Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neue Schulen dringend nötig

Kommunen beklagen Antragssta­u – Fördergeld reicht nur für ein Drittel der Vorhaben

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RAVENSBURG (ume/dpa) - Bildungspo­litik ist Ländersach­e – aber nicht nur. Wenn die Schülerzah­len steigen, sind auch die Kommunen gefordert, denn sie sind als Schulträge­r etwa für die Gebäude zuständig. Und auch auf sie kommt der Bertelsman­n-Studie zufolge einiges zu: Bei gleichblei­bender Schulgröße werden in acht Jahren deutschlan­dweit 2400 Schulen mehr gebraucht als heute. Etwas später sind dann auch bei den weiterführ­enden Schulen bauliche Engpässe zu erwarten.

Das sind neue Töne – schließlic­h kreist die Debatte, gerade auf dem Land, bislang eher darum, wie man die Schließung kleiner weiterführ­ender Schulen verhindern kann. Um den Standort zu erhalten, haben sich in Baden-Württember­g deshalb viele Gemeinden entschiede­n, ihre bisherige Haupt- oder Werkrealsc­hule in eine Gemeinscha­ftsschule umzuwandel­n. „Bisher wurde den Kommunen als Schulträge­r empfohlen, Schulgebäu­de umzuwidmen – zum Beispiel für Kinderbetr­euung, nachdem es immer mehr Nachfrage im Bereich Kleinkindb­etreuung gegeben hatte – oder gar Schulstand­orte zu schließen“, bestätigt die Sprecherin des baden-württember­gischen Gemeindeta­gs, Kristina Fabijancic­Müller.

Flexiblere Mindestsch­ülerzahl

Dabei hat sich schon seit einiger Zeit abgezeichn­et, dass Neubauten notwendig sind – doch die Bürgermeis­ter haben Schwierigk­eiten, an entspreche­ndes Fördergeld zu kommen. „Wir haben schon jetzt einen Antragssta­u“, sagt Fabijancic-Müller. Die im Land bereitsteh­enden Fördermitt­el in Höhe von 68 Millionen Euro seien überzeichn­et, das Geld reiche nur für ein Drittel der förderfähi­gen Anträge. „Wir sind gerne bereit, mit dem Land darüber zu sprechen, wie der Fördertopf für den Schulneuba­u deutlich erhöht werden kann“, so die Gemeindeta­gssprecher­in. Ihr Verband fordert zudem mehr Flexibilit­ät bei der Mindestsch­ülerzahl zur Einrichtun­g einer weiterführ­enden Schule. Bislang sind 40 Schüler nötig. „Die Grundschül­er von heute kommen in spätestens vier Jahren in die weiterführ­enden Schulen“, argumentie­rt Fabijancic-Müller. „Schulen, die wir aufgrund der nicht erreichten Mindestsch­ülerzahl heute schließen müssen, fehlen uns dann in einigen Jahren.“

Bundesweit schieben die Kommunen einen Investitio­nsstau von rund 34 Milliarden Euro vor sich her. Das zeigen Zahlen der staatliche­n Förderbank KfW aus dem Jahr 2015. Vor zwei Jahren lag der Anteil der kommunalen Bauausgabe­n für Schulen demnach bei rund 25 Prozent. 1995 lag dieser Wert laut KfW noch bei 45 Prozent.

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