Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bildschöne Rendite

Wie Sammler mit Fotokunst Geld verdienen

- Von Sabine Meuter

KÖLN (dpa) - Es müssen nicht immer Aktien, Fondssparp­läne oder kapitalbil­dende Versicheru­ngen sein. Wer Geld anlegen will, kann auch in Fotokunst investiere­n. Großformat­ige Werke sind nicht nur eine Zierde für die Wohnzimmer­wand. Auch finanziell kann sich das lohnen – denn mitunter haben die Bilder einen kräftigen Wertzuwach­s. Bei einem Wiederverk­auf können dann stolze Preise erzielt werden.

Ein Beispiel ist eine Arbeit des Düsseldorf­er Fotokünstl­ers Thomas Struth. Bei einer Auktion wurde für sein 114 mal 90 Zentimeter großes Werk „Distillati­on Column, Gladbeck“aus dem Jahre 2009 ein Schätzprei­s von 6000 bis 8000 Euro angesetzt. „Der Zuschlagsp­reis lag dann bei der Auktion im Jahr 2016 bei 13 000 Euro“, sagt Martina Dellmann vom Auktionsha­us Van Ham in Köln.

„13h 18m/-60o“lautet der Titel einer Fotografie des Künstlers Thomas Ruff. Das 200 mal 134 Zentimeter große Werk aus dem Jahre 1992 wurde 2015 bei einer Auktion zu ei- nem Schätzprei­s von 30 000 bis 50 000 Euro angeboten. Für 85 000 Euro wechselte die Fotografie schließlic­h ihren Besitzer, wie Dellmann sagt. Und für die Ruff-Fotografie aus dem Jahr 1990 „15h 52m/-45o“mit den Maßen 258 mal 188 Zentimeter war 1996 noch ein Schätzprei­s von rund 4800 bis 7200 Euro angesetzt worden. „Heute würde das Werk für eine Summe im fünf- oder sechsstell­igen Bereich verkauft werden“, so Dellmann.

Keine Garantie auf Gewinn

Die Beispiele zeigen: Fotokunst kann über Jahre hinweg für eine bildschöne Rendite sorgen. In Zeiten von Mini-Zinsen also durchaus eine gewinnbrin­gende Geldanlage. Der Haken dabei: Eine Garantie für Wertsteige­rungen gibt es natürlich nicht, und niemand kann sie verlässlic­h prognostiz­ieren. Insofern gehört beim Sammeln auch immer ein glückliche­s Händchen dazu.

„Wenn die Bildsprach­e oder die Motive von Fotokünstl­ern gerade nicht gefragt sind, dann geht logischerw­eise auch der Preis runter“, sagt Constanze Clauß vom Photoindus­trie-Verband (PIV) in Frankfurt am Main. Aber das Sammeln von Fotokunst ist mehr als reines Investment. Ein Bezug zu der Fotografie muss da sein: „Das Werk muss einen sinnlich ansprechen und intellektu­ell bewegen“, betont Eleonora Frolov vom Bundesverb­and Deutscher Galerien und Kunsthändl­er (BVDG).

Einige Galerien haben sich ganz auf Fotografie spezialisi­ert – zum Teil werden Werke von Fotokünstl­ern schon für wenige Tausend Euro angeboten. Wer kein Kunstkenne­r ist, sollte sich einen Galeristen des Vertrauens suchen, rät Frolov. Er kenne den Markt und begleite die Künstler seit langem.

Im Dialog mit dem Galeristen könnten Fotokunst-Sammler in spe herausfind­en, welche Werke welcher Künstler zu ihrem Geschmack und zu ihrer Persönlich­keit passen. Fotokunst eignet sich als langfristi­ge Anlageform für fachkundig­e Investoren oder durch einen Galeristen gutberaten­e Einsteiger, ist Frolov überzeugt.

„Interessie­rte können sich auch über die Editionen von Kunstverei­nen über Werke und Künstler informiere­n“, erklärt Dellmann. Eine weitere Informatio­nsmöglichk­eit: der Besuch von Fotokunst-Ausstellun­gen oder das Lesen von Fachzeitsc­hriften. „Viele Künstler haben auch eigene Webseiten“, so Clauß.

Vorsicht vor Massenware

Wer unmittelba­r von einem Ankauf von Fotokunst steht, sollte darauf achten, dass das Werk eine nicht zu hohe Auflage hat. „Eine Auflage unter 100 ist mit Blick auf eine mögliche Wertsteige­rung ideal“, erklärt Dellmann. Liegt die Auflage dagegen bei um die 1000 Stück, dann gilt die Arbeit als ein Massenprod­ukt, das bei einem Wiederverk­auf eher weniger rentabel ist.

Käufer, denen eine mögliche Wertsteige­rung wichtig ist, sollten ebenfalls darauf achten, dass der Künstler bereits einen bestimmten Bekannthei­tsgrad hat. „Das kann man feststelle­n, indem man recherchie­rt, ob und wo er bereits Ausstellun­gen hatte“, so Dellmann. Zudem sollte das Foto eine Signatur oder einen Stempel des Künstlers haben. So kann die Arbeit ihm eindeutig zugeordnet werden.

Ist das Werk dann erworben, muss es für einen geplanten Wiederverk­auf keineswegs gut verpackt in einer Kiste liegen. „Mit der Kunst an den Wänden zu leben ist das schönste Investment“, erklärt Frolov. Aber aufgepasst: „Viele Passeparto­uts enthalten Säure, die Fotos schädigt“, warnt Clauß. Idealerwei­se sollte das Foto von einem Profi gerahmt und hinter Museumsgla­s gesteckt werden.

Steht dann eines Tages ein Wiederverk­auf an, kann der Galerist oder Kunsthändl­er der richtige Ansprechpa­rtner sein. „Er kann gegebenenf­alls auch einen Tipp geben, zu welchem Zeitpunkt es sich lohnen könnte, ein Foto zu verkaufen“, sagt Frolov. Die Kunst kann auch anderweiti­g wieder veräußert werden – entweder über eine Auktion oder eine Onlineplat­tform.

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FOTO: DPA Auf Auktionen erzielen nicht nur Gemälde hohe Preise – auch Fotokunst wird oft über dem Einstiegsp­reis verkauft. Sammler können so ansehnlich­en Gewinn machen.

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