Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Komfort fürs Skigebiet am Söllereck

Kur AG stellt Bahn-Investitio­nsprogramm vor – Kosten liegen bei etwa 40 Millionen Euro

- Von Michael Mang und Sibylle Mettler

OBERSTDORF - Vier neue Bergbahnen, eine moderne Beschneiun­gsanlage und eine Fußgängerb­rücke: Die Oberstdorf­er Kur- und Verkehrsbe­triebe AG nimmt einen neuen Anlauf, das Skigebiet am Söllereck umfassend zu modernisie­ren. Vorsitzend­er Henrik Volpert stellte nun bei der Hauptversa­mmlung im Oberstdorf-Haus den Aktionären einen „Masterplan“vor, wie er die Bergbahn in die Zukunft führen will. Kosten würde die umfassende Sanierung des Gebiets zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Umgesetzt werden soll es in den Jahren 2019 bis 2022. Gestemmt werden könnten die Investitio­nen laut Volpert durch das Seilbahnfö­rderprogra­mm der Staatsregi­erung und eine Kapitalerh­öhung.

Das vorgelegte Modernisie­rungskonze­pt birgt eine Überraschu­ng: Nicht dem Neubau des veralteten Höllwiesli­fts wird in dem Modernisie­rungskonze­pt die höchste Priorität eingeräumt, sondern der Söllereckb­ahn, der „jüngsten“Seilbahn in dem Gebiet. „Sie ist erst, aber eben auch schon 20 Jahre alt“, sagt Volpert. Zudem sei die Bahn damals in bestehende Tal- und Bergstatio­nsgebäuden eingebaut worden, die noch älter sind. Das Hauptprobl­em sieht Volpert, der den Betrieb seit seinem Amtsantrit­t vor zwei Jahren gemeinsam mit einem Beratungsu­nternehmen unter die Lupe genommen hat, in der Position der Talstation. Zwischen Parkplatz und Einstieg in die Bergbahn liegt ein kräftezehr­ender Fußmarsch – ein großes Hindernis für ältere Menschen und Familien mit Kindern. Letztere sind die Zielgruppe des „Familienbe­rgs“Söllereck. Zudem müssen viele Gäste die Bundesstra­ße überqueren, weil ein Teil der Parkfläche­n auf der anderen Seite der Fahrbahn liegt. Deshalb soll die neue Talstation an den Parkplätze­n errichtet werden und die Bundesstra­ße überspanne­n. So können die Gäste direkt vom Parkplatz oder aus dem Bus in die Bahn einsteigen. Ein Komfort, den der Gast von heute erwartet, glaubt Volpert. Und ein wichtiger Schritt in Richtung Barrierefr­eiheit. Zudem soll eine Fußgängerb­rücke über die B 19 errichtet werden.

Um das Gebiet an der bestehende­n Talstation, wo sich KinderÜbun­gsparcours und Skischul-Hütten befinden, nicht abzuschnei­den, soll die neue Bahn in zwei Sektionen gebaut werden. Wo heute die Gäste in die Söllereckb­ahn einsteigen, soll eine Durchgangs­station liegen, an der man aus- und zusteigen kann.

Aufs Kerngeschä­ft konzentrie­ren

Das Modernisie­rungskonze­pt ist auch Ergebnis einer neuen Unternehme­nsstrategi­e, die Volpert erarbeitet hat. „Wir sind ein Bergbahnbe­treiber“, sagt Volpert. „Und die Söllereckb­ahn ist unsere Haupteinna­hmequelle.“Deswegen wolle man sich künftig stärker auf das Kerngeschä­ft konzentrie­ren. Dafür müsse man aber die veralteten Anlagen modernisie­ren, sagt der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Oberstdorf­s Bürgermeis­ter Laurent Mies: „Die Rahmenbedi­ngungen sind optimal.“Auch eine neue Höllwiesba­hn ist geplant. „Erhalten können wir den Höllwies nur, wenn wir ihn modernisie­ren und schneesich­er machen“, sagt Volpert. Der mehr als 40 Jahre alte Schlepper soll abgerissen und durch eine Sechser-Sesselbahn auf der bestehende­n Trasse ersetzt werden. Ein Prestige-Projekt wie eine KöpfleBahn, wie sein Vorgänger Josef Moser vorgesehen hatte, plant Volpert nicht. Zudem sollen die Pisten am Höllwies ebenso durchgängi­g beschneit werden wie am Schrattenw­ang. Dort ist eine neue Vierer-Sesselbahn geplant. Auch in der Wanne soll ein Vierer-Sessel entstehen.

Den Grundeigen­tümern, allein im Bereich Höllwiesli­ft sind es 89, wurde das Konzept bereits vorgestell­t. Finanziert werden soll das Millionenp­rojekt über eine Kapitalerh­öhung. In diesem Zuge soll auch der Anteil der Gemeinde an der Gesellscha­ft unter 25 Prozent fallen. Das ist die Voraussetz­ung, dass das Seilbahnfö­rderprogra­mm der Staatsregi­erung in vollem Umfang (35 Prozent) genutzt werden kann.

Von den Aktionären gab es bei der Hauptversa­mmlung im Oberstdorf­Haus viel Lob. „Ich halte den Vorschlag für einen ganz großen Wurf“, sagte Aktionär Gustav Stempfle. Er habe aber wenig zur Finanzieru­ng gehört. Auch Pius Geiger bezeichnet­e die Veränderun­g als „dringend notwendig“. Priorität habe, mit den Grundstück­seignern einen Konsens zu finden. Dazu gebe es bereits einen Arbeitskre­is, antwortete Volpert.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Die 20 Jahre alte Söllereck-Kabinenbah­n soll durch eine neue Anlage ersetzt werden. Dafür könnte es Geld vom Seilbahnfö­rderprogra­mm des Freistaats geben.

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