Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mallorca erhöht Steuer für Touristen

Inselregie­rung will die Touristens­teuer bereits ein Jahr nach deren Einführung erhöhen

- Von Ralph Schulze

MADRID (ze) - Erst ein Jahr ist sie alt, die Touristens­teuer. Nun will die Inselregie­rung der Balearen diese erhöhen. Nachdem die im Sommer 2016 eingeführt­e Sonderabga­be keine negativen Auswirkung­en auf die Anzahl der Urlauber auf Mallorca gehabt hat, soll die bisher 50 Cent bis zwei Euro teure „Steuer für nachhaltig­en Tourismus“2018 angehoben werden. Einnahmen von 60 Millionen Euro zusätzlich werden in diesem Jahr aufgrund der Urlaubstax­e erwartet.

MADRID - Der Mallorca-Urlaub wird immer teurer: Nachdem bereits die Hoteliers und Gastronome­n die Preise in dieser Saison kräftig anhoben, will nun auch die Inselregie­rung bei den Urlaubern stärker abkassiere­n: Ein Jahr nach der Einführung der Touristens­teuer wurde nun eine Erhöhung dieser Ferien-Sonderabga­be beschlosse­n, die im kommenden Jahr in Kraft treten soll.

Angst, dass dies die Urlauber abschrecke­n könnte, müssen die Inselpolit­iker wohl nicht haben: Der Tourismus auf Mallorca boomt wie noch nie. In diesem Jahr wird schon wieder ein neuer Besucherre­kord erwartet. An dieser Tendenz hat auch die 2016 eingeführt­e Urlaubstax­e nichts geändert. „Es gibt Spielraum für eine Anhebung“, sagte Francina Armengol, Regierungs­chefin der balearisch­en Inseln, zu denen auch Mallorca gehört.

Seit vergangene­m Sommer müssen alle Übernachtu­ngsgäste die Ferienabga­be bezahlen. Die „Steuer für einen nachhaltig­en Tourismus“ist vergleichb­ar mit der Bettensteu­er oder Kurtaxe, die in vielen europäisch­en Urlaubsort­en und Städten erhoben wird. Verantwort­lich für die Einziehung sind Hoteliers und private Vermieter, welche die Einnahmen dann ans Finanzamt weiterleit­en müssen. Bisher müssen in der Hochsaison zwischen 50 Cent und zwei Euro pro Person und Nacht berappt werden. Wer in einer einfachen Herberge schläft, muss weniger Steuer bezahlen, in einem Luxushotel ist die Taxe höher. Kinder unter 17 sind ausgenomme­n, ab der zweiten Urlaubswoc­he kostet es die Hälfte und in der Nebensaiso­n gibt es ebenfalls Rabatt. Auch Kreuzfahrt­passagiere, deren schwimmend­e Bettenburg­en länger als zwölf Stunden im Hafen liegen, müssen blechen.

Von 2018 an wird die Ferientaxe, die bisher im Vergleich mit der Bettensteu­er anderer europäisch­er Tourismush­ochburgen eher niedrig ist, also teurer. Das beschloss die balearisch­e Regionalre­gierung, in der Sozialiste­n und die linke Öko-Inselparte­i Més den Ton angeben. Die neuen Tarife wurden noch nicht verkündet. Auch ist noch unklar, ob Billigtour­isten und Fünf-Sterne-Urlauber gleicherma­ßen von der Erhöhung betroffen sind. Aber einige Einzelheit­en sickerten schon durch: Die Hochsaison, in der höhere Steuertari­fe als in der Nebensaiso­n gelten, soll ausgedehnt werden. Bisher geht die steuerlich­e Hochsaison von Anfang Mai bis Ende Oktober. Auch in der blühenden Kreuzfahrt­branche, die in 2017 mehr als 550 Passagiers­chiffe in den Hafen Palmas zu lenken gedenkt, will man mehr abkassiere­n. Künftig sollen alle Passagiere Steuer zahlen, unabhängig davon, ob ihre Schiffe nur Stunden oder den ganzen Tag im Hafen liegen.

Nur die Spanier beschweren sich

Die Inselpolit­iker fühlen sich in ihrem Steuerplan dadurch ermutigt, dass die Erfahrunge­n mit der Erholungst­axe gut sind und der große Protest ausgeblieb­en ist. Ausländisc­he Gäste, welche ähnliche Extraabgab­en schon aus ihren Heimatländ­ern kennen, zahlten klaglos, berichten die Hoteliers. Nur spanische Urlauber, für die diese Art der Sondersteu­er noch relativ neu ist, würden sich zuweilen beschweren.

Eine bremsende Wirkung auf den Tourismus, wie die Reiseindus­trie anfangs befürchtet­e, ist nicht feststellb­ar: Die Urlauberza­hlen auf Mallorca wachsen zweistelli­g. Bis Ende des Jahres werden mehr als elf Millionen Besucher auf der Insel erwartet. Im Sommer gibt es keine freien Betten mehr. Vielen Einheimisc­hen wird es mit dem Massentour­ismus, der immer mehr Verkehrsun­d Umweltprob­leme bringt, schon zu viel.

Die Extra-Steuereinn­ahmen im Balearen-Urlaubspar­adies werden in 2017 auf mehr als 60 Millionen Euro geschätzt. Dieses Geld soll in den Umweltschu­tz, die Verbesseru­ng der Trinkwasse­rversorgun­g und den Ausbau der touristisc­hen Infrastruk­tur gesteckt werden. Investitio­nen, die dringend notwendig seien und den Urlaubern, so wirbt die Inselregie­rung, wieder zugutekomm­en.

 ?? FOTO: DPA ?? Urlauber genießen den Strand von Arenal auf Mallorca. Durch die Erhöhung der Touristens­teuer wird dieses Vergnügen teurer werden.
FOTO: DPA Urlauber genießen den Strand von Arenal auf Mallorca. Durch die Erhöhung der Touristens­teuer wird dieses Vergnügen teurer werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany