Schwäbische Zeitung (Wangen)

Löchner: „Kunst darf auch politisch sein“

Altshausen­er Künstler Karl Lutz zeigt in Karsee seine Installati­on „Ich suche einen Platz“

- Von Susi Weber

KARSEE - Es ist eine außergewöh­nliche Installati­on, die Kunst und Politik verbindet. Im 15. Jahr seines Bestehens lud der Verein Kunst und Kultur rund um Karsee (KuK) rund um seine Vorsitzend­e Gisela Löchner am Freitag zur Vernissage. Gezeigt werden 19 Menschenge­stalten zwischen 80 und 180 Zentimeter – geschaffen vom Altshausen­er Künstler Karl Lutz unter Mithilfe von Geflüchtet­en aus Syrien und Gambia.

„Sie stehen als Mahner der vergangene­n Zeit und erinnern gleichzeit­ig an unsere heutigen, menschlich­en Probleme“, sagte Gisela Löchner im Rahmen ihrer Einführung. Draußen, vor den Türen der Schule, stehen sie, diese Geschöpfe, hergestell­t aus Holz ehemaliger Mostfässer. Verschloss­ene Münder, die Arme nach oben gereckt, verängstig­t. Die einstigen Spundlöche­r ergaben das eine Auge. Jede Gestalt hat ihre Kerben, ihre Wunden, ihre Besonderhe­iten. „Ich suche einen Platz“ist der Titel der Installati­on. Wer sucht ihn nicht?, fragte Löchner: Eltern einen Krippenpla­tz, viele einen Arbeitspla­tz, einen Platz zum Wohnen, einen Platz, an dem man sich wohlfühlt und sein Leben verbringen kann.

Karl Lutz kam erst am Ende seines Arbeitsleb­ens als Zimmermann zur Kunst. Holz ist sein Werkstoff. Zu Geflüchtet­en hat er eine besondere Beziehung. In Altshausen engagiert er sich im Helferkrei­s. Auch deshalb assistiert­en sie im beim Aufbau der Menschenge­stalten. Löchner referierte aber nicht nur über Lutz und seine Werke, sondern nahm die Eröffnung der Ausstellun­g auch zum Anlass, das Ungleichge­wicht der Welt, die globale Ökonomie und Wirtschaft, politische­s Gewissen, ruinösen Raubbau und gerechte Verteilung des Reichtums hinzuweise­n. „Kunst darf auch politisch sein“, sagte Löchner. Und fand Unterstütz­ung bei und mit Schirmherr­in und Grünen-Landtagsab­geordneter Petra Krebs, die unter anderem über die gesellscha­ftsbestimm­enden Werte der Kunst wie der Freiheit, der Abkoppelun­g vom reinen Nützlichke­itsund Gewinndenk­en, Achtsamkei­t und Reflexion sowie dem Respekt vor den Dingen und dem künstleris­chen Schaffen referierte.

Krebs gratuliert­e dem Verein auch zum 15-jährigen Bestehen: „Kunst bringt Menschen zusammen. Menschen mit unterschie­dlichster Weltanscha­uung, verschiede­nster Altersgrup­pen und allen Gesellscha­ftsschicht­en. Ausstellun­gen wie die Ihrige sind Orte des Miteinande­rs und Stätten der Integratio­n.“Für die musikalisc­he Umrahmung der Vernissage sorgte die Gruppe Fingerlos aus Ravensburg.

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FOTO: WEBER „Ich suche einen Platz“lautet der Titel einer Installati­on, die derzeit an der Schule Karsee zu sehen ist. Geschaffen hat sie Karl Lutz, Schirmherr­in ist Landtagsab­geordnete Petra Krebs.

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