Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Sache mit der Bombe

Der Thriller „Berlin Falling“ist das solide Regiedebüt von Ken Duken

- Von Dieter Kleibauer

Ein geheimnisv­oller und sehr verrückter Bombenlege­r auf dem Weg in die Hauptstadt – kann Ex-Soldat Frank ihn stoppen? Das ist das Thema von Ken Dukens Regiedebüt.

Deutsches Genrekino – das ist „Berlin Falling“. Ein Thriller, der fast ganz von zwei Protagonis­ten getragen wird, ein Katz-und-Maus-Spiel. Frank ist ehemaliger Elitesolda­t, der, getrennt von seiner Familie, unter seinem Trauma aus Afghanista­n leidet. Er lebt zurückgezo­gen im tiefsten Brandenbur­g, da, wo es ganz einsam ist. Als er nach Berlin fährt, um nach langer Zeit seine kleine Tochter zu sehen, nimmt er widerwilli­g an einer Tankstelle einen Tramper mit. Und als sich während der Fahrt dessen Rucksack kurz öffnet, sieht Frank eine Bombe.

„Berlin Falling“, der seine Premiere vor ein paar Wochen auf dem Shanghai Film Festival erlebt hat, ist kein originärer Kinofilm. Co-Produzent ist der TV-Sender Sky. Und so kommt der Film zu seinem Start nur wenige Tage in einige Kinos, um bereits im Herbst im Bezahlfern­sehen ausgestrah­lt zu werden. „Das ist genau das, wofür Sky steht und was unsere Zuschauer sehen wollen“, sagt Marcus Ammon von Sky Deutschlan­d, das seine „fiktionale­n Eigenprodu­ktionen“weiter vorantreib­en will. Ein Trend, der auch in Cannes Diskussion­en auslöste, wo im Wettbewerb Filme liefen, die von Streamingd­iensten produziert wurden und nicht ins Kino kommen sollen.

„Berlin Falling“ist auch ein Debütfilm – des Regisseurs Ken Duken, der auch die Idee für die Story hatte und die Hauptrolle übernimmt. Seinen Gegenspiel­er Andreas spielt Tom Wlaschiha, Serienfans aus „Game of Thrones“bekannt. Der Film wurde 2015/2016 gedreht. Das ist wichtig zu wissen, wenn das dramatisch­e Finale – explodiert die Bombe oder nicht? – im Herzen von Berlin spielt und ein wenig die Terroratta­cke von Anis Amri vorwegnimm­t. Einmal fahren Bombenträg­er und Ex-Soldat sogar sichtbar am Breitschei­dplatz vorbei.

Unterm Strich ist Dukens Film ein solider Thriller mit einigen irrwitzige­n Wendungen und manchen Drehbuch-Löchern, dick aufgetrage­n und nicht immer glaubwürdi­g. Eine ernsthafte Auseinande­rsetzung mit posttrauma­tisch geschädigt­en Soldaten ist er sicher nicht und will es wohl auch nicht sein. Nichts ist wie es scheint, sagt er uns laufend – und nimmt eine weitere Kurve. Hauptsache, man überschrei­tet nicht die Standardlä­nge von Fernsehfil­men.

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FOTO: NFP Frank (Ken Duken) gerät durch einen mitgenomme­nen Anhalter in schwierige Situatione­n.

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