Schwäbische Zeitung (Wangen)

Geier kreisen über den Allgäuer Alpen

Drei Arten gesichtet. Darunter ist der einst fast ausgerotte­te Bartgeier

- Von Michael Munkler

OBERSTDORF (mun) - Vogelkundl­er sprechen von einer Sensation: Nahezu zeitgleich sind in diesem Sommer in den Allgäuer Alpen drei Geierarten gesichtet und fotografie­rt worden: Mönchs-, Gänse- und Bartgeier. Mit einer Spannweite von bis zu fast drei Metern ist der Bartgeier einer der größten Greifvögel Europas und mit 225 bis 250 Brutpaaren sehr selten.

Henning Werth, Betreuer des Naturschut­zgebiets Allgäuer Hochalpen, dokumentie­rt die Sichtungen von Raubvögeln und anderen Tieren in den Allgäuer Alpen. „Wenn möglich, sollten Naturfreun­de ihre Sichtungen bei Wanderunge­n mit einem Foto dokumentie­ren“, sagt der Diplom-Biologe. So könnten gesichtete Tiere registrier­t und individuel­le Merkmale bestimmt werden. Werth vermutet, dass sich im Lechtal ein Bartgeier-Paar zusammenge­tan hat und sich die beiden Raubvögel in nächster Zeit häufiger auch im Allgäu zeigen könnten. Während der Gänsegeier Anfang Juli im Bereich des Giebels und des Großen Wilden südlich von Hinterstei­n im Oberallgäu gesichtet wurde, ist ein Mönchsgeie­r am Imberg gesehen und fotografie­rt worden. Der riesige Bartgeier drehte seine Runden über dem Schattenbe­rg im Nebelhorng­ebiet bei Oberstdorf.

Dass einer der Geierarten auf Dauer in den Allgäuer Alpen ansässig ist, sei unwahrsche­inlich, sagt Werth – für die Zukunft aber nicht auszuschli­eßen. Gänzlich ausgerotte­t wurden die letzten Bartgeier in den Allgäuer Alpen vor mehr als 100 Jahren – wie überall im Alpenraum. Denn dem großen Greifvogel mit den roten Augenringe­n wurde aufgrund eines Irrglauben­s nachgesagt, er würde Lämmer erlegen. Daher stammt auch der weitverbre­itete Name Lämmergeie­r. Mitte der 1980er-Jahre wurden erste Bartgeier aus Falknereie­n in die Natur entlassen. Dort leben sie jetzt oberhalb der Waldgrenze und können bei günstigem Flugwetter bis zu 500 Kilometer am Tag zurücklege­n. Die größte Geierart hat eine ungewöhnli­che Ernährungs­gewohnheit: Die Vögel können bis zu 18 Zentimeter lange und drei Zentimeter dicke Knochen von Aas unzerklein­ert schlucken.

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ARCHIVFOTO: DPA Nahezu zeitgleich sind in diesem Sommer in den Allgäuer Alpen drei Geierarten gesichtet und fotografie­rt worden: Mönchs-, Gänse- und Bartgeier. Das Foto zeigt einen Mönchsgeie­r.

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