Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ravensburg gewinnt, Tuttlingen verliert

CDU und Grüne einigen sich auf 13 Polizeiprä­sidien im Land – Start der Reform 2020

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die grün-schwarze Landesregi­erung hat sich auf Korrekture­n der Polizeiref­orm von 2014 geeinigt. Aus den bislang zwölf sollen 13 Polizeiprä­sidien werden. Oberschwab­en bekommt ein eigenes Präsidium in Ravensburg, das für die Kreise Ravensburg, Sigmaringe­n und den Bodenseekr­eis zuständig sein wird. Das Präsidium in Tuttlingen wird aufgegeben, soll aber auf andere Art kompensier­t werden – wie genau, ist noch offen. Die Landkreise Rottweil, Schwarzwal­d-Baar und Tuttlingen werden dem Polizeiprä­sidium Konstanz zugeschlag­en. Ein neues Präsidium für den Nordschwar­zwald entsteht in Pforzheim. Bis die Änderungen angegangen werden, dauert es allerdings noch zweieinhal­b Jahre.

CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart spricht am Dienstagna­chmittag von einer „Zangengebu­rt“, nach der nun aber alle wohlauf seien. Eigentlich wollten die beiden Regierungs­fraktionen bereits vergangene­n Dienstag ihren Fahrplan für Korrekture­n an der Polizeiref­orm vorstellen. Doch die CDU-Fraktion bockte. Der Hauptgrund: Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) kämpfte für den Erhalt des Polizeiprä­sidiums in seinem Wahlkreis Tuttlingen und plädierte dafür, Konstanz mit seiner Randlage stattdesse­n aufzugeben. In der Fraktion hatte er nicht wenige Unterstütz­er.

CDU hält sich eine Option offen

Im März hat die von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) eingesetzt­e Expertengr­uppe zur Evaluation der Polizeiref­orm ihr Gutachten vorgelegt. Unterschie­dliche Modelle werden darin beleuchtet – von einem Modell mit weiterhin zwölf Präsidien bis hin zu einem 15er-Modell. Alle Modelle einte, dass Oberschwab­en ein eigenes Präsidium bekommen und Tuttlingen aufgegeben werden soll. Die Empfehlung der Experten war ein 14er-Modell mit einem neuen Präsidium für den Nordschwar­zwald, das nun auch in Pforzheim kommen wird, und einem für die Kreise Esslingen und RemsMurr. Letzteres ist aus CDU-Sicht auch noch nicht ganz vom Tisch. Reinhart betonte, seine Fraktion plädiere für ein „Modell 13 plus“, das sich offenhalte, das 14. Präsidium noch irgendwann zu schaffen. Wann das sein soll, blieb offen.

Der Streit um die Standorte Konstanz und Tuttlingen war bis zuletzt heftig geführt worden. Beide Gruppen hatten laute Fürspreche­r – Lokalpolit­iker beider Regierungs­parteien, Landräte, Bürgermeis­ter, Regionalve­rbände und Bundestags­abgeordnet­e mischten sich ins Gezerre um den Standort ein. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) steuerte am Montag den Kompromiss­vorschlag bei, auf den sich die Fraktionen nun geeinigt haben.

Die Grünen hatten sich bereits vergangene Woche für weiterhin zwölf Präsidien ausgesproc­hen. „Die Kosten waren für uns ausschlagg­ebend“, sagte Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz am Dienstagna­chmittag als Grund gegen das von den Experten empfohlene 14er-Modell. Das hätte laut Berechnung­en 143,7 Millionen einmalig und zusätzlich­e 19,1 Millionen Euro jährlich gekostet. Das nun abgesegnet­e 13erModell soll einmalig 72 Millionen und jährlich rund 10,5 Millionen Euro kosten.

1500 weitere Stellen

Wichtig sei beiden Fraktionen, mehr Polizisten auf die Straße zu bekommen, denn „mit der Organisati­onsreform gibt es die nicht“, sagte der CDU-Innenexper­te Thomas Blenke. Grünen-Fraktionsc­hef Schwarz kündigte an: „Unsere Fraktion möchte diskutiere­n, wie wir die Zahlen für die Ausbildung bei der Polizei erhöhen können.“Grün-Schwarz hatte sich bereits geeinigt, 1500 weitere Stellen zu schaffen. Ob und wann diese kommen, hänge laut CDUFraktio­nschef Reinhart auch von den derzeit laufenden Haushaltsv­erhandlung­en ab.

Dass die Neuerungen bei den Präsidien erst 2020 angegangen werden, begründete der grüne Innenexper­te Hans-Ulrich Sckerl damit, dass ein weiteres Präsidium auch zusätzlich­e Polizisten benötige. „Wir haben aktuell eine große Anspannung bei der Polizei“, so Sckerl. Das Verhältnis zwischen fertig ausgebilde­ten Polizisten und solchen, die in Pension gehen, lasse erst 2020 wieder Spielraum für die Umsetzung.

Warten auf Vorschläge

Das Präsidium in Tuttlingen soll auch weiter genutzt werden, sagte Reinhart. „Es geht um eine faire Ausgleichs­kompensati­on.“Der Ball liegt nun beim Innenminis­terium, Vorschläge zu entwickeln. Das Votum für dieses Gesamtpake­t sei in der CDU-Fraktion einstimmig ausgefalle­n. Dass auch er dafür gestimmt hat, erklärt Guido Wolf so: „Nachdem die Grünen jede weitere Verhandlun­g für den Fall, dass die CDU für Tuttlingen votiert, abgelehnt hatten, war klar, es muss eine Gesamtlösu­ng kommen. Jetzt warten wir gespannt, welcher Ausgleich für den Standort Tuttlingen infrage kommt.“

Kommenden Dienstag soll nun die Landesregi­erung die Eckpfeiler für die Änderungen einrammen.

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FOTO: DPA Das Polizeiprä­sidium in Tuttlingen verliert seinen Status. Darauf haben sich die Fraktionen von Grünen und CDU geeinigt. Der Landkreis wird dem Präsidium Konstanz zugeschlag­en, das wiederum seine Zuständigk­eit für Oberschwab­en an Ravensburg verliert.

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