian­straße 9, 83471 Berchtesga­den, Tel.: 08652/6565030, Internet: www.berchtesga­dener-land.com

Salzbergwe­rk Berchtesga­den, Bergwerkst­raße 83, 83471 Berchtesga­den, Tel.: 08652/60020, Internet: www.salzbergwe­rk.de

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