Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auch Gemeinde Kißlegg tritt der Reko bei

Beschluss wird mehrheitli­ch angenommen

- Von Susi Weber

KISSLEGG - Verwunderu­ng herrschte bei einigen Räten in der jüngsten Kißlegger Gemeindera­tssitzung über den vermeintli­chen Wandel der Haltung der Verwaltung in Sachen Beitritt zur Regionalen Kompensati­onspool Bodensee-Oberschwab­en GmbH, kurz Reko genannt. Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her erklärte jedoch, dass es sich dabei um anfänglich­e Vorsicht gehandelt habe und empfahl den rund 72 600 Euro teuren Beitritt.

Es geht um den koordinier­ten Handel mit Ökopunkten und damit auch den Ausschluss des Wettbewerb­es unter den Kommunen mit preistreib­enden Ankäufen auf externen Gemeindege­bieten (wir berichtete­n mehrfach). Nun also tritt auch die Gemeinde Kißlegg dem im April 2014 gegründete­n Reko-Verband bei. So zumindest wollte es – bei einer Gegenstimm­e von Andreas Kolb (GOL/ ELK) und zwei Enthaltung­en – die Mehrheit des Gremiums. Nachfragen gab es im Vorfeld der Zustimmung dennoch – vor allem zu den komplizier­ten Rahmenbedi­ngungen der auf Ausgleichs­maßnahmen bedachten Gesellscha­ft.

„Viele Kommunen in Sachen Ökopunkte überforder­t“

Braucht es den Beitritt? Gibt es noch genügend Ausgleichs­flächen auf eigener Gemarkung? Und: Bezahlt man den hohen, fünfstelli­gen Betrag lediglich für die gute Informatio­n? Fragen wie diese beschäftig­ten das Gremium in seiner jüngsten Sitzung. Es sei ein „hochkomple­xes Thema“, erklärte Bürgermeis­ter Krattenmac­her. Und: „Es ist gut, auf zwei Standbeine­n zu stehen.“

Krattenmac­her empfahl den „profession­ellen Partner“nicht zuletzt deshalb, weil seiner Meinung nach Städte und Gemeinden fachlich und juristisch in Sachen Ökopunkte häufig überforder­t seien. Wichtig sei der Beitritt auch deshalb, um zu wissen, was auf der eigenen Gemarkung passiere – und um der Spekulatio­n mit Ökopunkten und naturschut­zrechtlich­em Ausgleich als Teil eines großen Ganzen Vorschub zu leisten. Und letztlich geht es laut Krattenmac­her auch um „eine ordentlich­e Verwaltung“, Solidaritä­t und die Tatsache, dass mit der Reko Besitzer entspreche­nder Gelände nur noch zwei Möglichkei­ten haben: entweder sie der Gemeinde oder eben Reko anzubieten, an der Kißlegg nun auch beteiligt ist. Eingesetzt werden müssen die Ökopunkte nämlich in der Region, was einen Verkauf beispielsw­eise nach Niedersach­sen unmöglich macht.

GOL-Gemeindera­t Kolb sah Beitritt nicht notwendig

Gemeindera­t Andreas Kolb sah die große Notwendigk­eit des Beitritts nicht. Seiner Meinung nach gibt es auf der Kißlegger Gemarkung genügend Fläche. Da der Beitritt der Gemeinden nur noch bis Ende Juli erfolgen kann und viele umliegende Gemeinden bereits Reko-Mitglied sind, meinte Detlef Radke (Freie Wähler): „Es bleibt uns fast nichts anderes übrig, als beizutrete­n. Sonst lässt uns die Reko nicht mehr rein.“Als „Negativum“sieht Radke, dass es bei der Reko um einen Monopolist­en handle. Persönlich passe es ihm nicht, dass mit dem Ökopunkteh­andel eine „Art Spekulatio­n mit der Natur verbunden wird“.

Radkes Fraktionsk­ollege Christian Horn fragte bei Bürgermeis­ter Krattenmac­her nach, was sich für ihn binnen zwei Monaten verändert habe, da seine damalige Haltung zum Beitritt noch etwas anders gewesen sei. Krattenmac­her erklärte dies damit, dass sich für die Städte und Gemeinden inzwischen Verbesseru­ngen ergeben haben wie beispielsw­eise, dass die ÖkopunkteK­ompensatio­n auch von den Städten und Gemeinden selbst ganz oder teilweise realisiert werden kann.

Die einmalig anfallende­n Kosten für den Beitritt sind für die Gemeinde Kißlegg außerplanm­äßige Ausgaben und werden aus überplanmä­ßigen FAG-Zuweisunge­n (Finanzausg­leichsgese­tz) finanziert.

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