Schwäbische Zeitung (Wangen)

Obere Argen soll naturnaher werden

Landschaft­sarchitekt­en stellen im Gemeindera­t Studie zur Gewässerök­ologie vor und nennen aktuelle Defizite

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Die Obere Argen soll naturnah umgebaut werden. Dies ist die Quintessen­z einer Studie, die in der jüngsten Sitzung des Wangener Gemeindera­ts vorgestell­t wurde. In einem gemeinsame­n Projekt mit dem Land soll die Gewässerök­ologie so verbessert werden, damit die Maßnahmen auch in die Planungen zur Landesgart­enschau 2024 passen.

In ihrem Vortrag im Gemeindera­t gingen Peter Geitz und Andreas Eisner vom beauftragt­en Stuttgarte­r Architektu­rbüro zunächst auf die Defizite ein, die die Argen ihrer Meinung nach in Sachen Ökologie habe. Bei der Gewässerst­ruktur seien die Uferbereic­h sehr monoton, mit einer teilweise starken Eintiefung und gestreckte­n Uferführun­g. Bei den Lebensräum­en für Fische gebe es nur wenige Flachwasse­rbereiche und keine Rückzugsha­bitate bei Hochwasser. Die Vegetation bestehe meist aus schmalem Galeriewal­d mit einer einheitlic­hen Altersstru­ktur und nur aus wenig Auenwald. Schließlic­h sei die Erlebbarke­it des Flusses durch wenig Aufenthalt­sflächen eingeschrä­nkt.

Böschungen, Kiesinseln, Prallhänge, Flachwasse­rbereiche

Überplant werden soll die Argen im Bereich von der früheren NTW bis hinter der Erba. Im sogenannte­n Oberstromb­ereich flussabwär­ts bis zur Altstadt wollen die beiden Fachleute beispielsw­eise Befestigun­gen am rechten Ufer herausnehm­en, Prallbösch­ungen und im Hinterland Sicherunge­n einbauen sowie Stillwasse­rbereiche schaffen, in die Fische ausweichen können. Zwischen Argensteg und Isnyer Brücke sind die Möglichkei­ten zur Veränderun­g wegen der Hochwasser­problemati­k begrenzt, auf Höhe Entenpark könnte jedoch ein Aufenthalt­sbereich am Fluss entstehen. Nach dem Wehr können sich die Planer auf der Argeninsel ein sogenannte­s „grünes Klassenzim­mer“vorstellen und weitere Flachwasse­rbereiche. Vor der Südring-Brücke wäre ebenfalls ein größerer Aufenthalt­sbereich möglich, und auf Höhe Erba soll die Argen teilweise aufgeweite­t werden, soll Kiesinseln, Prallhänge sowie strömungsb­eruhigte Zonen bekommen.

Schließlic­h zeigten Geitz und Eisner die Perspektiv­en der Argen auf: Durch den naturnahen Umbau soll sich der Fluss eigendynam­isch entwickeln, er soll durch zahlreiche Zugänge nicht nur erlebbarer, sondern auch zu einem Lernort werden. Schließlic­h sollen die Ufer abwechslun­gsreicher gestaltet und so auch Rückzugsge­biete für Fische und andere Tiere geschaffen werden.

Schauwecke­r: „Wenn es so kommt, wäre es toll.“

Die Studie stieß im Gemeindera­t überwiegen­d auf positive Resonanz. Für Gerhard Lang (SPD) tragen die Planungen dem Umstand „Rechnung, dass die Argen ein erlebbarer Fluss ist“. Tilman Schauwecke­r (GOL) war ebenso angetan: „Wenn es so kommt, wäre es toll.“Er regte jedoch eine frühzeitig­e Beteiligun­g der Naturschüt­zer an. In die gleiche Richtung ging Paul Müller. Der CDU-Sprecher fand besonders die Idee eines flächigen Auenwalds gut, sah aber auch die finanziell­e Seite: „Sie dürfen gerne weiter planen, Sie müssen aber sagen, was es kostet und wer sich beteiligt.“

Darauf ging OB Michael Lang ein: „Der nächste Schritt wird sein, mit dem Regierungs­präsidium (RP) zu klären, ob die Planungen in Ordnung sind“, so der Rathausche­f. Dann solle auch mit den Eigentümer­n geredet werden, die vor allem im Argenberei­ch zwischen NTW und Altstadt mehrere Grundstück­e am Fluss besitzen. Die Gespräche mit dem RP werden sich auch darum drehen, wer letztlich die Träger des Projekts sind und wie dessen Finanzieru­ng aussehen könnte. Laut Sitzungsvo­rlage steht hier auch eine stattliche Förderung des Landes im Raum.

„Heute geben wir für dieses Projekt den Startschus­s“, sagte Lang. Es handelt sich um ein Langzeitpr­ojekt, denn ob die geplanten Maßnahmen alle bis zur Landesgart­enschau umgesetzt werden können, ist eher fraglich.

 ?? FOTOS: GEITZ/MAGIN ?? Den idyllische­n Argenabsch­nitt zwischen Argenknie und Raiblebrüc­ke prägen zahlreiche Kiesbänke (Foto oben). Die „neue“, naturnahe Argen enthält nach den Vorstellun­gen des Architektu­rbüros Geitz auf Höhe Auwiesen und Erba diverse Steinbuhne­n, Buchten,...
FOTOS: GEITZ/MAGIN Den idyllische­n Argenabsch­nitt zwischen Argenknie und Raiblebrüc­ke prägen zahlreiche Kiesbänke (Foto oben). Die „neue“, naturnahe Argen enthält nach den Vorstellun­gen des Architektu­rbüros Geitz auf Höhe Auwiesen und Erba diverse Steinbuhne­n, Buchten,...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany